Über die Rubriken des subjektiven und des objektiven Teils dieser Bibliographie gibt es nicht viel zu streiten, auch wenn sie vielleicht nicht immer ganz praktisch gewählt sein mögen. Was das Buch vielmehr zu einem Ärgernis macht oder zu einem Muster, wie eine Personalbibliographie nicht aussehen darf, ist der Mangel an Professionalität bei einem großen Teil der Titelaufnahmen.
Es beginnt bei Formalien wie der folgenden semikolonischen Erfindung: In den Titelaufnahmen von Monographien, die mit Ort und Erscheinungsjahr zitiert werden, steht zwischen Ort und Jahr immer ein Semikolon, also z.B. "Kytzler, Bernhard: Horaz. Eine Einführung. - Stuttgart; 1996". Warum? Wozu? Die Vermutung liegt nahe, daß der Bearbeiter in Titelaufnahmen nach RAK das Semikolon gesehen hat, ohne die dortige Funktion zu begreifen. In seinen Titelaufnahmen ist es ganz unnötig. - Wie man dem vollständig zitierten Eintrag anmerkt, fehlen die Seitenzahlen bei den Monographien. Bei In-Aufnahmen stehen zwar die begrenzenden Paginierungen, doch verzichtet Münster bei selbständig erschienenen Monographien durchweg auf die Anführung derjenigen Seitenzahlen, auf denen sich Einschlägiges findet - als Beispiel kann die zitierte Horaz-Monographie von Kytzler gelten, der natürlich nicht auf jeder Seite seines Horaz-Buches die Rezeption des Römers durch den deutschen Dichter behandelt. Auch Elisabeth Frenzel handelt in ihren bekannten, auf S. 54 erwähnten Nachschlagewerken Motive der Weltliteratur und Stoffe der Weltliteratur nicht auf jeder Seite von Hagedorn.
Mangelhaftes Verständnis für das Handwerkliche verrät die durchgehende typographische Unsitte der konsequenten Vermeidung von Spatien gerade dort, wo sie unbedingt gebraucht werden. Ein Beispiel (S. 54): "Anger, Alfred: Hagedorn.- In: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache/hg. W. Killy.- Bd.4.- München; 1989. 464-466."
Fehler über Fehler, wo man auch hinschaut: Da wird auf S. 55 das von
Wulf Segebrecht herausgegebene "Fundbuch der Gedichtinterpretationen"[1]
zwar unter Angabe des Herausgebers zitiert, doch der Name des
Bearbeiters Rolf-Bernhard Essig wird nicht mitgeteilt. Ebensowenig
findet sich ein Hinweis auf die einschlägige Seite: eine einzige Seite
(S. 153) enthält alle Nachweise zu Hagedorn, im Zweifelsfalle bräuchte
der Benutzer eine Kopie dieser einen Seite und nicht mehr, nur die
Seite erfährt er bei Münster leider nicht.
Man fragt sich auch, wer dem reputierten Verlag hat einreden können,
die hier versammelte Fülle von Inkonsequenzen, kurz: ein so schlechtes
Manuskript zum Druck anzunehmen? Wo so viele Ausstellungen vorzunehmen
sind, da kommt es auf eine mehr oder weniger ja kaum noch an; trotzdem
sei erwähnt, daß diese Bibliographie über keine Register verfügt.
Schade, daß die Chance einer Personalbibliographie so ärgerlich vertan
worden ist.
Hans-Albrecht Koch
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