Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 1(1993) 3/4
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Le petit Larousse illustré


93-3/4-139
Le petit Larousse illustré : 1993 ; en couleurs. - Paris : Larousse, 1992. - 1784 S. ; 24 cm. - ISBN 2-03-301193-3 : FF 235.00
[1632]
93-3/4-140
Le petit Larousse grand format . - Paris : Larousse, 1992. - 1872 S. ; 29 cm. - ISBN 2-03-301293-X : FF 315.00
[1633]
93-3/4-141
Le petit Larousse compact : en couleurs. - Paris : Larousse, 1992. - 1781 S. ; 23 cm. - ISBN 2-03-301150-X : FF 195.00
[1634]
93-3/4-142
Hachette "Le dictionnaire de notre temps" : 1993. - Paris : Hachette, 1992. - XV, 1699, 90, 56 S. ; 24 cm. - ISBN 2-01-018823-3 : FF 168.00
[1635]
93-3/4-143
Hachette "Le dictionnaire couleurs" . - Paris : Hachette, 1992. - XI, 1620 S. ; 27 cm. - ISBN 2-01-019677-5 : FF 273.00
[1636]
93-3/4-144
Hachette "Le dictionnaire essentiel" : dictionnaire encyclopédique illustré. - Paris : Hachette, 1992. - XIII, 1999 S. ; 23 cm. - ISBN 2-01-018875-6 : FF 210.00
[1637]
>>> [HINWEIS: bibliographische Angaben zu den Ausgaben des Jahres 1994 der Verlage Larousse und Hachette s. Anm. 3.]
93-3/4-145
Le Robert "Dictionnaire d'aujourd'hui" : langue fran‡aise, histoire, géographie, culture générale / rédaction dirigée par Alain Rey. - Paris : Dictionnaires Le Robert, 1992. - [32], 1091, [182], 353, LXV S. ; 24 cm. - ISBN 2-8503-6151-8 : FF 179.00
[1638]

Dem Markenzeichen Duden auf dem deutschen Wörterbuchmarkt entspricht in Frankreich das Markenzeichen Larousse. Auch wenn sich diese Namen bei ersterem ursprünglich allein mit einem Sprachwörterbuch, bei letzterem dagegen sowohl mit einem Sprachwörterbuch als auch mit einer Enzyklopädie verbanden, so verwenden heute beide Verlage ihr Markenzeichen zur Benennung sowohl von Sprach- als auch von Sach-Nachschlagewerken. Während jedoch Duden - nicht zuletzt dank der quasi offiziellen Stellung des Duden "Rechtschreibung der deutschen Sprache" - bei den deutschen Sprachwörterbüchern die unbestrittene Stellung des Marktführers einnimmt, ist diese Position bei den einbändigen Wörterbüchern, die in Frankreich traditionell der Verlag Larousse - auch hier dank eines Produkts, des Petit Larousse - einnahm, seit 1988 starker Konkurrenz durch die Produkte des Verlages und Medienkonzerns Hachette ausgesetzt und auch der Verlag Dictionnaires Le Robert, der wegen seiner Sprachwörterbücher einen exzellenten Ruf genießt, versucht, verstärkt an diesem Teilmarkt zu partizipieren. Leser von Livres hebdo können mit einer gewissen Sicherheit davon ausgehen, daß zwischen Mai und Juli jeden Jahres Artikel über die neuesten Verkaufsstrategien der drei Verlage erscheinen, die so suggestive bzw. martialische Titel wie Les dictionnaires jouent des coudes oder La guerre des dictionnaires[1] tragen, ist dies doch die Zeit des Jahres, in der die neuen Ausgaben auf den Markt kommen, um dann rechtzeitig zur "rentrée des classes" im Herbst auf Paletten in jeder Buchhandlung und Provinz-Papeterie auf Käufer zu warten, und das nicht vergeblich, wird doch von französischen Schülern und Studenten selbstverständlich erwartet, daß sie ein aktuelles Wörterbuch besitzen.

Anlaß für den Rezensenten, sich genauer mit den oben aufgeführten, konkurrierenden einbändigen französischen Wörterbüchern zu beschäftigen, war sein Wunsch, sich auf Grund eigener Anschauung endlich einmal zu vergewissern, worin sich die aus Vermarktungsstrategien angebotenen unterschiedlichen Ausgaben wirklich unterscheiden, zumal die Genauigkeit von deren bibliographischer Beschreibung in den Livres de la semaine und gar im Catalogue des livres disponibles zu wünschen übrigläßt und daher der Erwerb von Dubletten vorprogrammiert ist. Der Einfachheit halber werden die oben aufgeführten Wörterbücher im folgenden als L1 bis L3, H1 bis H3 und R zitiert. Dem Vergleich liegen die Ausgaben des Erscheinungsjahres[2] 1992 zugrunde, doch ist es durchaus möglich, daß mit dem Jahr 1993 bereits wieder Änderungen eintreten,[3] so wie die Situation 1991 anders war, die der Rezensent jedoch nicht mehr rekonstruieren kann, da die entsprechenden Ausgaben nicht mehr im Handel erhältlich sind.

Sieht man einmal von den unterschiedlichen Titelformulierungen ab, und dafür den Inhalt genau an, so stellt man fest, daß sich sowohl bei Larousse als auch bei Hachette die jeweils drei Ausgaben nur durch Aufmachung und Preis sowie durch verschiedene Beigaben unterscheiden, im Hauptteil jedoch inhaltlich, bei Larousse auch im Umbruch identisch sind. Bei Larousse finden sich bereits auf der Titelseite, ausführlicher auf dem hinteren Einbanddeckel, identische statistische Angaben: 84.200 Lemmata, die sich aus der Addition von 58.700 Gattungsbezeichnungen einerseits und 25.500 Eigennamen andererseits ergeben; dazu kommen 3.600 Illustrationen in Farbe und 285 Karten; L2 zeichnet sich außer durch sein größeres Format durch einen besonderen Anhang mit einem Weltatlas samt Register sowie durch einen historischen Atlas und eine Chronologie historischer Ereignisse aus. Zwischen den beiden Hauptteilen findet der Benutzer seit eh und je die pages roses mit lateinischen und griechischen Redewendungen sowie einer Auswahl von französischen Sprichwörtern.

Bei Hachette ist es im Prinzip wie bei Larousse, d. h. daß der Hauptteil in allen drei Ausgaben identisch ist, wobei sich im Unterschied zu Larousse jedoch alle im Umbruch unterscheiden, da H1 ohne Illustrationen im Text auskommt, während H2 und H3 3.500 respektive 3.000 Abbildungen haben. Auch was die Zahl der sonstigen Beigaben - und hier insbesondere die der Karten - betrifft, unterscheiden sich H1 bis H3 stärker voneinander, als L1 bis L3. Zu erwähnen sind die bei H1 und H2 auf gelben Seiten eingefügten Pages pratiques (bei H3 nur in Auswahl im Anhang aufweißem Papier), die in unterschiedlicher Mischung sprachliche[4] bzw. enzyklopädische[5] Informationen enthalten. Dagegen ist die Zahl der Lemmata in allen drei Ausgaben gleich: ca. 70.000, davon über 20.000 Eigennamen.[6] Sowohl Larousse als auch Hachette vermarkten ihre Produkte inzwischen auch in elektronischer Form[7]: ersterer verschiedene seiner Teilwörterbücher für PC-Einsatz sowie ein Dictionnaire de fran‡ais électronique de poche, letzterer H1 in einer Version für den Data discman sowie, wohl gleichfalls mit den Daten von H1, u.d.T. Zyzomys als CD-ROM-Ausgabe im Normalformat.

Gemeinsam ist Larousse und Hachette, daß beide nicht nur in großem Umfang Eigennamen verzeichnen - wobei sie sich nur dadurch unterscheiden, daß ersterer diese in einem eigenen, zweiten Alphabetteil anbietet, während letzterer sie in einem einzigen Alphabet zusammen mit den Gattungsbegriffen verzeichnet - sondern daß sie auch bei vielen Gattungsbegriffen zusätzlich zu den Definitionen und den linguistischen Informationen, typographisch abgesetzt, in beträchtlichem Umfang enzyklopädische Informationen anbieten, wie das folgende Beispiel zeigt:

. . . . . . . . L1. . . . . . . . . . . . . . . . I>H1

. . . . . . . Beispiel (derzeit nur in der Printform von IFB

Den dritten Konkurrenten, Le Robert "Dictionnaire d'aujourd'hui", kann man kurz behandeln. Wie Larousse besteht er aus zwei Teilen, einem für ca. 35.000 Gattungsbegriffe und einem für ca. 12.000 Eigennamen. R hat also von allen dreien die geringste Lemmazahl. Zwischen beiden Teilen sind Landkarten und eine relativ ausführliche synoptische Chronologie eingeschoben. Das abschließende Supplement enthält Informationen zur Grammatik sowie die von Personen- und Ortsnamen abgeleiteten Adjektiva (nur im Alphabet der letzteren). Quelle des Lemmabestandes sind andere Nachschlagewerke desselben Verlags, für den Sprachteil der Micro-Robert, für die Eigennamen eine Auswahl aus dem Dictionnaire des noms propres.[8]

Nimmt man das willkürlich ausgewählte Beispiel Diamant und beachtet man die höhere Lemmazahl sowie zusätzlich Angaben (z. B. zur Etymologie), so wird man den Produkten von Larousse den Vorzug geben, wobei sich Bibliotheken wegen des nur minimalen Preisunterschiedes weder für L3 noch wegen des zusätzlich Weltatlas (allenfalls, wegen der besseren Lesbarkeit dank der größeren Type) für L2 entscheiden werden, sondern wohl für den "Klassiker" L1. Er repräsentiert (wie auch die Konkurrenz von Hachette) einen Mischtyp zwischen Enzyklopädie und Wörterbuch, für den es in Deutschland kaum eine Entsprechung gibt; da sich der Begriff Allbuch zur Bezeichnung dieses Mischtyps nicht eingebürgert hat, sollte man diese Nachschlagewerke - analog zur französische Bezeichnung dictionnaire encyclopédique - als enzyklopädische Wörterbücher[9] bezeichnen. Trotzdem werden sich die meisten Bibliotheken hierzulande überlegen müssen, ob ihren Benutzern nicht mit einem der einbändigen einsprachigen Wörterbücher ohne enzyklopädische Information (dictionnaires de langue) besser gedient ist, z. B. mit dem Dictionnaire analogique de la langue fran‡aise.[10] Desungeachtet ist der Petit Larousse als Phänomen einer ganz anders gearteten nationalen Sprachkultur und als Beleg für die Entwicklung der französischen Sprache (und Mentalität) in den letzten neun Jahrzehnten[11] eine vorzügliche Quelle,[12] deren vollständige Rekonstruktion auch durch die virtuelle Zusammenführung aller Bestände in deutschen Bibliotheken wohl nicht annähernd zu erreichen ist.

sh


[1]
Livres hebdo. - 13 (1991),24, S. 49 - 58 bzw. 14 (1992),27, S. 23 - 24. - Letzterer bezieht sich auf die vor Gericht ausgetragene Auseinandersetzung zwischen Hachette und Larousse, hatte doch letzterer 1992 ein Wörterbuch unter dem Titel Larousse "Dictionnaire essentiel du fran‡ais contemporain" auf den Markt gebracht. Da Hachette Titelschutz für den Begriff ... essentiel ... angemeldet hatte, mußte Larousse sein Produkt zurückrufen und einstampfen (so die Auskunft des Dokumente-Verlags in Offenburg, der trotz bekannter Rührigkeit seines Inhabers kein Exemplar mehr auftreiben konnte). (zurück)
[2]
Daneben geben sowohl Larousse als auch Hachette für ihre Hauptprodukte, letzterer auch für H3, für diesen allerdings nur auf dem Vorderumschlag, ein vom Erscheinungsjahr abweichendes "Geltungsjahr" an, das ersterem um ein Jahr voraus ist; in Frankreich nennt man das in Anlehnung an die Jahrgangsweine eine édition millésimée. (zurück)
[3]
Diese Annahme bestätigt der Vorderumschlag von Livres hebdo. - 15 (1993),28.05. = Nr. 74 [seit diesem Jahrgang beliebt es der Zeitschrift, die Hefte über die Jahrgänge durchzunumerieren], auf dem Hachette für die Wörterbücher des Erscheinungsjahres 1993 wirbt, deren Titel dann in Livres hebdo. - 15 (1993),27.08. = Nr. 81, S. 98 angezeigt werden und die jetzt folgendermaßen heißen:
Dictionnaire Hachette encyclopédique : 1994. - 1993. - XV, 1725, 58 S. ; 24 S. - ISBN 2-01-020256-2 : FF. 165.00 [H4].
Grand dictionnaire Hachette encyclopédique illustré. - 1993. - 1620 S. ; 28 cm. - ISBN 2-01-020982-6 : FF. 295.00 [H5].
Dictionnaire Hachette encyclopédique illustré : 1994. - 1993. - 2065 S. ; 24 cm. - ISBN 2-01-020255-4 : FF. 220.00 [H6].
Glaubt man den Aufzählungen auf den abgebildeten Buchrücken bzw. den diese Informationen wiederholenden Kurzannotationen, so ist der Inhalt bei allen dreien identisch, und sie unterscheiden sich nur durch die Abbildungen und das Format: H4 ohne Abbildungen, H5 mit 3500 Abbildungen und 295 Karten im größeren Format und H6 mit 3000 Abbildungen und 285 Karten. Demnach würden die folgenden Entsprechungen gelten: H1 = H4, H2 = H5, H3 = H6.
Diese weitgehende Vereinheitlichung der Titel hat sicher auch damit zu tun, diese Wörterbücher als einheitliches Produkt in unterschiedlicher Ausstattung am Markt besser plazieren zu können; andererseits gab es einen Rechtsstreit mit Larousse über die Verwednung des Bergriffs essentiel, der zu dessen Wegfall führte. Vgl. dazu Hachette échange ses dictionnaires. // In: Livres hebdo. - 15 (1993),03.09 = Nr. 82, S. 43; Anlaß zu diesem Beitrag war eine Panne bei H6: auf zwei Seiten war der Text der vorhergenden Seite wiederholt worden und Hachette blieb nichts anderes übrig, als die bereits ausgelieferten Exemplare zurückzurufen und bei einer Auflage von insgesamt 120.000 Exemplaren die entsprechenden Seiten auszutauschen.
In derselben Nr. 81 von Livre hebdo, S. 98 sind auch die neuesten Ausgaben von [L1] und [L2] verzeichnet:
Le petit Larousse illustré : 1994 ; en couleurs. - 1993. - 1784 S. ; 24 cm. - ISBN 2-03-301194-1 : FF 235.00
Le petit Larousse grand format. - 1993. - 1856 S. ; 29 cm. - ISBN 2-03-301294-8 : FF 315.00 (zurück)
[4]
Neologismen, die erst dann in das Wörterbuch aufgenommen werden, wenn sie dauerhaften Eingang in die Sprache gefunden haben; sprachliche Eintagsfliegen werden wieder ausgeschieden. - Besonderheiten der anderen frankophonen Länder. - Anglizismen mit (offiziell) empfohlenen französischen Äquivalenten, deren Durchsetzung in den meisten Fällen kaum zu erwarten ist, wie bei flocons (bzw. pétales) de ma‹s für corn flakes oder jeune-beau für play boy. - Erstaunliche Etymologien. - Abriß der Geschichte der französischen Orthographie. - Schriftliche Anrede- und Schlußformeln. - Tabellen zur Lösung grammatikalischer Schwierigkeiten. - Äquivalenzlisten von Ortsnamen mit der Benennung ihrer Einwohner und umgekehrt (Besan‡on - Bisontins). (zurück)
[5]
Nobelpreisträger; Mitglieder der französischen Akademien; Sportrekorde; demographische und statistische Informationen über die Länder der EG. (zurück)
[6]
Im Gegensatz zu Larousse, der die auf den Hauptteil bezüglichen Zahlen differenziert und relativ genau angibt, finden sich die genannten Zahlen bei Hachette nur auf dem Schutzumschlag. Im Wörterbuch heißt es dagegen mißverständlich "125.000 sens et entrées - 70.000 exemples et locutions" wobei die erste Zahl nur Teile der Mikrostruktur betreffen kann und den bei Larousse angegebenen "125.00 sens et emplois, locutions et expressions" entspricht. (zurück)
[7]
Angaben nach Verlagsankündigungen; für die genauen Titel kann sich der Rezensent nicht verbürgen. (zurück)
[8]
(Le petit Robert ; 2). (zurück)
[9]
Vgl. dazu aus metalexikographischer Sicht: Das enzyklopädische Wörterbuch / Werner Hupka. // In: Wörterbücher. - Berlin : de Gruyter. - Tl.Bd. 1 (1989), S. 988 - 999. [Vgl. ABUN in ZfBB 38 (1991),3, S. 283 - 286.] (zurück)
[10]
(Le petit Robert ; 1). - Dieses Wörterbuch wird völlig unverändert, nur mit dem grünen Schutzumschlag mit dem Wörterbuch-Logo von Klett von diesem als PONS "Petit Robert" in Deutschland vertrieben. (zurück)
[11]
Ein Abriß der Geschichte des Petit Larousse, der seit 1906 in jährlichen Ausgaben erscheint und der von 1924 - 1972 Nouveau petit Larousse hieß, findet sich im Vorwort zur Ausgabe von 1989; dieses Vorwort wurde auch später noch nachgedruckt, so zumindest noch in der Ausgabe 1991 (1990). (zurück)
[12]
Daß Larousse ebenso wie Hachette den Neologismen besondere Aufmerksamkeit schenkt und das in der Werbung auch herausstellt, ist selbstverständlich. Freilich sind die Neologismen ohne besondere Markierung in den allgemeinen Lemmabestand eingearbeitet. (zurück)

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