Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
[ Bestand in K10plus ]

Ethnographische Aneignungen


01-2-391
Ethnographische Aneignungen : Deutsche Forschungsreisende in Angola ; Kurzbiographien mit Selbstzeugnissen und Textbeispielen / Beatrix Heintze. - Frankfurt am Main : Lembeck, 1999. - 458 S. : Ill., Kt. ; 24 cm. - ISBN 3-87476-343-9 : DM 49.80
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Das portugiesische Südwestafrika - weitgehend dem heutigen Angola entsprechend - war im 19. Jahrhundert ein bevorzugtes Ziel deutscher Forschungsreisender. Ihren Beitrag zur Ethnologie dieser Region möchte die Verfasserin, Spezialistin für Geschichte und Ethnologie Angolas am Frobenius-Institut in Frankfurt am Main in ihrem Buch, das sie als "Neuinterpretation, Handbuch und Anthologie" charakterisiert, ins rechte Licht rücken. Dies scheint ihr erforderlich zu sein, da die Beiträge dieses Personenkreises häufig an versteckter Stelle publiziert wurden und dazu wegen der Sprache von heutigen Forschern nicht beachtet werden, die nur noch Englischsprachiges rezipieren und sowohl die deutsch- als auch die portugiesischsprachige Fachliteratur zu diesem Thema zumeist ignorieren. Der Neuinterpretation dient die lange Einführung (S. 19 - 94), dem Bekanntmachen der Texte der anthologische Teil, der jeweils im Anschluß an die Kurzbiographien von dreißig deutschen Forschungsreisenden und Ethnologen (zwei Biographien behandeln je zwei Personen) ausgewählte Auszüge aus ihren (häufig in populären Zeitschriften des 19. Jahrhunderts publizierten) Reiseberichten vorstellt (z.T. fehlen solche Textbeispiele aber auch ganz, wie etwa bei Eduard Schulze). Den jeweils ersten Abschnitt bilden die Kurzbiographien, deretwegen dieser Band in IFB überhaupt angezeigt wird. "Die Fixpunkte des Lebens, die Daten und Hauptstationen des Reiseverlaufs auf angolanischem Territorium werden, soweit eruierbar, in den Kurzbiographien so genau wie möglich angegeben ..." (Vorwort S. 13). Leider sind die biographischen Angaben nicht eigens strukturiert - ein Artikelkopf mit den biographischen Grunddaten käme der Übersicht sehr zustatten - und in manchen Fällen fehlen sie auch völlig, wie bei der nur eine dreiviertel Seite einnehmenden Biographie von Hermann Baum (S. 125). Die Mehrzahl der Forscher ist aber an anderer Stelle gut dokumentiert, nicht zuletzt in der ADB und der NDB bzw. in Nachrufen in wissenschaftlichen Zeitschriften oder gar in monographischen Biographien (z.B. Hermann Baumann). Darüber kann man sich im Literaturverzeichnis (S. 417 - 458) informieren, das außer übergreifender Literatur die zu den einzelnen Forscher enthält, getrennt nach Quellen (d.h. ihren Schriften) und Sekundärliteratur. Insofern sind die Kurzbiographien primär für den besonderen Bezug zu Angola interessant, weniger als eigenständige Lebensbeschreibungen.

Klaus Schreiber


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