Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
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Wem gehören die Zeitungen?


01-2-262
Wem gehören die Zeitungen? : die Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse der Tages- und Wochenzeitungsverlage in Deutschland / Frank Böckelmann. - Konstanz : UVK Medien, 2000. - XXV, 483 S. ; 21 cm. - (AKM-Studien ; 44). - ISBN 3-89669-321-2 : DM 68.00
[6242]

Im Anschluß an einen Forschungsauftrag zu "Umfang und Auswirkung der Beteiligungen von Presseunternehmen am privaten Rundfunk" hat das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung einen weiteren Auftrag zur Dokumentation der Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse der Tages- und Wochenzeitungsverlage in Deutschland an die universitätsnahe Arbeitsgruppe Kommunikationsforschung München (AKM) vergeben. Die Ergebnisse des ersten Auftrags wurden bereits 1996 veröffentlicht,[1] die Daten des zweiten Auftrags im Jahr 2000 vorgelegt. Sie beantworten exakt die im Titel formulierte Frage, soweit sie sich tatsächlich anhand der amtlichen Unterlagen in den zuständigen Amts- und Handelsregistergerichten beantworten lassen. Mit großer Akribie wurden zunächst die nach der Definition der AKM zum Zeitpunkt der Erhebung 1999 in Deutschland existierenden 334 Zeitungsverlage ermittelt.[2] Danach sind in schriftlichen An- und Nachfragen an die Registergerichte die Besitzverhältnisse - wenn nötig über mehrere Stufen - bis hinunter zu den natürlichen Personen ermittelt und im Bedarfsfall auch durch Anfragen bei den Verlagen überprüft worden. Im Detail werden Stammkapital, prozentuale Besitzanteile, ergänzende Beteiligungen und redaktionelle Kooperationen mit anderen Verlagen dokumentiert. Das Datum der (letzten) Registereintragung wird leider nicht mitgeteilt. Entsprechend der - zumindest noch im Gebiet der "alten" Bundesrepublik - überwiegend lokal geprägten Verlagsstruktur werden die Daten nach Bundesländern und dort im Alphabet der Städte vorgestellt; Register der Titel, der Personen und Unternehmen ermöglichen die Ermittlung von wirtschaftlichen und persönlichen Verbindungen. Es gilt aber die Warnung zu beachten, die vom Herausgeber selber vor allzu großem Vertrauen gegenüber den amtlichen Besitzangaben geäußert wird: "Handelsregister-Eintragungen geben nicht immer den aktuellen Stand der Beteiligungsverhältnisse wieder, und möglicherweise sind uns bei unseren eigenen zusätzlichen Recherchen einige der jüngsten Teilhaberwechsel entgangen. Im übrigen handelt es sich bei manchen Anteilseignern um Strohleute bestimmter Unternehmen oder Personen. Nicht alle dieser Fälle sind uns bekannt, und sofern sie uns bekannt sind, können wir sie nur selten belegen und dürfen nicht von ihnen berichten." Darüber hinaus gilt natürlich, daß die Besitzstruktur nicht unbedingt die Machtstruktur innerhalb der Verlage wiedergibt, auch können die im Verlagsgewerbe durchaus üblichen außergerichtlichen Abtretungen und Verpachtungen nicht dokumentiert werden. Bedauerlicherweise bietet Böckelmann über eine knappe Typologie der Besitzstrukturen hinaus keinerlei Interpretationen oder Interpretationshilfen für die Daten an. (Im Band über die Besitzstruktur am privaten Rundfunk hat die AKM immerhin eine zusammenfassende Übersicht versucht und hat dort auch politischen Handlungsbedarf formuliert.) Daß dem Herausgeber dieses Manko bewußt ist, belegt der Abdruck des o.a. Artikels von Walter J. Schütz über die redaktionelle und verlegerische Struktur der deutschen Tagespresse im Anhang des Bandes. Die Dokumentation fortzuschreiben, sie zu interpretieren und zu relativieren, mag anderen Wissenschaftlern überlassen bleiben, - im vorliegenden Band werden immerhin erstmalig, korrekt und vollständig die Rohdaten für notwendige, weiterführende Analysen ermittelt und für einen ungefähren Zeitpunkt zugänglich gemacht. Dafür haben wir allen Beteiligten zu danken.

Wilbert Ubbens


[1]
Wem gehört der private Rundfunk? : Umfang und Auswirkung der Beteiligungen am privaten Rundfunk in Deutschland / Frank Böckelmann ; Kurt Hesse. - Konstanz : UVK Medien, 1996. - 461 S. - (AKM-Studien ; 41). - ISBN 3-89669-216-X : DM 68.00. (zurück)
[2]
Die Differenz zur Zahl von 355 "Verlagen als Herausgebern", die Walter J. Schütz in seiner Zeitungsstatistik nennt, wird sorgfältig erläutert. Vgl. Redaktionelle und verlegerische Struktur der deutschen Tagespresse : Übersicht über den Stand 1999 / Walter J. Schütz. // In: Media-Perspektiven. - 2000,1, S. 30 - 39 resp. hier im Anhang S. 483 - [492]. (zurück)

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