Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 1(1993) 3/4
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Bibliographie der deutschen Übersetzungen aus dem


93-3/4-136
Bibliographie der deutschen Übersetzungen aus dem Italienischen von den Anfängen bis zur Gegenwart / hrsg. von Frank-Rutger Hausmann und Volker Kapp. Unter Mitarb. von Elisabeth Arend-Schwarz ... - Tübingen : Niemeyer. -24 cm. - ISBN 3-484-50333-5 (Gesamtwerk)
[1458]
Bd. 1. Von den Anfängen bis 1730. - 1992. - 1 - 2. - ISBN 3-484-50328-9 : DM 480.00

Zuverlässige Bibliographien sind die unerläßliche Grundlage der Erforschung des seit einigen Jahren im Rahmen komparatistischer Studien verstärkt beachteten Gebietes der Übersetzungsgeschichte, verstanden als Teil der Geschichte der Kulturbeziehung zwischen zwei Ländern.[1] Was die Beziehungen des deutschen Sprachraums zum romanischen betrifft, so ist die bibliographische Situation für das Französische dank der Bemühungen deutscher Romanisten noch am besten, denn es liegen, um nur die umfassenden Bibliographien zu nennen, sowohl solche der deutschen Übersetzungen aus dem Französischen[2] als auch der französischen Übersetzungen aus dem Deutschen[3] vor, während eine ebenso umfassende Bestandsaufnahme der Übersetzungen aus dem Italienischen bisher fehlte, von anderen romanischen Sprachen ganz zu schweigen. Während jedoch deutsche Übersetzungen aus dem Spanischen und Portugiesischen in dieser Zeit wegen der geringen Kenntnis dieser Sprachen in Deutschland nicht sonderlich zahlreich sind, lassen sich die aus dem Italienischen denen aus dem Französischen durchaus an die Seite stellen. Erst seit dem 17. Jahrhundert "spielt das immer größer werdende politische Gewicht Frankreichs eine ausschlaggebende Rolle bei der verstärkten Hinwendung der Deutschen zu allem Französischen, was zu Lasten des Italienischen geht" (S. XIII). Diese Lücke bei der Bestandsaufnahme der deutschen Übersetzungen von Werken italienischer Autoren wird nunmehr mit Förderung der DFG geschlossen und zwar, nach Ausweis des jetzt vorliegenden ersten Bandes für die Epoche von der Inkunabelzeit bis zum Ausgang des deutschen Barock in einer geradezu üppigen Weise, die weit über das hinausgeht, was man normalerweise von einer Übersetzungsbibliographie erwartet.[4]

Verzeichnet sind 1194 Drucke, die zwischen 1468 und ca. 1750 erschienen sind und von denen 940 nach Autopsie beschrieben werden, geordnet im Alphabet der Verfasser bzw. der Sachtitelwerke, und zwar nicht nur solche der schönen Literatur i.w.S., sondern gerade auch Fachtexte, letzteres deswegen, weil Italien damals auf vielen Gebieten führend war. Berücksichtigung finden nicht nur italienischsprachige Originale, sondern - in Anbetracht der besonderen Stellung des Lateinischen in der Literatur Italiens - notwendigerweise auch lateinische Texte italienischer Autoren, auf die etwa ein Drittel der übersetzten Texte entfallen sowie Übersetzungen aus anderen Sprachen, wenn italienische Texte auf Umwegen aus diesen übersetzt wurden. Von der Verzeichnung ausgenommen sind gewisse Schriftengattungen (päpstliche Enzykliken und Bullen, Ordensregeln, Einblatt- und Notendrucke) sowie Übersetzungen einzelner Gedichte, Lieder und Briefe "mit Ausnahme der großen italienischen Dichter"[5] (S. X). Vollständigkeit ist angestrebt, und wohl auch weitgehend erreicht, wobei sich vermutlich - wie auch der Verfasser voraussieht - am ehesten noch Ergänzungen bei den Übersetzungen von Libretti[6] erwarten lassen.

Aufbau der Artikel: 1. Verfasser ggf. mit abweichenden Namensformen sowie Lebensjahren; 2. Kurztitel des übersetzten Originals, zumeist der Erstausgabe, da sich häufig nicht feststellen läßt, welche Ausgabe der Übersetzung zugrunde lag; 3. ausführliche Titelbeschreibung der deutschen Erstausgabe ohne Auslassungen selbst bei langen Titeln mit Angabe von Zeilenfall und weitgehender Beibehaltung typographischer Besonderheiten sowie Angaben zum Titelschmuck; 4. Übersetzer, falls genannt oder zu ermitteln; 5. ausführliche Kommentare mit Angaben zum Verfasser (mit Zitierung der Fundstellen in den biographischen Nachschlagewerken), zum Werk, zur Übersetzung (mit z.T. langen Zitaten aus den Vorreden, insbesondere im Hinblick auf Aussagen zur Übersetzung), zum Übersetzer sowie zum Drucker / Verleger (bei den beiden letzten Kategorien gleichfalls unter Zitierung der Fundstellen in Nachschlagewerken); 6. spätere Ausgaben der Übersetzung (einschließlich moderner Reprints und kritischer Ausgaben) nur mit Ort, Verlag und Jahr und z.T. mit Hinweisen auf Veränderungen bei der Übersetzung; 7. Fundstellen in den bekannten Bibliographien und Gesamtkatalogen (insbesondere im VD16); 8. benutzte Exemplare mit Signatur; 9. Deskriptoren zur inhaltlichen Erschließung und zur Steuerung der Eintragungen in einem hoffentlich zum Abschluß nachgelieferten Sachregister.

Auf ein umfangreiches Verzeichnis der mehrfach zitierten Literatur folgen die reichhaltigen Register: 1. der Verfasser der übersetzten Werke unter Einschluß der übersetzten Sachtitelwerke: die nur mit einem übersetzten Werk vertretenen Autoren sind in der Überzahl, viele sind mit bis zu drei Werken vertreten, eine Zahl die von nur wenigen anderen Autoren und dann nicht nennenswert überschritten wird; die einzige Ausnahme bildet der aus Bergamo stammende, im 17. Jahrhundert als kaiserlicher Hofdichter in Wien tätige Niccol• Minato, von dem nicht weniger als 70 Libretti in Übersetzung nachgewiesen sind; 2. der Übersetzer: auch hier überwiegen die mit nur einer Übersetzung vertretenen bei weitem, gefolgt von denen mit bis zu drei Übersetzungen, mit nur ganz wenigen, die es auf mehr (aber nicht über zehn) gebracht haben; das verwundert nicht, wenn man demselben Register entnehmen kann, daß 561 und damit knapp 40% der Übersetzungen anonym erschienen sind; 3. der Drucker und Verleger; 4. der sonstigen Namen; 5. der Sachtitel der Übersetzungen (auch der von Verfasserwerken); 6. der Erscheinungsjahre der Übersetzungen.

Weitere Bände für Übersetzungen, die seit der Aufklärung erschienen sind, befinden sich in Vorbereitung. Erst wenn diese vorliegen, werden sich auch statistische Auswertungen lohnen, z.B. darüber, wann welche Autoren bevorzugt übersetzt wurden, kommt doch z.B. Dante in der in Bd. 1 behandelten Epoche nur mit einer Übersetzung von De Monarchia von 1559 vor, während von der Commedia nur Fragmente übersetzt wurden; für Dante stellt dies freilich keine neue Erkenntnis dar, doch dürfte man bei kleinen Autoren noch manche Überraschung erleben, von einer besseren Übersicht über die Übersetzer ganz zu schweigen. Zu hoffen ist auch, daß die weiteren Bände trotz steigender Zahl der zu verzeichnenden Übersetzungen nicht auf die Breite der Dokumentation verzichten, die diese Bibliographie in der Tat zu einem "kulturgeschichtlichen Lesebuch" (S. XIV) macht.

sh


[1]
Vgl. Italienisch-deutsche Kulturbeziehungen im Zeitalter des Barock / Brigitte Winklehner (Hrsg.). - Tübingen : Stauffenburg-Verlag, 1991, mit einem Beitrag des Verfassers dieser Bibliographie über "Deutsche Übersetzungen italienischer Literatur im Zeitalter des Barock" (S. 151 - 163) und:
Der Einfluß des italienischen Humanismus auf die deutsche Literatur vor 1600 : Ergebnisse jüngerer Forschung und ihre Perspektiven / Alfred Noe. - Tübingen : Niemeyer, 1993. - 435 S. ; 23 cm. - (Internationales Archiv für die Sozialgeschichte der deutschen Literatur : Sonderh. ; 5). - ISBN 3-484-60390-9 : DM 146.00. (zurück)
[2]
Bibliographie deutscher Übersetzungen aus dem Französischen, 1700 - 1948 / bearb. von Hans Fromm. - Baden-Baden : Verlag für Kunst und Wissenschaft, 1950 - 1953. - Bd. 1 - 6 und Französischsprachige Gegenwartsliteratur 1918 - 1986/87 : eine bibliographische Bestandsaufnahme der Originaltexte und der deutschen Übersetzungen / Joseph Jurt ; Martin Ebel ; Ursula Erzgräber. - Tübingen : Niemeyer, 1989. - XXIV, 908 S.; zu letzterer vgl. die Rezension in ABUN in ZfBB 37 (1990),1, S. 57 - 58. (zurück)
[3]
Bibliographie französischer Übersetzungen aus dem Deutschen, 1487 - 1944 / Liselotte Bihl ; Karl Epting. - Tübingen : Niemeyer, 1987. - Bd. 1 - 2. (zurück)
[4]
Es genügt ein Vergleich mit der erwähnten Bibliographie von Fromm, um den Unterschied zu verdeutlichen, der natürlich auch aus den heute ganz anderen Anforderungen der Forschung resultiert. (zurück)
[5]
Zu Dante vgl. weiter unten; für Petrarca und die frühen Teilübersetzungen aus den Rime kann der Bibliograph auf die sorgfältige Zusammenstellung von Benno Geiger in der Ausgabe von dessen Gesamtübersetzung von 1958 verweisen. (zurück)
[6]
Hier empfiehlt sich eine nachträgliche Auswertung der beiden folgenden Kataloge von Libretti, von denen der zweite dem Bibliographen noch nicht zugänglich sein konnte:
Katalog der Libretti / Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Musiksammlung. - Mikrofiche-Ausg. - Hildesheim [u.a.] : Olms. - Autorenalphabet. - [1986 ?]. - 27 Mikrofiches. - Titelalphabet. - [1986 ?]. - 25 Mikrofiches.
Libretti in deutschen Bibliotheken : [Katalog der gedruckten Texte zu Opern, Oratorien, Kantaten, Schuldramen, Balletten und Gelegenheitskompositionen von den Anfängen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts] / Hrsg.: Répertoire International des Sources Musicales, Arbeitsgruppe der Bundesrepublik Deutschland. - München : Saur, [1992]. - 107 Mikrofiches + Beiheft. - ISBN 3-598-30660-1 (zurück)

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