Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]

La France des humanistes


01-2-312
La France des humanistes / par Jean-François Maillard, Judith Kecskeméti, Catherine Magnien, Monique Portalier. - Turnhout : Brepols. - 25 cm. - (Europa humanistica)
[6105]
Hellénistes
1 (1999). - XLIX, 596 S. - ISBN 2-503-50948-7 : FB 2750.00, FF 450.00

Das vorliegende Autorenlexikon bietet eine umfassende Dokumentation der von zwölf französischen bzw. in Frankreich tätigen Gräzisten im 16. Jahrhundert geleisteten Editionen antiker und mittelalterlicher Texte. Es handelt sich hierbei um den ersten Band einer damit inaugurierten Reihe Europa humanistica. In ihr soll, regional gegliedert, die Editionsarbeit zur Zeit des Renaissance-Humanismus bibliographisch aufgearbeitet werden.[1] Ein recht umfangreicher Einleitungsteil von knapp 50 Seiten widmet sich u.a. den folgenden Themen: dem Einfluß Guillaume Budés auf seine Zeitgenossen und die nachfolgende Humanistengeneration; dem Übergang vom handschriftlichen zum gedruckten Buch und der Rolle von Druckern und Verlegern für die Arbeit der Humanisten; der Entstehung einer textkritischen Philologie; der Rolle von Mäzenen und Lesepublikum; den Auseinandersetzungen über die angemessene Art des Übersetzens. Knappe Hinweise zur Benutzung des Bandes (S. XLVII - XLIX) beschließen die Einleitung.

Das Projekt versteht sich als Fortsetzung (bzw. Konkretisierung) des 1995 erschienenen Repertoriums L'Europe des humanistes (XIVe - XVIIe siècles), in dem 2350 Autoren verzeichnet sind, die an der Überlieferung von vor 1500 entstandener Literatur beteiligt waren.[2] Aufgrund dieser hohen Zahl waren die biographischen Angaben äußerst knapp; stattdessen wurde auf Einträge in Lexika und Bibliographien verwiesen und die Informationen zur Textüberlieferung beschränkten sich im wesentlichen auf die Aufführung der überlieferten Autoren. Diese knappen Angaben werden im vorliegenden Band beträchtlich vermehrt. Die Artikel über die zwölf Humanisten (G. de Brie, G. Budé, P. Danès, J. L. d'Estrebay, A. Giustiniani, G. Hervet, J. Mercier, J. Merlin, P. Montanus, J. Périon, G. Petit, G. Tilmann) beginnen jeweils mit einer immer noch sehr knapp gehaltenen biographischen Notiz (in allen Fällen unter zwei Seiten), den Stellenangaben in Nachschlagewerken (Ouvrages de référence),[3] der Forschungsliteratur (Bibliographie critique) und der Übersicht über die jeweils überlieferten Autoren und ihre Werke in der Originalsprache und in Übersetzung (gegliedert nach Werktiteln und Druckjahren). Den Hauptteil der Artikel bildet ein chronologisches Verzeichnis der Druckausgaben von Editionen und Übersetzungen, die der jeweilige Humanist zu verantworten hatte; ein Nachweis erfolgt über die Angabe von Bibliothekssignaturen (z.B. aus der Bibliothèque Nationale de France und der British Library) und Verweisungen auf Bibliographien (z.B. VD 16). Dabei werden auch die oft zahlreichen Neuauflagen und Nachdrucke bis etwa in die Mitte des 17. Jahrhunderts verzeichnet. Über diese bibliographischen Angaben hinaus bietet der Band einen Abdruck der für die Intentionen der humanistischen Herausgeber so wichtigen praefationes zu den Textausgaben (zum Teil gekürzt). Dabei handelt es sich fast immer um lateinische, in selteneren Fällen auch französische Texte, die wichtige Aufschlüsse über das Selbstverständnis und die Methode der Editoren gewähren. Zu einer erleichterten Orientierung haben die Bearbeiter knappe französische Zwischentitel in die bisweilen recht umfangreichen Vorreden eingefügt. In den Fußnoten werden Informationen zu weniger bekannten Autoren und Werken geboten.[4] Obwohl die hier behandelten Humanisten als Gräzisten bezeichnet werden, findet sich doch unter den von ihnen herausgegebenen Werken eine Vielzahl von hebräischen und lateinischen Texten des Mittelalters. Einen raschen Überblick darüber ermöglicht die Table des auteurs transmis, der weitere Register folgen: ein Verzeichnis der Vorredner, der Verfasser von Widmungen und der Widmungsträger, ein Drucker- und Verlegerregister sowie ein Personenregister. Es ist zu hoffen, daß weitere Bände der ambitionierten Reihe in rascher Folge vorgelegt werden können.

Christian Heitzmann


[1]
Für das Jahr 2000 sind auf S. VII (Anm. 1) zwei von István Monok herausgegebene Bände "consacrés aux humanistes du bassin des Karpates", also des Königreichs Ungarn, angekündigt. (zurück)
[2]
L' Europe des humanistes : (XIVe - XVIIe siècles) ; répertoire / établi par J.-F. Maillard, J. Kecskeméti et M. Portalier. - [Paris] : CNRS Editions ; [Turnhout] : Brepols, 1995. - 543 S. ; 25 cm. - (Documents, études et répertoires / Institut de Recherche et d'Histoire des Textes ; [65]). - ISBN 2-271-05376-5 (CNRS) : FF 700.00 - ISBN 2-503-50435-3 (Brepols) : FB 3950.00 zzgl. MwSt. [3238]. - Rez.: IFB 99-B09-091; ferner von M. Stähli in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. - 53 (1997), S. 242 - 243.
Inzwischen liegt eine überarbeitete 2. Auflage vom Jahr 1998 vor, die dem Rez. nicht zugänglich war. (zurück)
[3]
Die Angaben bedürfen bisweilen der Ergänzung; so fehlt bei Guillaume Budé der Hinweis auf das Lexikon für Theologie und Kirche, das im übrigen nur in der zweiten, nicht in der inzwischen weit fortgeschrittenen dritten Auflage (1993 - ) zitiert wird. (zurück)
[4]
Auch sie sind bisweilen zu ergänzen; z.B. wäre auf S. 482, Anm. 5 zu Robertus de Monte Sancti Michaelis zusätzlich zum Hinweis auf das 1905 erschienene Répertoire des sources von U. Chevalier ein solcher auf den Artikel im Lexikon des Mittelalters, s.v. Robert von Torigny erwünscht. Nähere Angaben zu Giacomo Bracelli, der zuerst auf S. 172 (nicht wie im Register angegeben 173) erwähnt wird, findet man erst auf S. 182, Anm. 25. (zurück)

Zurück an den Bildanfang