Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 1
[ Bestand in K10plus ]

Meyers Schachlexikon


94-1-102
Meyers Schachlexikon / hrsg. und bearb. von Otto Borik und Meyers Lexikonredaktion. In Zsarb. mit Joachim Petzold ... - Mannheim [u.a.] : Meyers Lexikonverlag, 1993. - 353 S. ; 24 cm. - ISBN 3-411-08811-7 : DM 34.00
[1941]

Das Nachschlagewerk, das sich an "Schachfreunde aller Spielstärken" wendet, erläutert gängige schachbezogene Begriffe, vermittelt Daten und Fakten zur Geschichte des Schachspiels und enthält zahlreiche Biographien nationaler und internationaler Schachpersönlichkeiten. Es stellt sich in Konkurrenz zum Grossen Schach-Lexikon von Klaus Lindörfer, das zuletzt 1991 in einer Sonderausgabe erschienen ist.[1] Ein Vergleich zeigt, daß das Lexikon von Lindörfer in seinem Hauptteil, von wenigen Ausnahmen abgesehen (z.B. Artikel Polgar), den Stand von ca. 1980 aufweist. Lediglich der Anhang, der neben den Spielregeln des Weltschachbundes nützliche Übersichten enthält, die Meyer vermissen läßt (u.a. Epochen des Schachspiels, Großmeister/-innen der FIDE, Ranglisten, Systematik der Eröffnungen, Schachausdrücke in fünf Sprachen), ist bis 1990 fortgeführt. Dies bedeutet, daß die Biographien fast der gesamten jüngeren Schachelite, von Jussupow über Short, Lutz, Lautier bis zu Lekó, dem "Schreck der Superhirne" (Der Spiegel 1993,47, S. 226), nur bei Meyer zu finden sind. Weitere zeitgenössische Spieler wie Drejew, Minasjan, Zarnicki u.a. müßten in einer Neuauflage berücksichtigt werden, in der dann auch die Schachmeister Blümich, Gereben, Heinicke und Schlechter wenigstens mit einer Kurzbiographie gewürdigt werden sollten.

Erfreulich vielen Biographien sind bei Meyer Porträts beigegeben; unverständlich ist jedoch, weshalb solche bei so berühmten Schachspielern wie Bogoljubow, Fischer, Morphy und Tarrasch (um nur 4 von 20 weiteren zu nennen) im Gegensatz zu Lindörfer fehlen.

Daß Meyer auch in den Sachartikeln up to date ist, zeigen verschiedene Einträge, in denen die neue geopolitische Situation berücksichtigt wird: die Wiedervereinigung der beiden deutschen Schachverbände 1991, die neue Zoneneinteilung der FIDE 1993, Länderartikel über die baltischen Staaten, Ukraine, Usbekistan etc. Großes Gewicht legt Meyer auf die Darstellung der verschiedenen Eröffnungen, die mit jeweils herausragenden Beispielen bis ins Jahr 1993 belegt werden. Artikel über bekannte deutsche Schachvereine, die bei Lindörfer fehlen, tragen der Tatsache Rechnung, daß ohne deren verdienstvolle Breitenarbeit Schach hierzulande als Wettkampfsport undenkbar wäre.

Ausgesprochen karg in Umfang und bibliographischer Beschreibung sind die Literaturhinweise bei Meyer. Wenn Ludek Pachmann berechtigterweise zu den "bedeutenden Schachschriftstellern unserer Zeit" gezählt wird, verwundert es schon, wenn kein einziges seiner Werke genannt wird. Und wäre es nicht sinnvoller, den deutschen Leser mit dem seit Jahrzehnten bewährten Lehrbuch des Schachspiels von DuFresne und Mieses[2] bekannt zu machen als mit einer Einführung in chinesisches und koreanisches Schach? Lindörfer bringt ein fünfmal umfangreicheres, überdies systematisch geordnetes Literaturverzeichnis, das in diesem Rahmen für ein weiteres Literaturstudium besser geeignet ist. Gleichwohl wird man Meyers Schachlexikon allein schon wegen seiner hohen Aktualität den Vorzug geben.

Gunter Maier


[1]
Grosses Schach-Lexikon : Geschichte, Theorie und Spielpraxis von A bis Z ; mit aktualisiertem Tabellenteil / Klaus Lindörfer. Unter Mitarb. von Alfred Diel. - Sonderausg. - München : Orbis-Verlag, 1991. - 390 S. - ISBN 3-572-02734-9 : DM 19.80. (zurück)
[2]
Lehrbuch des Schachspiels / J. DuFresne ; J. Mieses. - 28. Aufl. / hrsg. von Rudolf Teschner. - Stuttgart : Reclam, 1988. - 744 S. - (Reclams Universal-Bibliothek ; 1407). - ISBN 3-15-001408-5 (geb.) : DM 26.80. (zurück)

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