Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 1
[ Bestand in K10plus ]

Studienbibliographie Linguistik


94-1-052
Studienbibliographie Linguistik / Hans-Dieter Kreuder. Bibliographie zur Sprechwissenschaft / von Lothar Berger und Christa M. Heilmann. - 3., erneut überarb. und erg. Aufl. - Stuttgart : Steiner, 1993. - 198 S. ; 24 cm. - ISBN 3-515-06362-5 : DM 36.00
[1699]

Die Bibliographie von Kreuder unternimmt den Versuch, "aus der inzwischen unübersichtlich gewordenen Fülle an linguistischer Literatur eine Auswahl zu treffen mit dem Ziel, den Zugang zur Linguistik und ihren Hauptgebieten zu eröffnen und zugleich über sie zu informieren" (S. 9). Die Titelaufnahmen erfolgen ohne Verlags- und Umfangsangabe, Vornamen sind auf die Initialen gekürzt. Kreuders Bibliographie verzeichnet zum größten Teil selbständig erschienene Literatur und enthält insgesamt 2128 durchnumerierte Titel (die 2. Aufl. 1982 hatte 1910 Titel). Die Bibliographie weist eine didaktischen Ansprüchen genügende systematische Gliederung auf, die sich dem offenkundigen Bestreben verdankt, die Aspektvielfalt des Faches zu vermitteln: 1. Hilfsmittel; 2. Voraussetzungen der Linguistik (ein im Hinblick auf die interdisziplinäre Einbindung des Faches besonders wichtiger Abschnitt, der folgende Teilabschnitte umfaßt: Sprachwissenschaft, Sprachtheorie, Zeichentheorie, Kommunikations- und Informationstheorie, Logik und Wissenschaftstheorie); 3. Untersuchungsebenen der Sprache (von der Phonetik bis zur linguistischen Stilistik), 4. Aspekte der Sprachbetrachtung (im einzelnen: Sprachgeschichte, Sprachphilosophie, Sprachgeographie und Dialektologie, Soziolinguistik, Psycholinguistik, Pragmalinguistik); 5. Anwendungsbereiche der Linguistik (u.a. Linguistik und Poetik, Mathematische Linguistik, Sprache der Öffentlichkeit, Geschriebene und gesprochene Sprache); 6. Bibliographie zur Sprechwissenschaft. Die Gliederung ist in der Darstellungstiefe detailliert genug, um die vielfältigen Anliegen, Methoden, Disziplinen und auch einige Essentials des Faches zu repräsentieren. Beispiele für einige Überschriften auf der letzten Gliederungsebene (in Klammern jeweils die Zahl der Titel zur Kennzeichnung der Größenordnung): Zum Begriff des Phonems (6), Terminologie der Namenkunde (1), Studien und Forschungsberichte zum Thema Gesprächsanalyse (14), Zur Theorie und Praxis der maschinellen Sprachübersetzung (15), Sprache der Wirtschaftswerbung (14). Die Gliederung ist aber gleichzeitig auch nicht so detailliert, daß der erwünschte Übersichtscharakter gefährdet wäre. Ob die konzisen, in der Regel ein bis zwei Zeilen umfassenden Annotationen der selbständig erschienenen Literatur, die auch eine eindeutige Wertung nicht scheuen, für den angesprochenen Nutzerkreis ausreichen, mag bezweifelt werden (Beispiel: "Wissensreiche, aber trockene Abhandlung, die sich vor allem zur Rekapitulation eignet", Nr. 40). Immerhin finden sich aber in den Anmerkungen je nach angezeigtem Werk erste Informationen zum Genre, zur Zielgruppe, zum Schwierigkeitsgrad und - leider seltener - zum methodischen Standort. Arbeiten, die sich als Einführung eignen, sind mit einem Sternchen gekennzeichnet, eine Markierung, die oftmals doch recht großzügig vorgenommen wird (Beispiel: Historische deutsche Syntax, S. 69: Von fünf Studien werden vier mit einem Sternchen markiert). Ein "Autorenregister" (S. 185 - 198), das auch Herausgeber, nicht aber Übersetzer und Bearbeiter berücksichtigt, darf Stichproben zufolge als zuverlässig bezeichnet werden. Die zahlreichen Veränderungen gegenüber der 2. Aufl. betreffen nicht nur den selbstverständlichen Ausschluß älterer und die ebenso evidente Neuaufnahme neuerer Titel, sondern berücksichtigen auch Neugewichtungen des Faches: Eine neue Systemstelle Sprache und Geschlecht (4.4.5.) tritt hinzu, eine vormalige Systemstelle "Sprachbarrieren" und ihre Überwindung (2. Aufl., 4.4.5.) wird aufgegeben, ein vormals dieser Systemstelle zugeordneter Titel wie B. Baduras Sprachbarrieren[1] wird nunmehr der Kommunikationstheorie (S. 35) zugeordnet. Allerorten zeigt sich, daß die 2. Aufl. durch die 3. nicht überflüssig geworden ist; in der Systemstelle 3.2.4. Graphematik beispielsweise fanden sich vormals 20 Titel, in der vorliegenden Auflage sind es nur noch 9, von denen 5 Titel identisch sind. Dieser Hinweis soll in einer Zeit, in der sich auch bei Bibliothekaren ein Hang zur Wegwerfmentalität zeigt, als grundsätzliche, leider heute nicht mehr selbstverständliche Mahnung verstanden werden, die älteren Auflagen neuerer Werke (insbesondere bei den Nachschlagewerken) nicht zu makulieren.

Aufgrund ihrer vorzüglichen Titelauswahl, die man sich freilich mit ausführlicheren Annotationen versehen gewünscht hätte, und ihrer hohen wissensorganisatorischen Qualität zählt die vorliegende empfehlende Bibliographie nicht nur zum unumstrittenen Bestand einer jeden linguistischen oder germanistischen Institutsbibliothek, sondern eindeutig auch zum unverzichtbaren Informationsbestand einer jeden Universalbibliothek. Für öffentliche Bibliotheken sollte eine Anschaffung der Bibliographie gleichfalls erwogen werden.

Werner Bies


[1]
Sprachbarrieren : zur Soziologie der Kommunikation / B. Badura. - 2. Aufl. - 1973. (zurück)

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