Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 1(1993) 1/2
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Historische Bestände der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek


93-1/2-038
Historische Bestände der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek zu Weimar : Beiträge zu ihrer Geschichte und Erschließung ; mit Bibliographie / Zsstellung und wiss. Red.: Konrad Kratzsch und Siegfried Seifert. - München [u.a.] : Saur, 1992. - IX, 355 S. : Ill. ; 25 cm. - (Literatur und Archiv ; 6). - Enthält: Dreihundert Jahre Weimarer Bibliothek / zsgest. von Erdmann von Wilamowitz-Moellendorff. - ISBN 3-598-22085-5 : DM 148.00
[1490]
93-1/2-039
Dreihundert Jahre Weimarer Bibliothek : eine Bibliographie zur Geschichte der Bibliothek der Deutschen Klassik und ihrer Bestände / zsgest. von Erdmann von Wilamowitz-Moellendorff. - Weimar : Klassikerstätten zu Weimar, 1991. - 152 S. : Ill. ; 24 cm. - ISBN 3-7443-0103-6 : DM 96.00
[1588]

Die in der Vorbemerkung als "Studienband" (Sammlung von Studien?) bezeichnete Publikation ist ein Zwitter. Einerseits sind hier neun Beiträge überwiegend von Mitarbeitern der Bibliothek abgedruckt, die sich mit den Beständen des Hauses und ihrer Erschließung beschäftigen und zwar in der vom neuen Direktor geäußerten Absicht, daran zu erinnern, daß die Bibliothek, die seit 1991 nach ihrer wichtigsten Förderin benannt wurde, mehr ist als nur eine Bibliothek zur deutschen Literatur der Goethezeit, ein Eindruck, der sich dadurch im Bewußtsein der Öffentlichkeit festgesetzt hatte, als die frühere Thüringische Landesbibliothek 1969 mit der wesentlich kleineren Bibliothek der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten unter dem Namen (Zentral-)Bibliothek der Deutschen Klassik zusammengelegt und auf dieses Sammelgebiet reduziert worden war. Daß sich dieser Schwerpunkt freilich auch in den historischen Beständen deutlich spiegelt, läßt sich an den Themen der neun Beiträge ablesen, von denen nur zwei (über altdeutsche Handschriften und über Flugblätter und Flugschriften) ältere Bestandsgruppen betreffen und ein weiterer über die Bestandsentwicklung in der zweiten Hälfte des 19. und im 20. Jahrhundert berichtet. Zwei Drittel, nämlich die restlichen sechs Beiträge, behandeln Themen und Sammlungen aus der Goethezeit, von denen zwei besonders hervorgehoben werden sollen. Zum einen der gewichtige Aufsatz von Siegfried Seifert über den Realkatalog der Bibliothek, der als Überschrift die zeitgenössische Feststellung trägt "Niemand wird läugnen, daß ein Real-Catalog das Fundament einer jeden Bibliotheks-Anstalt sey", eine elementare Weisheit, die heute, da uns die RSWK ins Haus stehen, wieder einmal in Vergessenheit zu geraten droht. Der andere Beitrag stammt von Doris Kuhles und berichtet über die Erschließung der literarischen Zeitschriften des 18. Jahrhunderts und insbesondere über die von ihr erarbeitete Bibliographie der Veröffentlichungen über die deutschen literarischen Zeitschriften, "deren Drucklegung ... für 1992 vorgesehen" ist, wie es auf S. 132 etwas zu optimistisch heißt.[1]

Der zweite, fast gleich lange Teil des Bandes besteht aus der Bibliographie zur Geschichte der Bibliothek der Deutschen Klassik und ihrer Bestände von Erdmann von Wilamowitz-Moellendorff (dessen Name hier zu Willamowitz verhunzt wird); dabei handelt es sich um den - bis auf das weggelassene damalige Geleitwort des Direktors - unveränderten Wiederabdruck der bereits 1991 selbständig erschienenen Bibliographie, ohne daß die neue Vorbemerkung des Bibliotheksdirektors meint, auf diese Tatsache hinzuweisen, ja diesen gewichtigen Beitrag zu dem Sammelband überhaupt erwähnen zu müssen. Die Bibliographie verzeichnet unter nicht weniger als 968 (dazu einigen eingeschobenen) Nummern in systematischer Anlage die Veröffentlichungen 1. zur Geschichte der Bibliothek, 2. zu den Personen, die dort gewirkt haben, 3. zu den Beständen und Sammlungen sowie 4. die Veröffentlichungen der Bibliothek der Deutschen Klassik, darunter die retrospektiven und laufenden Personalbibliographien zu den Großen der deutschen Literatur (Goethe, Heine, Lessing, Schiller, Wieland), die den Ruhm dieser Institution und ihrer Bibliographen ausmachen sowie die laufende Internationale Bibliographie zur deutschen Klassik und, in Fortführung der Landesbibliotheksaufgaben, die Thüringen-Bibliographie, bis deren Bearbeitung mit dem Berichtsjahr 1983 an die Universitätsbibliothek Jena abgetreten werden mußte. Es dürfte in Deutschland nicht viele Bibliotheken vergleichbarer Größenordnung geben, die so viel über die eigenen Bestände publiziert haben - selbst wenn dies für die ältere Zeit teilweise mit dem durch die Vernachlässigung seitens der Unterhaltsträger bedingten Freisetzung von Kräften von der täglichen Vermehrungs- und Benutzungslast zusammenhängen mag - und keine, die, weitgehend auf Grund ihrer Bestände, in neuerer Zeit so wichtige laufende und retrospektive Bibliographien erarbeitet hat. Da deren Urheber weiterhin Mitarbeiter der Bibliothek sind, darf man auf eine Fortführung der reichen bibliographischen Aktivitäten rechnen.

sh


[1]
Vgl. zur Erschließung der Zeitschriften dieser Epoche auch die Sammelbesprechung in ABUN in ZfBB 39 (1992),1, S. 58 - 64. (zurück)

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