Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
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Hans Egon Holthusen


01-2-294
Hans Egon Holthusen : Bibliographie 1931 - 1997 / Mechthild Raabe. - Hildesheim : Universitätsbibliothek, 2000. - 225 S. ; 21 cm. - (Hildesheimer Universitätsschriften ; 8) (Veröffentlichungen aus dem Nachlass Holthusen ; 1). - ISBN 3-9805754-8-9 : EUR 15.00. - (Universitätsbibliothek Hildesheim, Marienburger Platz 22, 31141 Hildesheim, FAX 05121/883-266, E-Post doenitz@rz.uni-hildesheim.de)
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In Hildesheim, wo sein Vater seit 1924 eine Pfarrstelle innehatte, ist Hans Egon Holthusen (1913 - 1997), einer der einflußreichsten Kritiker der Nachkriegszeit, bis 1931 auf das bekannte Gymnasium Andreanum gegangen, ehe er sich zum Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte an die Universitäten in Tübingen, Berlin und München begab. Doch dies ist nicht der wichtigste Grund, daß der Nachlaß dieses auch durch Lyrik und Erzähltexte hervorgetretenen Autors, zu dessen weit gefächerten und einflußreichen Aktivitäten auch mehrere Professuren an verschiedenen Universitäten der USA (Northwestern University, University of Chicago, University of Pittsburgh, Indiana University), die Leitung des Goethe House in New York, der Vorgängereinrichtung des heutigen Goethe-Instituts in der amerikanischen Stadt, und die Präsidentschaft der Bayerischen Akademie der Schönen Künste von 1968 bis 1974 gehört haben, der Bibliothek der jungen Universität Hildesheim anvertraut worden ist. Ausschlaggebend für diese Entscheidung ist vielmehr gewesen, daß in Hildesheim der gesamte Nachlaß mit seinen zwei Hauptbestandteilen - den Korrespondenzen und sonstigen handschriftlichen Materialien ebenso wie der Bibliothek des Kritikers, unter deren Büchern sich sehr viele mit Anstreichungen und während der Lektüre entstandenen Eintragungen befinden, die bei der Vorbereitung von Besprechungen entstanden sind - gleichermaßen Nutzen stiften können. Inzwischen hat die Hildesheimer Bibliothek ein drei Räume umfassendes Holthusen-Archiv eingerichtet und den Nachlaß mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft so weitgehend erschlossen, daß die Resultate nächstens über Internet zugänglich sein werden. Schwester und Schwager von Holthusen, Mechthild und Paul Raabe, haben mit der Entscheidung für Hildesheim dem Werk des Autors und der Forschung zur Nachkriegsliteratur gleichermaßen gedient.

Mechthild Raabe legt mit der subjektiven und objektiven Personalbibliographie ihres Bruders ein umfassendes Repertorium zum gedruckten Werk Holthusens und zu seiner Rezeption vor. Insgesamt 719 Nummern umfaßt die Bibliographie. Ihr subjektiver Teil (Nr. 1 - 605) zerfällt in die Rubriken: Buchveröffentlichungen; Herausgegebene oder mit Vorworten versehene Bücher; Unselbständig erschienene Gedichte (Erstdrucke und Wiederabdrucke in Zeitschriften und Zeitungen, Abdrucke in Anthologien, Übersetzungen); Unselbständig erschienene Prosa unter Einschluß autobiographischer Texte; Unselbständig erschienene Essays, Aufsätze und Abhandlungen; Unselbständig erschienene Kritiken. Es bedarf keiner Erwähnung, daß die Titelaufnahmen in formaler Hinsicht alle Angaben enthalten, die zur bibliographischen Verifikation benötigt werden, zuweilen auch kurze ergänzende Angaben. Mit großer Sorgfalt sind Vorabdrucke, Wiederabdrucke usw. verzeichnet. Doch handelt es sich nicht um eine annotierte oder räsonierende Bibliographie. Für den Benutzer eine Erleichterung, daß die Aufnahmen nach pragmatischen Regeln angelegt sind, aber nicht den Zeichenballast der Katalogregelwerke mit sich führen.

Eine kurze Einführung, eine Zeittafel und der Text einer Rede über Autor und Leser, die Holthusen zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse im Jahre 1955 gehalten hatte, bereichern den Band; das Titelmaterial der Bibliographie wird durch drei Register zu Personen, Orten und Sachen erschlossen. Mit dieser vorzüglichen Bibliographie wird zugleich die Reihe der Veröffentlichungen aus dem Nachlaß Holthusen eröffnet. Die folgenden Bände der Reihe sollten einen stabileren Einband erhalten; die Bibliographie bricht bei intensiverer Benutzung auseinander.

Hans-Albrecht Koch


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