Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 1(1993) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Deutsche Nationalbibliographie und Bibliographie der im


93-3/4-118
Deutsche Nationalbibliographie und Bibliographie der im Ausland erschienenen deutschsprachigen Veröffentlichungen. G, Fremdsprachige Germanica und Übersetzungen deutschsprachiger Werke : vierteljährliches Verzeichnis ; Amtsblatt / Bearb. u. Hrsg.: Die Deutsche Bibliothek (Deutsche Bücherei Leipzig, Deutsche Bibliothek Frankfurt a. M., Deutsches Musikarchiv Berlin). - Frankfurt am Main : Buchhändler-Vereinigung. - 30 cm. - Vorg.: Bibliographie fremdsprachiger Germanica und: Bibliographie der Übersetzungen deutschsprachiger Werke. - ISSN 0939-057X
[1431]
1992 -_. - DM 712.00 (Abonnement 1992 einschl. Jahresreg.)

Anläßlich der bereits vor längerem vorgenommenen Rezension der Reihe Neuere ausländische Austriaca, die jedoch erst in diesem Heft von IFB in einem Gesamtüberblick über den Stand der Nationalbibliographie in Österreich erscheint, hatte der Rezensent ursprünglich folgendes geschrieben: Selbst wenn es extensive nationalbibliographische Systemkonzepte gibt, die auch die Verzeichnung der Exteriorica vorsehen, so handelt es sich dabei ganz sicher nicht um lebensnotwendige Verzeichnisse, kommen doch große Nationen ganz ohne diese bibliographische Arabeske aus, und man kann nur hoffen, daß Die Deutsche Bibliothek auf die in Aussicht genommene neue Reihe G doch noch verzichte: es gibt für Nationalbibliotheken wesentlich wichtigere Aufgaben. Genützt hätte diese Feststellung freilich auch dann nichts, wenn sie rechtzeitig erschienen wäre, da das Sammeln von Auslandsgermanica zu den gesetzlich verankerten Aufgaben Der Deutschen Bibliothek gehört, der die Deutsche Bibliothek zwar so gut es ging nachkam, ohne sie jedoch in einer eigenen Reihe der DB anzuzeigen. Anders in Leipzig, wo der Nachweis der Exteriorica eine lange Tradition hat, beginnend mit der Bibliographie fremdsprachiger Werke über Deutschland und Persönlichkeiten des deutschen Sprachgebietes. - 1 (1963) - 8 (1970) und ihrer Fortsetzung Bibliographie fremdsprachiger Germanica. - 1 (1972) - 18 (1988). Auch für die Übersetzungen aus dem Deutschen gab es in Leipzig ein eigenes Verzeichnis, die Bibliographie der Übersetzungen deutschsprachiger Werke. - 1 (1954) - 37 (1990). Beide werden jetzt zu der neuen Reihe G zusammengelegt, die sich in zwei sehr ungleich umfangreiche Teile gliedert, nämlich für fremdsprachige Germanica einerseits (217 Nummern in Heft 1992,1/2) und für Übersetzungen andererseits (1100 Nummern, die im Anschluß an den ersten Teil durchgezählt sind). Für den ersten Teil werden nur Monographien mit Erscheinungsjahr ab 1989 einschließlich berücksichtigt, womit vermutlich der direkte Anschluß an die Leipziger Vorgänger hergestellt ist. "Einschlägige Zeitschriften und Veröffentlichungen mit früheren Erscheinungsdaten werden einmalig in einem Fünfjahresverzeichnis aufgeführt, das bei ausreichender Nachfrage angeboten wird."[1] Beide Teile verwenden die aktuellen Sachgruppen. Alle Titel mit Ausnahme der zahlreichen Übersetzungen schöner Literatur sind beschlagwortet. Dazu kommen folgende Register: 1. gemeinsames Verfasser-, Titel-, Schlagwort- und Stichwortregister; 2. Sprachenregister (allein für die Übersetzungen mit Angabe von Verfasser und Hauptsachtitel einschließlich laufender Nummer); 3. gemeinsames Verlagsregister nach Ländern, innerhalb im Ortsalphabet und dann nach Verlagsnamen. Die Hinweise für den Benutzer in 1992G1/2 sind leider noch ganz unvollständig im Hinblick auf die Besonderheiten der Reihe G, weshalb die oben gemachten Angaben den sonstigen Publikationen Der Deutschen Bibliothek entnommen wurden.

Die Skepsis des Rezensenten gegenüber dem Wert dieser neuen Reihe hat zwei Gründe. Zum einen die Unmöglichkeit, auch nur den größeren Teil der einschlägigen Publikationen aus dem Ausland zu besorgen: Indizien sprechen für die Annahme großer Lücken, da Die Deutsche Bibliothek nicht einmal in der Lage ist, die deutschsprachigen Veröffentlichungen des Auslandes, deren Nachweis noch am ehesten zu vertreten wäre, in der nötigen Vollständigkeit beizubringen,[2] ganz zu schweigen von den zahllosen fremdsprachigen Reiseführern für Deutschland oder den Kochbüchern mit Rezepten der deutschen Küche.[3] In der Gruppe 61 Geographie _... findet sich auch ein Bildband mit französischem Text aus einem elsässischen Verlag über Kaysersberg (Nr. 146); der Vermutung, daß es sich dabei ja wohl nur um ein Versehen handeln könne, da eine Ausweitung der Sammlung und Verzeichnung auf Germanica in den Grenzen des Heiligen Römischen Reiches kaum im Sinne der Kollegen in Leipzig liegen kann, wurde von diesen widersprochen; es handele sich vermutlich um einen Titel, in dem auch etwas über die résistance stehe (in einem Bildband freilich nicht sonderlich wahrscheinlich), und solche Titel würden gerne und zahlreich berücksichtigt. Eine Prüfung der folgenden Gruppe 63 Geschichte ... bestätigt diese Aussage, und dem Rezensenten wird ganz schwindelig, wenn er daran denkt, daß man hier künftig (theoretisch, nämlich dann, wenn in Leipzig bekanntgeworden), auch alle die sehr zahlreichen italienischen Monographien und Kleinschriften zur resistenza in Italien finden wird, denn diese richtete sich ja nicht nur gegen die italienischen Faschisten, sondern fast ausnahmslos auch gegen deren deutsche Verbündete. Nicht nur dieses krasse Beispiel für eine verfehlte Sammel- und Verzeichnungspolitik bestärkt den Rezensenten in seiner generellen Skepsis gegenüber dem Nutzen eines zwangsweise lückenhaften Nachweises der Auslandsgermanica. Man kann natürlich argumentieren, daß Deutschland nicht hinter Österreich oder gar der Schweiz zurückstehen mag, die im Schweizer Buch mit viel Akribie laufend auch die Auslandshelvetica verzeichnet, von anderen kleineren Nationen, die sich dergleichen leisten können, ganz zu schweigen. Wirklich nützlich ist diese neue Reihe nach Meinung des Rezensenten aber überhaupt nicht; allenfalls die Zusammenstellung der Übersetzungen von Werken der schönen Literatur i.w.S. ist seines Erachtens von Interesse, aber auch das nur unter der Voraussetzung, daß sie, abgesehen von der größeren Aktualität, wirklich mehr böte als der Index translationum.


[1]
Dialog mit Bibliotheken. - 4 (1992),2, S. 3. (zurück)
[2]
So konnte der Rezensent erst jüngst die Deutsche Bibliothek in Frankfurt mit einer größeren Zahl von deutschsprachigen Veröffentlichungen beglücken, die in Italien für deutschsprachige Touristen seit den fünfziger Jahren erschienen sind und die mit einem großen Geschenk an die Bibliothek des Rezensenten gelangt waren. Stichproben an der gedruckten DB ergaben Fehlanzeige. (zurück)
[3]
Die Gruppe 40 Hauswirtschaft ... fehlt z.B. im geprüften Heft ganz und in der Gruppe 61 Geographie ... Reisen finden sich gerade 4 Reiseführer. (zurück)

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