Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 1
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International dictionary miniature painters, porcelain


94-1-083
International dictionary miniature painters, porcelain painters, silhouettists = Internationales Lexikon Miniatur-Maler, Porzellan-Maler, Silhouettisten = Dictionnaire international peintres miniaturistes, peintres sur porcelaine, silhouettistes / Harry Blättel. - München : Arts & Antiques Edition Munich, 1992. - 1422 S. : Ill ; 31 cm. - ISBN 3-928263-11-0 : DM 348.00. - (Arts ..., Postfach 400128, 80701 München)
[1591]

Selbst wenn der Verfasser, Spezialist auf seinem Gebiet, wohl aber nicht Sammler von Miniaturen selbst, sondern von "Kunst-Dokumentation", sprich Literatur über Miniaturen, sein Nachschlagewerk nicht selbst bereits in die Tradition der wenigen tabellarisch aufgebauten, sich auf strukturierte Minimalinformationen beschränkenden Nachschlagewerke über Künstler gestellt hatte, würde man spätestens beim Aufblättern die enge Verwandtschaft zu dem als Vorbild dienenden Internationalen Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts erkennen, dem als Busse-Verzeichnis immer wieder zitierten Werk, das in ABUN in ZfBB 24 (1977),4, S. 375 - 376 besprochen wurde. Verzeichnet sind mit dem Streben nach Vollständigkeit (Zahlen lt. Verlagsangabe) ca. 37.000 Miniaturmaler aus 50 Ländern, davon ca. 11.000 Porzellan-, 2.400 Emailmaler, 2.000 Silhouettisten und Profilisten, 3.000 Buch- und 800 Wachsminiaturisten von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis heute, jedoch mit dem Übergewicht für die Zeit zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert, als diese Kunstübung ihren Höhepunkt erreichte, um dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, bedingt durch das Aufkommen der Photographie, fast völlig zu verschwinden. Jedem der alphabetisch geordneten Namen oder nicht auflösbaren Namenskürzel sind unter Benutzung zahlreicher, aber wohl überlegter Abkürzungen (von denen die wichtigsten auf einem großen Lesezeichen zusammengefaßt sind) folgende, nach Lage der Dinge z.T. auch nur ungefähre Angaben gemacht: 1. Monogramm (nur für Porzellanmaler); 2. Geschlecht (nur die in dieser Kunstgattung zahlreichen Frauen sind mit f markiert); 3. Namen, Vornamen; 4. Herkunftsland; 5. Geburtsjahr; 6. Geburts-, Sterbe- und Wirkungsorte (letztere unter Angabe der Porzellanmanufakturen); 7. Jahre der aktiven Tätigkeit, Todesjahr; 8. - 9. besondere bzw. allgemeine Detailinformationen; 10. Sigel für Fundstellen in der Literatur; 11. Bemerkungen unterschiedlichster Art; 12. Wiederholung des Namens zur Erleichterung der Recherche in den langen Zeilen, die sich jeweils über eine Doppelseite erstrecken. Auf die Zusammenführung unterschiedlicher Namensformen wurde nach Aussage des Vorworts große Mühe verwendet (von abweichenden Namensformen wird verwiesen); wie weit dies gelungen ist, läßt sich für den Rezensenten allerdings nicht nachprüfen. Im Gegensatz zum Busse-Verzeichnis, das nur acht der großen allgemeinen Künstlerlexika heranzog, geht das Blättel-Lexikon (wie es zitiert sein will) weiter, verweist es doch auf zwei, im Anhang abgedruckten Listen: 1. mit Buchstaben-Kürzeln werden 37 allgemeine Künstlerlexika zitiert, also insbesondere Bénézit[1] und Thieme-Becker[2] - ohne leider die bis Redaktionsschluß erschienenen Bände des Allgemeinen Künstlerlexikons[3] zu berücksichtigen - bei denen jeweils angegeben ist, ob sie systematisch (was z.B. auf die beiden genannten zutrifft) oder nur selektiv auf einschlägige Namen durchsucht wurden; 2. mit laufender Nummer zitiert werden die 1149 akzessorisch durchnumerierten speziellen Nachschlagewerke der zweiten Liste (beide Listen werden durch ein gemeinsames Verfasserregister erschlossen); den Eindruck, den diese große Zahl bewirkt, reduziert sich freilich, wenn man sieht, daß von diesen Titeln nur ca. 50 systematisch und weitere ca. 80 selektiv ausgewertet wurden, und nur deren Nummern werden im Hauptteil zitiert; der Rest entfällt auf nicht ausgewertete einschlägige Titel sowie auf solche aus der Bibliothek von Blättel, die sich nur am Rande mit Miniaturen beschäftigen oder eindeutig ältere Epochen dieser Kunst behandeln.

Als Auszug aus dem Hauptteil sind dann noch einmal die Namen der Porzellanmaler (mit einer separaten Liste der Manufakturen und einem Register der Namen nach den bedeutendsten Manufakturen in SŠvres, Wien und Meissen), der Silhouettisten und der Emailleure zusammengestellt. Diese Sonderteile hätten zur leichteren Benutzbarkeit entweder durch Trennkartons oder durch Markierungen des Buchblocks vom Hauptteil abgesondert werden sollen. Lobend zu erwähnen ist die sehr ausführliche dreisprachige (Englisch, Deutsch, Französisch) Benutzungsanleitung sowie der Überblick über die verschiedenen Techniken der Miniaturmalerei. Die auf Tafeln eingestreuten farbigen und schwarzweißen Abbildungen gehören zu Annoncen einschlägiger Händler (zum kleinen Teil handelt es sich um Museumsbesitz) und sind eher als Zierde denn als Auskunftsmittel zu werten.

Was die "Vollständigkeit" betrifft, so bestätigten kleinere Stichproben des Rezensenten an neueren Auktionskatalogen das ebenso gute Ergebnis, das an anderer Stelle veröffentlicht wurde.[4] Ein Sammler oder Antiquar, dem eine nicht firmierte Miniatur vorliegt, wird allerdings mit dem Blättel-Lexikon auch nicht viel weiterkommen, könnte hier doch nur ein Korpus der Miniaturen selbst helfen, dessen Schaffung sich allerdings in Anbetracht der riesigen Zahl der erhaltenen Miniaturen kaum realisieren läßt und übrigens auch im Hinblick auf den Charakter dieser Werke als Gebrauchskunst kaum zu rechtfertigen wäre. Etwas anderes wäre freilich ein Index zu einschlägigen Auktions- und Lagerkatalogen insbesondere mit Hinweis auf dort abgebildete Miniaturen. Eine kleine Hilfe in dieser Richtung hätte es bereits bedeutet, wenn im Blättel-Lexikon bei der Zitierung der Quelle gleich angegeben worden wäre, ob diese auch Abbildungen von Miniaturen des jeweiligen Künstlers enthält.

In Anbetracht des hohen Spezialisierungsgrades und des Preises (der allerdings im Hinblick auf den Umfang und die getätigten, nicht subventionierten Investitionen gar nicht so hoch ist) wird dieses Nachschlagewerk sich wie üblich in den großen Allgemeinbibliotheken, in denen von Spezialinstituten und bei einschlägigen Händlern finden.

sh


[1]
Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays / Emmanuel Bénézit. - Nouvelle édition entiŠrement refondue, revue et corrigée. - Paris, 1976. - 1 - 10. - Vgl. die Rezension in ABUN in ZfBB 34 (1987),1, S. 37 - 38. (zurück)
[2]
Vgl. IFB 93-3/4-188. (zurück)
[3]
Vgl. IFB 93-3/4-190 mit Hinweis auf die Rezensionen früherer Bände. (zurück)
[4]
Vgl. die Rezension von Anne Crane in Antiques trade gazette. - 1993,06.03., S. 18. (zurück)

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