Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
[ Bestand in K10plus ]

Heavy Metal


01-2-368
Heavy Metal : Geschichten, Bands und Platten / Frank Schäfer. - 1. Aufl. - Leipzig : Reclam, 2001. - 247 S. : Ill. ; 19 cm. - (Reclam-Bibliothek ; 1737). - ISBN 3-379-01737-X : DM 19.80
[6528]

Was einmal als Hard Rock und als Gegenstück zur seichteren Popmusik begann, heißt heute Heavy Metal und zerfällt für den Kenner zwischenzeitlich in viele Subgenres: Power Metal, Speed Metal, Thrash Metal, Crossover, Grindcore, Black Metal, White Metal, Death Metal, Doom Metal, Gothic Metal, Progressive Metal, Sleaze, Poser Metal, Grunge, True Metal, Stoner Rock - die Diversifikation macht auch vor diesem Musikgenre nicht halt. Frank Schäfer hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen Überblick über die Gattung Heavy Metal zu vermitteln. Hierzu definiert er den Begriff, beschreibt die Typologie und deren Subgenres und geht näher auf den Charakter der Hörer und Fans ein. In sieben Porträts beschreibt der Autor ausgewählte Bands wie Black Sabbath, Kiss, AC/DC, Judas Priest, Motörhead, Iron Maiden und Metallica ausführlicher. Der Autor gibt sich mal flapsig jugendhaft,[1] mal analytisch populistisch,[2] stellenweise psychologisierend.[3] Für ihn war der Heavy Metal erstaunlicherweise auch nie revolutionär, "die Grundfesten des Staates hat er nicht erschüttert, wie denn auch politische Ambitionen vor und auf der Bühne kaum auszumachen sind - obschon er 'denen da oben' immer mal wieder gern die drohende Faust entgegenstreckt ... Der Ausbruch ist stets ein temporärer, der Aufstand nie grundsätzlich" (S. 32).

Es ist sicher nicht ganz einfach, sich mit diesem Thema in einem angemessenen Schreibstil zu befassen, ohne in Fanliteratur oder wissenschaftliche Unlesbarkeit abzudriften. Der Autor sucht seinen Stil bis zum Kapitel Die Klassiker: eine exemplarische Plattensammlung. Dort bespricht der Autor die wichtigsten Heavy-Metal-Platten nach dem Alphabet[4] von Accept bis ZZ Top und scheint dort endlich seine eigentliche Sprache gefunden zu haben.[5] Man möge dem Rezensenten verzeihen, wenn er bei der Lektüre öfter an den Ausspruch "Es ist besser, Musik zu hören als über Musik zu lesen" denken mußte. Dem Plattenalphabet folgen insgesamt sechs kurze Berichte von Heavy-Metal-Konzerten[6] zwecks Wiedergabe und Dokumentation der Stimmung auf solchen Festivals. Das letzte Kapitel Heavy Metal lebt! Neuerscheinungen von A bis Z stellt eine kritische Auswahl des Autors dar und wiederholt den Stil des vorausgegangenen Plattenalphabets. Leider ist das Bändchen wenig behilflich, die Spreu vom Weizen des Heavy Metal zu trennen, was bei diesem Genre zwingend notwendig wäre. Auch läßt sich die Zielgruppe des Buches kaum definieren. Damit begibt sich das Buch in die Gefahr, das Produkt eines Fans zu sein, der über seine Lieblingsmusik mal was schreiben wollte. Für den Preis des Buches gibt es leider nur wenig CD.

Bernhard Hefele


[1]
"Ein Gitarrensound, der so flach ist, dass er selbst mit Hut noch unter jeder Tür durchkommt" (S. 61). (zurück)
[2]
"Diese Musik bleibt ein ständig nachwachsender, gleichsam tantalusmäßiger Stachel im Sitzfleisch des Spießbürgertums" (S. 26). (zurück)
[3]
"Dieses Ideologem des Authentischen suggeriert zudem - und hier haben wir gewissermaßen den romantischen Nukleus des Heavy Metal -, es gäbe so etwas wie eine überzeitliche, unwandelbare Norm vom Guten und Wahren, etwas verlässliches, einen Fels in den Stromschnellen der Zeitläufte, an den sich klammern kann, wer ihn - wie der Metaller - zu erkennen in der Lage ist" (S. 33). (zurück)
[4]
"Wo anfangen? Etwa bei A und damit gleich verraten, dass man ein Redneck des Alltags, ein Untertan im Sinne Wilhelm Reichs, ein pedantischer Ordnungsliebhaber ist - und seine üppige Sammlung in eine alphabetische Korsage zwängt?" (S. 132). (zurück)
[5]
Hierzu zwei Leseproben: "Die Kompositionen sind nicht alle gelungen, aber man merkt, dass sich die Musiker dabei etwas gedacht haben, was auch immer. Der Sound ist flach wie ein Brett ..." (S. 134). - "Badlands waren hart wie ein auf der Heizung getrocknetes Handtuch, cool wie verblichene Stiergebeine in der Wüste" (S. 136). (zurück)
[6]
Monsters Of Rock, Bochumer Ruhrstadion, 28. August 1988; Wacken Open Air, 6./7. Juli 1999; Ozz Fest, Blockbuster Pavillion San Bernardino, 24. Juli 1999; Thin Lizzy, Glenn Hughes, Michael Schenker Group, Capitol Hannover, 5. Dezember 1999; Lynyrd Skynyrd, Columbiahalle Berlin, 5. Juni 2000; Wacken Open Air, 4./5. August 2000. (zurück)

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