Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 1(1993) 3/4
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]

Tourismus-Management


93-3/4-213
Tourismus-Management / von Jürgen Finkbeiner. - Trier : Selbstverlag der Geographischen Gesellschaft Trier, 1993. - 139 S. ; 21 cm. - (Trierer Tourismus-Bibliographien ; 1). - DM 55.00.
[1665]
93-3/4-214
Marketing im Tourismus / von Birgit Lievenbrück. - Trier : Selbstverlag der Geographischen Gesellschaft Trier, 1993. - 220 S. ; 21 cm. - (Trierer Tourismus-Bibliographien ; 2). - DM 65.00.
[1666]
93-3/4-215
Tourismus in der Dritten Welt / von Bernhard Thießen. - Trier : Selbstverlag der Geographischen Gesellschaft Trier, 1993. - 91 S. ; 21 cm. - (Trierer Tourismus-Bibliographien ; 3). - DM 50.00.
[1667]
93-3/4-216
Wirtschaftliche Effekte des Fremdenverkehrs / von Bernd Eisenstein. - Trier : Selbstverlag der Geographischen Gesellschaft Trier, 1993. - 304 S. ; 21 cm. - (Trierer Tourismus-Bibliographien ; 4). - DM 75.00.
[1668]
(Geographische Gesellschaft Trier, Universität Trier, Postfach 3825, 54228 Trier)

Die Bände der Reihe Trierer Tourismus-Bibliographien (TTB)[1] basieren auf der Literatur-Dokumentation Tourismus und Freizeit, die seit 1978 an der Abteilung Fremdenverkehrsgeographie der Universität Trier bearbeitet wird. Diese Dokumentation mit mittlerweile rund 6.000 Titeln kann als Karteikartensatz oder als Datenbank für PCs[2] bezogen werden und wird zweimal im Jahr mit ca. 500 neuen Datensätzen aktualisiert. Dabei liegt der Schwerpunkt zwar auf der neueren unselbständig erschienenen Literatur, doch werden auch Dissertationen, Diplomarbeiten[3] und sonstige graue Literatur berücksichtigt, desgleichen ältere Titel bei Bekanntwerden. Bei deutschsprachigen Titeln wird Vollständigkeit angestrebt, und "teilweise werden auch einige ausländische Titel miteinbezogen.[4] Stichproben mit Namen von Professoren der eigenen Hochschule belegten die große Breite der Erfassung.

Die Bände der TTB gehen jedoch über die Dokumentation hinaus, indem z. B. für den Band 4 "die Bibliotheken einschlägiger Ausbildungsstellen in Heilbronn, Worms, München und St. Gallen besucht wurden, um dabei die Literaturliste nach dem Schneeballsystem zu erweitern". Die Bände haben keine feste Berichtszeit: in Bd. 1 stammt der älteste nachgewiesene Titel aus dem Jahre 1917, in Bd. 4 aus dem Jahr 1894. Der Schwerpunkt liegt bei Titeln der Erscheinungsjahre ab 1970, doch ist auch eine erstaunlich große Zahl von Titeln aus den fünfziger und sechziger Jahren verzeichnet.[5] Anfang 1993 wurden die ersten vier Bände der TTB vorgelegt und "die Reihe soll insgesamt einmal etwa zwölf Bände zu den wichtigsten Themenkreisen des Tourismus erreichen". Da die Bände darüber hinaus etwa alle zwei Jahre aktualisiert werden sollen, wäre es sinnvoll gewesen, jeden Band auf dem Titelblatt mit einem Berichtsstand zu versehen. Für Anfang 1994 sind Bände zu den Themen Reisepädagogik und Städtetourismus in Arbeit, geplant sind außerdem Bände zu den Themen Kurverkehr, Naherholungsverkehr, Umweltschonender Tourismus, Feriengroßprojekte, Motive und Zielgruppen sowie Planungsgrundlagen und -konzepte.

Der Titel TTB ist nicht präzis, da es sich dabei nicht um eigentliche Bibliographien, sondern vielmehr um Fortschrittsberichte mit einem umfangreichen Textteil handelt, in dem die Gliederung, der erreichte Kenntnisstand und die Entwicklungsphasen des jeweiligen Themas dargestellt werden. Diese Textteile machen zwischen einem Viertel und der Hälfte eines jeden Bandes aus. Sie verweisen "auf die wichtigsten Titel ... direkt, teilweise wird aus ihnen zitiert, weitere Titel werden summarisch genannt. An den Textteil schließt sich ein nach Autoren geordnetes Register der Titel an ..."; letzteres gilt jedoch nur für Bd. 2, bei dem auf Kapitel und Abschnitt verwiesen wird, in dem der Titel erwähnt wird, was wenig sinnvoll ist, da man diese Literaturzusammenstellung am Schluß sinnvollerweise nur als Fundstellensammlung für die Darstellung im Text nutzen wird, weshalb auch die anderen drei Bände keinen Rückverweis von der Literaturliste auf den Textteil haben. Allen Bänden gemeinsam ist, daß sie von (angehenden) Tourismus-Wissenschaftlern erarbeitet wurden, die sich wenig um eine einheitliche und zuverlässige Zitierweise scheren.[6] Hier noch Anmerkungen zu den einzelnen Bänden.

Bd. 1. ist in folgende Abschnitte gegliedert: Grundlagen der Fremdenverkehrslehre; Grundlagen des Managements; Strategische Unternehmensführung; Tourismusunternehmen als Gegenstand der touristischen Unternehmensforschung; Die Rolle des Tourismusmanagements in der Gesellschaft (mit einem Überblick über die Entwicklung der Tourismus-Management-Forschung); Strategisches Tourismus-Management. Den Kapiteln des Textteils folgt auf S. 108 - 117 eine Art systematisches Register in Tabellenform zum gezielten Einstieg in die alphabetisch geordnete Bibliographie. Bd. 1. umfaßt 105 S. Textteil und 21 S. Bibliographie mit 248 Zitaten.

Bd. 2. behandelt das Marketing und somit eigentlich nur ein Teilgebiet des Managements, also der Unternehmensführung. Da es aber ohne Kenntnisse über die Märkte und die Verbraucher bzw. die Angebots- und Nachfrageseite in diesem ebenso umsatz- wie konkurrenzstarken Dienstleistungsmarkt keine auf Dauer erfolgreiche Unternehmensführung geben kann, bildet das Marketing einen sehr wichtigen, vielleicht sogar den zentralen Bereich jeder Ausbildung und Berufstätigkeit. Ausführlich dargestellt werden daher die Themen Marktforschung, Absatzpolitik sowie Marketingkonzeptionen der verschiedenen Anbieter und ihrer Organisationsformen. Bd. 2 umfaßt 55 S. Textteil und 160 S. Bibliographie mit 1278 Zitaten. Die alphabetisch geordneten Zitate werden durch ein thematisches Register erschlossen, das die Gliederung des Textteils wieder aufnimmt. Bei den Zitaten wird eine Zuordnung zu einem oder mehreren Gliederungspunkten des Textteils vorgenommen.

Bd. 3. Neben die Reisen in die sogenannten "klassischen" (europäischen) Fremdenverkehrsländer sind seit den sechziger Jahren zunehmend die Fernreisen getreten. Anfangs euphorisch und als Beitrag zur Entwicklungshilfe begrüßt, in den siebziger Jahren schon skeptischer gesehen, gipfelte die Kritik an den Fernreisen in deren Verurteilung als eine Art Neokolonialismus. Die rein wirtschaftliche Betrachtungsweise wurde um kritische sozio-kulturelle (z. B. Sextourismus nach Thailand) und ökologische (weltweit gleiche Standards der Hotelketten ohne Rücksicht auf natürliche Ressourcen) Aspekte ergänzt, die zu der o.g. Ernüchterung beitrugen. Bd. 3 umfaßt 51 S. Textteil und 35 S. Zitate, die nicht durchnumeriert sind, doch dürften es etwa 350 sein. Der wiederum alphabetisch angelegte Hauptteil des Literaturverzeichnisses wird durch ein Register der behandelten Regionen erschlossen; dazu kommt eine Liste einschlägiger Zeitschriften, leider ohne bibligoraphische Angaben und ohne Angabe der Bezugsquellen, obwohl es sich dabei vielfach um unkonventionelle und damit nur schwer nachweis- und beschaffbare Publikationen handelt.

Bd. 4. Die vielfältigen wirtschaftlichen Auswirkungen des Fremdenverkehrs kommen bereits in der Gliederung zum Ausdruck: Auswirkungen auf Devisen, Beschäftigung, Einkommen, Wertschöpfung, Ausgleichs- und Infrastruktur; behandelt wird auch die Anbieterseite (Beherbergungs- und Gastgewerbe, Reiseveranstalter und - mittler) sowie die verschiedenen Tourismusarten: Geschäftsreiseverkehr, Kongreßtourismus, Ausflugsverkehr. Wirtschaftsfragen werden oft auch in Zusammenhang mit politischen Entscheidungen gestellt. Fremdenverkehrsplanung ist nicht nur Sache privater oder privatwirtschaftlich organisierter Anbieter, vielmehr ist die Nähe z. B. zur Orts- und Regionalplanung offensichtlich. So gesehen ist dieser Band für weitere Kreise interessant als der Titel zunächst vermuten läßt. Bd. 4 umfaßt 109 S. Textteil und 184 S. Bibliographie mit 1444 Zitaten. Auch dieses Literaturverzeichnis ist alphabetisch angelegt; es wird ergänzt um ein Verzeichnis der Sammelwerke, aus denen Beiträge zitiert wurden sowie um ein Verzeichnis von ca. 300 fremdsprachigen Titeln, getrennt nach solchen in englisch, französisch und in anderen Sprachen. Erschließung durch ein Register der behandelten Regionen und durch ein viel zu wenig differenziertes Schlagwortregister.

Fazit: Man merkt den vier Bänden die unterschiedlichen Verfasser durchaus an. Die Schriftleitung und der Herausgeber sollten in den Folgebänden auf eine einheitlichere und bibliothekarischen Notwendigkeiten besser angepaßte Gestaltung der Bibliographie und der Register achten und sich gegebenenfalls eine(n) bibliothekarische(n) Korrekturleser(in) zur Verstärkung holen. Für das sich immer besser etablierende Gebiet Tourismuswissenschaft kommen die TTB spät, aber nicht zu spät. Eine erfolgreiche Fortsetzung ist mehr als wünschenswert, die notwendigen Fundamente sind vorhanden.

Da die Trierer Literaturdokumentation ganz einseitig die deutschsprachige Literatur berücksichtigt, ist die Tourismuswissenschaft zusätzlich auf andere Dienste angewiesen, so in allererster Linie auf die Arbeiten aus dem inzwischen von der Fondation Vasarély geförderten Centre des Hautes Etudes Touristique an der Université de Droit, d'Economie et des Sciences in Aix-en-Provence, dessen schier zahllose Bibliographien sämtlich mit dem Namen von René Baretje verbunden sind. Aus einer mittlerweile elektronisch geführten Datenbank werden folgende gedruckten Dienste erstellt:

Bibliographie touristique. - ISSN 0065-4965. - 1 (1965) -_. - Bis Mitte 1993 lag Nr. 160 vor. - Enthält, geordnet nach Schlagwörtern und nach Ländern selbständig und unselbständig erschienene Titel hauptsächlich in französischer und englischer Sprache.

Essais / Centre des Hautes Etudes Touristiques. - ISSN 0395-8086. - 1 (19??) -_. - Diese bis Mitte 1993 bereits bei Nr. 620 angelangte Reihe, die in der ZDB erst ab 100 (1980) nachgewiesen ist, enthält thematische Zusammenstellungen auf Grund der laufenden Dokumentation, so z.B. die folgende Bibliographie der Bibliographien:

Bibliographie de bibliographies. - ISSN 0395-8086. - 8 (1990) -_. - [1] (1980) - 7 (1989) u.d.T.: Bibliographie de bibliographies touristiques.

Michael Schanbacher


[1]
Sie werden hrsg. von Christoph Becker und erscheinen im Selbstverlag der Geographischen Gesellschaft Trier in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Geographie der Universität Trier. - ISSN 0943-5530. (zurück)
[2]
Für IBM-kompatible PCs ab DOS 3.3, Festplatte mit ca. 2,5 MB freiem Platz; als Datenbanksystem dient LIDOS. (zurück)
[3]
In Bd. 4 wird unter Nr. 654 eine Heilbronner Diplomarbeit aus dem Jahr 1983 zitiert. Diplomarbeiten sind bekanntlich nicht ablieferungspflichtig. Der Heilbronner Fachbereich Touristikbetriebswirtschaft weigert sich seit Jahren, die Diplomarbeiten trotz großer Nachfrage in die Bibliothek einzustellen, die Arbeiten verbleiben beim betreuenden Dozenten. Es gibt keine Listen, welche Arbeiten wann bei wem betreut wurden. Einer der fleißigsten Dozenten hat bei seinem Ausscheiden alle Diplomarbeiten zum Altpapier gegeben. So gesehen ist die Vollständigkeit einer Bibliographie unter Umständen auch ein Nachteil. (zurück)
[4]
Die Zitate stammen entweder aus der in allen Bänden identischen Einleitung des Herausgebers über Ziele und Konzeption der TTB oder aus einer Pressemitteilung. (zurück)
[5]
Damit wird folgende Aussage aus der Pressemitteilung untermauert : "So lückenhaft und zersplittert die Tourismusforschung auch ist: eine Menge an wissenschaftlichen Erkenntnissen liegt nun doch schon vor! Größtes Problem ist, den Überblick über die vorliegenden Ergebnisse in dem speziellen Teilbereich zu gewinnen, der den einzelnen gerade interessiert". (zurück)
[6] Dies sei mit Beispielen aus Bd. 1 belegt: Herausgebende Institutionen, die natürlich dem Fachmann mehr sagen als ein Sachtitel, werden für die alphabetische Einordnung auch bei eindeutigen Sachtiteln herangezogen (Nr. 5, 38, 39, 63, 146, 195). Beiträge in Sammelwerken werden mit uneinheitlichen In-Zitaten aufgeführt (Nr 44 und 111). Die alphabetische Einordnung verfasserloser Beiträge unter o.V. (was ja wohl nur ohne Verfasser bedeuten kann) zwischen N und P anstelle der Einordnung unter dem Sachtitel torpediert geradezu jede bibliothekarische Benutzerschulung. Die Liste der ausgewerteten Zeitschriften (S. 106) ist unvollständig, da die Bibliographie eine Reihe von Aufsätzen aus weiteren Zeitschriften nachweist (Nr. 2, 35, 133, 145, 148, 152, 246). (zurück)

Zurück an den Bildanfang