Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
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Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa


01-2-242
Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa : eine Übersicht über Sammlungen in ausgewählten Bibliotheken / hrsg. von Bernhard Fabian. - Hildesheim [u.a.] : Olms-Weidmann. - 30 cm
[6023] [4300] [6005]
Bd. 8 : Rußland. - Teil 1. St. Petersburg / bearb. von Boris F. Volodin. Red. Holger Hanowell ... - 2001. - 267 S. - ISBN 3-487-10364-8 (falsch) : DM 298.00, DM 248.00 (Forts.-Pr.)
Bd. 8 : Rußland. - Teil 2 / bearb. von Boris F. Volodin. Red. Holger Hanowell ... Register von Karen Kloth und André Schüller. - 2001. - 270 S. - ISBN 3-487-10365-6 : DM 298.00, DM 248.00 (Forts.-Pr.)
Bd. 9. Kroatien / bearb. von Dubravka Skender und Siegfried Gehrmann. Slowenien / bearb. von Vilenka Jakac-Bizjak. Italien / bearb. von Margherita Palumbo. Red. Simoné Okaj-Braun. Register von André Schüller. - 2001. - 450 S. - ISBN 3-487-10362-1 (falsch) : DM 298.00, DM 248.00 (Forts.-Pr.)
Bd. 11. Gesamtregister : Personenregister, Sachregister A - H / zsgest. von Karen Kloth und André Schüller. - 2001. - 354 S. - ISBN 3-487-10366-4 : DM 298.00, DM 248.00 (Forts.-Pr.)
Bd. 12. Gesamtregister : Sachregister I - Z / zsgest. von Karen Kloth und André Schüller. - 2001. - 342 S. - ISBN 3-487-10367-2 : DM 298.00, DM 248.00 (Forts.-Pr.)

Nach einer etwas längeren Pause wurden Anfang bzw. Ende Juni und Anfang August 2001 die Bände 9 bzw. 8,1 und 8,2, d.h. die letzten drei von 10 geplanten Text-Bänden[1] des Handbuchs deutscher historischer Buchbestände in Europa (HHBE) vorgelegt. Die beiden Registerbände folgten dann Ende Oktober 2001. Die neuen Bände werden hier in der Reihenfolge des Erscheinens angezeigt.

Band 9 birgt insofern eine Überraschung, als er außer den schon früher (zuletzt noch in der auf November 2000 datierten Reihenübersicht) angekündigten Länderteilen für Kroatien und Slowenien plötzlich auch einen solchen für Italien enthält. Kroatien (S. 19 - 146) ist mit 32 Bibliotheken vertreten; bei der National- und Universitätsbibliothek Zagreb sind zudem sechs Fakultätsbibliotheken mit Anhängebuchstaben eigens ausgewiesen, so daß diese Bibliothek auch den insgesamt längsten Eintrag hat, was allerdings nicht mit einem besonders dichten Bestand an deutschen historischen Buchbeständen zu erklären ist, sondern mit der bereits in früheren Bänden dieser Reihe milde getadelten Praxis, die berücksichtigten Bibliotheken nach den vorgegebenen Schemata zu beschreiben, unabhängig davon wie zentral oder peripher ihr Germanica-Bestand ist. Der Nutzen für die Bibliotheksgeschichte ist davon unberührt, und dieses gilt auch für die Beschreibungen der restlichen kroatischen Bibliotheken, die allesamt sehr knapp ausfallen (am längsten noch die für die Dubrovniker Bibliotheken), denen wiederum eine allgemeine historische Darstellung (S. 23 - 30) vorangeht.

Der Slowenien-Teil (S. 147 - 246) enthält 32 Bibliotheken mit überwiegend sehr kurzen Beschreibungen. Hervorzuheben sind die National- und Universitätsbibliothek und die Bibliothek der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste, beide in Ljubljana, erstere mit einem separaten Abschnitt für die Bibliothek der Theologischen Fakultät und insgesamt reichem und gut erschlossenem Altbestand mit sehr hohem Germanica-Anteil, der sich für das 16. - 19. Jahrhundert zwischen 51 % und 64 % bewegt und bei den Inkunabeln 34 % beträgt. Auch hier geht eine historische Übersicht über das slowenische Bibliothekswesen (S. 151 - 162) voran.

Letzteres fehlt (verständlicherweise) bei dem Teil für Italien (S. 247 - 353), der nur eine Auswahl von acht Bibliotheken berücksichtigt. Daß dabei auf die Vatikanische Bibliothek mit 46 S. der Löwenanteil entfällt, verwundert nicht. Berücksichtigt sind ferner vier römische Bibliotheken (Biblioteca Angelica, Biblioteca Casanatense sowie zwei Spezialbibliotheken, nämlich die der Facoltà Valdese di Teologia und die des Deutschen Historischen Instituts, während die der anderen deutschen Institute in Rom fehlen); für Florenz ist die Bibliothek des Deutschen Kunsthistorischen Instituts vertreten, für Mailand und Neapel jeweils nur Spezialbestände: die Sammlung Haller in der Biblioteca Nazionale Braidense bzw. die Sammlung Marie Karolines von Österreich in der Nationalbibliothek in Neapel.

Die Literaturhinweise für die drei Länder finden sich leider wieder im Anhang statt bei den Länderübersichten für Kroatien und Slowenien (wo sie hingehören, zumal diese selbst bereits einschlägige Literatur zitieren); für Italien hätte man sie an das kurze Geleitwort aus der Feder von Alfredo Serrai anschließen können, dem wohl besten italienischen Kenner der frühen europäischen und insbesondere auch deutschen Buch-, Bibliotheks- und Bibliographiegeschichte. Für jedes Land wurden separate Register (getrennt für Personen und Sachbegriffe) erstellt.

Der erste Teil von Bd. 8 behandelt 14 Bibliotheken in St. Petersburg. Den Löwenanteil stellt, wie zu erwarten, die Russische Nationalbibliothek mit gut 100 Seiten, gefolgt von der Bibliothek der Russischen Akademie der Wissenschaften, die Eintragungen mit ihrer Hauptbibliothek und weiteren 12 Teilbibliotheken hat, zusammen 50 Seiten. Bei den restlichen Bibliotheken handelt es sich um kleinere Einrichtungen mit Eintragungen von zwei bis etwas über zehn Seiten; als besonders interessant sei die Theaterbibliothek (S. 260 - 267) eigens erwähnt. Im Gegensatz zu einigen anderen Bänden dieser Reihe, in denen die nicht selten dürftigen Bestände an Germanica willkommener Vorwand sind, Bibliotheken und Bibliothekslandschaften vorzustellen, die sonst hierzulande nie ins Blickfeld geraten, sind die deutschen Bestände in St. Petersburg - wie zu erwarten - eindrucksvoll dicht, was sowohl auf die Westorientierung des Landes seit Peter dem Großen und auf den hohen Stellenwert der deutschen Kultur im 19. Jahrhundert in Rußland zurückzuführen ist, als auch auf die Requirierung deutscher Bibliotheksbestände durch die UdSSR ab 1945, deren Zahl im einleitenden historischen Abriß Bibliotheken in Rußland (S. 23 - 39) mit ca. 10 Millionen Bänden allein für die Jahre 1945 - 1946 angegeben wird (S. 32). Daß die "Erschließung dieser Bestände ... bis heute eine schmerzhafte Angelegenheit (bleibt)", wird nicht verschwiegen. "Ein bedeutender Teil der Bestände der Trophäenliteratur ... ist schlecht oder gar nicht untersucht, nicht katalogisiert und faktisch den Benutzern unzugänglich" (S. 38, Fußnote 70). Auch sonst wird in diesem Abriß offen über die Schicksale von Bibliotheken und Bibliothekaren in der Zeit von 1917 bis zum Ende der UdSSR berichtet: Konfiszierung von Privatbibliotheken, Säuberungen bei Beständen und Personal, Verkäufe ganzer Bibliotheken ins Ausland Ende der zwanziger und in den dreißiger Jahren, Kriegsverluste, Abdrängung von Geisteswissenschaftlern in das Fach "Bibliographie", der einzigen "Möglichkeit, der ideologisierten Wissenschaft auszuweichen" (S. 32), ein Phänomen, das auch die besonderen Leistungen auf diesem Gebiet in der ehemaligen DDR erklärt.

In Teilband 2, der fünf Bibliotheken in Moskau und sechzehn in vierzehn weiteren Städten behandelt, steht die Russische Staatsbibliothek (die ehemalige Staatliche Lenin-Bibliothek) am Anfang, und sie nimmt auch nach der Länge des Artikels mit 42 Seiten die Spitzenstellung ein. Es folgen vier weitere Moskauer Bibliotheken, allesamt mit mittellangen Artikeln. Die weiteren Städte sind bis auf zwei Ausnahmen nur mit je einer Bibliothek vertreten. Zu diesen Ausnahmen gehört auch die Universitätsbibliothek Königsberg, die zehn Seiten beansprucht. Allerdings ist hier, wie auch in anderen Fällen (Ivanovo, Uljanovsk) mit noch längeren Artikeln, deren Umfang keineswegs ein Indiz für die Reichhaltigkeit der deutschen historischen Buchbestände, die vielmehr eher dürftig ist. Auch hier gelangt die Beschreibung der Bibliotheken und ihrer Bestände insgesamt soz. als Schmuggelgut in das HHBE.

Die beiden Registerbände erschienen noch kurz vor Redaktionsschluß des vorliegenden Heftes von IFB, so daß, nachdem im vorigen Heft der Abschluß des Handbuchs der historischen Buchbestände in Deutschland (HHBD) angezeigt werden konnte, nun nach diesem und dem Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich[2] (HHBÖ) auch der dritte und potentiell schwierigste Teil dieses Bestandsführers binnen vier Jahren - die lange Vorbereitungszeit nicht gerechnet - glücklich abgeschlossen werden konnte. Da sich das Gesamtregister zum HHBE ganz am Muster der Register zum HHBD orientiert, kann auf deren ausführliche und kritische Besprechungen in IFB 00-1/4-066 und 01-1-025 verwiesen werden, die sich durch "Anklicken" bequem auffinden lassen. Daß die Schwierigkeiten, denen sich die bewährten Register-Bearbeiter im Falle des HHBE gegenübersahen, noch größer als beim HHBD waren - das HHBÖ hatte übrigens kein Gesamt-, sondern nur Bandregister - liegt auf der Hand: so waren z.B. Namen in sehr verschiedenen, dazu "schwierigen" Sprachen zu vereinheitlichen bzw. durch Verweisungen auffindbar zu machen, ganz abgesehen davon, daß das englischsprachige Register zu Bd. 10 zunächst ins Deutsche übersetzt werden mußte, beruhen doch auch die Gesamtregister zum HHBE auf einer - von "kleineren Korrekturen und Ergänzungen" abgesehen - Kumulierung der Bandregister. Als Besonderheit ist zu vermerken, daß "in aller Regel nur Bestände indiziert (werden), die im deutschsprachigen Raum in jedweder Sprache publiziert oder in nicht-deutschsprachigen Ländern in deutscher Sprache gedruckt wurden" (Bd. 11, S. 175). Das bedeutet, daß man über die Register auf das, was vorstehend als nicht-deutschsprachiges "Schmuggelgut" in viele Bände dieser Reihe eingegangen ist, nicht zugreifen kann. Leider wurde auch darauf verzichtet, für das HHBE (wie bei seinem deutschen Gegenstück) ein grobsystematisches Register der vergebenen Schlagwörter zu erstellen. Auch fehlen Corrigenda zu allen Bänden, obwohl solche doch sicherlich angefallen sind.

Auch wenn mit dem dreiteiligen Handbuch die Masse der deutschen historischen Buchbestände erschlossen ist, kann man nicht über zwei große weiße Flecken auf der Landkarte der Bibliotheksbestände hinwegsehen. Der größte betrifft die Schweiz, ein weiterer Nordamerika, dessen große Bibliotheken über ganz besonders reiche, seltene und wertvolle historische Buchbestände aus dem deutschsprachigen Raum verfügen, die diejenigen vieler im HHBE vorgestellten Bibliotheken bei weitem übertreffen. Während Pläne für ein Schweizer Handbuch seit langem mehr oder weniger verbindlich angekündigt werden,[3] ist eine Bearbeitung der nordamerikanischen Bibliotheken ein ausgemachtes Desiderat; kompetente Bearbeiter stünden in den dortigen Hütern dieser in aller Regel bestens erschlossenen Schätze (was die Beschreibung erleichtern würde) zur Verfügung.

Klaus Schreiber


[1]
Zuletzt: Bd. 4. Slowakische Republik / bearb. von Elena Midriaková und Blazej Belák. Red. Simoné Okaj-Braun ... Register von André Schüller. - 2000. - 444 S. - ISBN 3-487-10375-5 (falsch) : DM 298.00, DM 248.00 (Forts.-Pr.). - Rez.: IFB 01-1-026. (zurück)
[2]
Vgl. zuletzt IFB 98-1/2-059. (zurück)
[3]
Lt. Auskunft des Verlags vom 30.10.01 soll "der erste Band von etwa vier Bänden des Handbuchs der deutschen historischen Buchbestände in der Schweiz ... Anfang 2004 erscheinen." (zurück)

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