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Vorbemerkung zu 94-1-060 bis 94-1-069

Bildarchive auf Mikrofiche


Das Studium der Kunst ist auf Anschauung angewiesen. Diese kann durch Reisen, also vor Ort, gewonnen werden, doch müssen in vielen Fällen, und sei es nur für vergleichende Referenz, Hilfsmittel genügen. Schon immer dienten Skizzen, Zeichnungen, Druckerzeugnisse auch als Informationsträger über Kunstwerke und wurden für diesen Zweck erstellt und gesammelt;
[1] dies mußte aber in der Regel punktuell bleiben. Entscheidende Marksteine für das Entstehen größerer Abbildungssammlungen waren erst die mit einem verstärkten Interesse an historisierenden Fragestellungen einhergehende Herausbildung der Kunstgeschichte als Wissenschaftsdisziplin im 19. Jahrhundert und die mit der Erfindung der Photographie gegebenen neuen technischen Abbildungs- und Reproduktionsmöglichkeiten. Neben ersten großen Privatsammlungen entstanden mit der Etablierung kunsthistorischer Institutionen (im weitesten Sinne) auch Abbildungssammlungen als wichtige Arbeitsinstrumente für das Fach.

Die Gebundenheit solcher Sammlungen an Orte und Institutionen konnte allerdings erst in den siebziger Jahren unseres Jahrhunderts mit Verbreitung und Verbesserung der Mikrofiche-Technik entscheidend aufgebrochen werden. Jetzt ergab sich - technisch und finanziell - die Möglichkeit, grundsätzlich den Kreis der "Anbieter" erheblich auszuweiten und damit solche Sammlungen einem größeren Interessentenkreis leichter zugänglich zu machen. Zugleich wurden durch die Überführung auf das Medium Mikrofiche die Benutzungsmodalitäten verändert und in mancher Hinsicht vereinfacht.

Erst bei diesem Entwicklungsstand wurden für die Vielzahl nicht spezialisierter Bibliotheken und Einrichtungen Überlegungen zur Bestandserweiterung durch große Abbildungssammlungen sinnvoll und realisierbar. Diese wurden zudem begünstigt von einem zunehmend über die eigentlichen "Bild-Disziplinen" hinausgehendem Interesse an Bildern als Quellenmaterial und an interdisziplinären Fragestellungen. Inzwischen ist in vielen Institutionen der Stand erreicht, daß auf einen schnellen Zugriff auf Abbildungsmaterial neben der Literaturbereitstellung nicht mehr verzichtet werden kann.

Der Markt hat diesem Bedürfnis längst Rechnung getragen. Soweit zu sehen, ist aber dennoch keine der bislang angebotenen wirklich großen und auch wissenschaftlich interessanten Abbildungssammlungen idealiter zu einem Thema, einer Region oder einer Epoche zusammengestellt worden, sondern alle sind Verfilmungen realiter gewachsener Sammlungen. Daher ist es unabdingbar, Ursprung und Geschichte dieser Bildarchive und damit auch Schwerpunkte bzw. Lücken zu kennen, wenn es darum geht, ihren Nutzen - auch mit Blick auf die noch immer nicht unerheblichen Preise - für die eigene Institution angemessen einzuschätzen. Unter dieser Vorgabe sollen in der Folge einige der wichtigsten publizierten Abbildungssammlungen beschrieben und miteinander verglichen werden; auch der Aspekt der technischen und instrumentellen Aufbereitung der jeweiligen Sammlung wird dabei nicht unberücksichtigt bleiben.

Bei allen nachstehend beschriebenen Bildarchiven handelt es sich

- zumeist den Vorlagen entsprechend, aber auch aus Qualitätsgründen

- um Schwarzweißabbildungen auf Silberfiches. Mit Blick auf Speicherkapazitäten und Bildqualität kamen bislang für sehr große Inventare Bildplatten (noch) nicht in Betracht; Abbildungen auf Mikrofiches hatten zudem bislang den Vorzug, über Readerprinter relativ leicht wieder in das Papiermedium konvertiert und damit zumindest in Arbeitsqualität auch in Texte problemlos integriert werden zu können. Die fortschreitenden Möglichkeiten der elektronischen Bildverarbeitung werden diese Aussagen jedoch zunehmend relativieren. Darüber hinaus bieten die meisten der herausgebenden Institutionen auch die Direktbestellung qualitativ hochwertiger Bildabzüge an. Begleitmaterialien zu den einzelnen Inventaren informieren über die jeweiligen Bestellmodalitäten.


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