Inventare: Ein Überblick über neuere Großinventare
"Wenn auch aus denkmalrechtlichen und praktischen Gründen derzeit
verschiedene Formen der Kurzinventarisation Vorrang haben, so bleibt
doch das sogenannte Großinventar die einzig verläßliche, weil im
vollen Sinne wissenschaftliche Grundlage unserer Bemühungen um die
Kenntnis und die Erhaltung der überkommenden Kulturdenkmale. Nur hier
finden alle erreichbaren schriftlichen und bildlichen Quellen, findet
die gesamte erschienene Literatur ihren Niederschlag in der
eingehenden Beschreibung und bildlichen Darstellung der geschützten
Denkmäler und Denkmäler-Ensembles".[1] Dieser Einschätzung des
Großinventars kann man sicher uneingeschränkt zustimmen, sollte aber
dennoch nicht verschweigen, warum derartige
Legitimationsrechtfertigungen - und sei es als Klappentext
- offensichtlich notwendig geworden sind. Es ist nicht die Qualität
der vorgelegten Publikationen, die in Zweifel zu ziehen war oder ist,
sondern die in den letzten Jahrzehnten überaus schleppend
vorangeschrittene, in einzelnen Bundesländern wie Baden-Württemberg
fast schon zum Erliegen gekommene Unternehmung Großinventarisation.[2]
Die Gründe für diesen zeitweisen Stillstand mögen vielfältig gewesen
sein und können hier nur auswahlsweise angerissen werden:
unzulängliche personelle und finanzielle Ausstattung, gewachsene
wissenschaftliche Ansprüche, Anwendung neuer Analyse- und
Beschreibungsmethoden, auch hier veränderte und d.h. erweiterte
Denkmaldefinitionen und damit Zuwachs der zu erfassenden Objekte,
letztlich auch eine gewisse öffentliche Geringschätzung oder zumindest
Hintanstellung von Inventarisierungsarbeit als einer für
Öffentlichkeit und Politik meist nicht genügend spektakulären,
profilierungsgeeigneten und damit förderungswürdigen Aufgabenstellung.
Daß es dennoch immer einen dringenden Bedarf an Informationen aus
diesem Arbeitsbereich gegeben hat und gibt, zeigt das gewachsene (und
eben auch kompensatorische) Interesse an Kurzinventaren, deren
Informationsumfang zwar ebenfalls zugenommen hat, deren
Aktualisierungsformen aber dennoch bedarfsgerechter waren. Um so
erfreulicher ist die Entwicklung der letzten Jahre, umfassendere
Informationen zum Denkmälerbestand wenigstens in Abständen wieder zu
veröffentlichen.
Angela Karasch
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