Notable black American women (NBAW) berücksichtigt 500 bedeutende Frauen von den Anfängen bis heute (also einschließlich noch Lebender), wobei die "Bedeutung" an verschiedenen, im Vorwort dargelegten Kriterien gemessen wird, letztlich aber doch von einem zehnköpfigen Herausgeberinnengremium festgelegt wurde. Die sämtlich mit den Namen der etwas über 200 (ganz überwiegend weiblichen) Mitarbeiter gezeichneten Artikel sind im Schnitt drei Seiten lang, doch sind Abweichungen nach beiden Seiten in Abhängigkeit von der Dürftigkeit oder der Reichhaltigkeit der Quellen nicht selten. Daß nicht alle Artikel von Porträtphotos begleitet sind, hängt sicherlich damit zusammen, daß in vielen Fällen solche nicht aufzutreiben waren, doch gibt es andere Fälle, in denen Photos fehlen, obwohl man aus einem reichen Fundus hätte schöpfen können (z.B. bei Billie Holiday). Die Artikel konzentrieren sich auf Biographisches und greifen häufig zu längeren Zitaten aus der im Anschluß an alle Artikel zitierten Literatur. Ein Sachregister erschließt den Inhalt der Artikel zusätzlich. Von kulturgeschichtlichem und soziologischem Interesse ist das Register nach Berufen und Aktivitäten, das von Abolitionist bis Writer (mit unklarer Abgrenzung zu Author) reicht: die bei weitem längste Liste steht unter Educator, gefolgt von zwei fast gleichlangen für Writer und Singer: unter letzteren findet man, wie nicht anders zu erwarten, Größen des Jazz wie Ida Cox, Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Ma Rainey, Dinah Washington und natürlich auch Bessie, Clara und Mamie Smith, während Trixie als mögliche Vierte in diesem Bund fehlt. Erfreulich, da noch immer nicht selbstverständlich, ist, daß im Artikel über die Empress of the Blues, der absichtlich ins Leben gesetzten Legende von Bessie's Todesursache - sie sei nach einem Autounfall als Schwarze in einem "weißen" Krankenhaus nicht behandelt worden - entschieden entgegengetreten wird. Die Literaturangaben zu den genannten Jazz-Sängerinnen zitieren häufig dieselben (sekundären) Quellen, unter denen die wichtigste, nämlich The new Grove dictionary of Jazz[4] leider meist fehlt; man hätte sich in diesen Fällen auch die Aufführung der selbständigen und unselbständigen Personaldiskographien gewünscht, da die auf Tonträgern konservierte Kunst dieser Sängerinnen ihren eigentlichen Nachlaß darstellt.
African American women (AAW) behandelt - ohne Spezifizierung von Auswahlkriterien - weniger, nämlich nur knapp 300 Frauen; die gleichfalls (mit den Namen von 75, davon 70 weiblichen Mitarbeitern) gezeichneten und mit bibliographischen Angaben versehenen Artikel sind i.d.R. kürzer; 62 Porträts sind auf Tafeln in der Mitte des Bandes zusammengefaßt (leider ohne Hinweis bei den Biographien selbst). Die Überschneidungsrate ist nicht beträchtlich: Von 13 Namen mit Anfangsbuchstaben A in AAW finden sich nur 4 auch unter den 12 in NBAW. AAW verfügt wie die Konkurrenz über ein Sachregister, das den Inhalt der Artikel erschließt. Dagegen ist das Register nach Berufen und Aktivitäten in AAW leichter zu benutzen als das entsprechende Register in NBAW, da es verwandte Aktivitäten einem generellen Begriff unterordnet, also z.B. unter Reformer Begriffe wie Abolitionist, Antilynching, Feminist/womens's rights, Lesbian etc. Wegen der nicht sauber zu treffenden Abgrenzung dieser Begriffe in den beiden Nachschlagewerken einerseits und wegen der zahlreichen Mehrfacheintragungen in jeder Kategorie andererseits, ist es kaum möglich, Schwerpunkte der beiden Werke in Bezug auf die bevorzugte Berücksichtigung von Frauen aus bestimmten Berufen und Aktivitäten anzugeben.
Fazit: Bibliotheken, die den geänderten und differenzierteren Anforderungen an biographische Informationen gerecht werden und deshalb ihre Standard-Biographien für die USA mit speziellen biographischen Nachschlagewerken ergänzen wollen, müssen wohl - trotz partieller Überschneidungen - alle drei Werke erwerben; wenn das nicht möglich ist, so empfiehlt sich NBAW wegen der höheren Zahl der Eintragungen.
sh