Das Standardwerk über die in Nürnberg verlegte KJL von Dorothea
Rammensee von 1961,[2] führt 1660 in Bibliotheken, zeitgenössischen
Buchhandelskatalogen und diversen Bibliographien nachgewiesene Titel
auf. Das erste Nürnberger Kinderbuch - ein Kinderkatechismus
- erschien nach Rammensee 1522 (ohne Verlagsangabe) und begründete
damit eine bis heute währende Tradition: Im Druck- und Verlagszentrum
Nürnberg existierten bereits ab dem 16. Jahrhundert Verlage mit einer
beachtlichen Kinderbuchproduktion (z.B. Gutknecht, Endter,
Weigel/Schneider), doch erst im 19. Jahrhundert entstanden Verlage,
deren Produktion zu einem Großteil aus KJL bestand (z.B. Campe, Zeh,
Lotzbeck) oder die fast ausschließlich KJL auf den Markt brachten
(z.B. Nister, Stroefer mit ihren Bilderbüchern), in der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts setzte Tessloff diese Tradition mit seiner
Sachbilderbuchreihe Was ist was? fort.[3]
Ebenso wie die Stadtbibliothek Nürnberg verdankt die
Universitätsbibliothek Erlangen den Grundstock ihres
Kinderbuchbestandes dem Pflichtexemplarrecht. Seit 1743 bestand eine
Abgabepflicht für die Verlage z.B. in Hof, Bayreuth und Erlangen, 1840
kamen die Verlage aus Nürnberg und Fürth (z.B. der 1937 verkaufte
Verlag Löwensohn) hinzu (S. 9). Der Katalog zeigt eine Auswahl von 85
Titeln aus der fränkischen Kinderbuchproduktion, beginnend mit dem
berühmten Elementarlehrbuch Orbis pictus des Johann Amos Comenius
(Nürnberg: Endter, 1666; Erstausg. 1658) und endend mit dem Sachbuch
Lebendige Geschichte (Nürnberg : Tessloff, 2000). Die ausgewählten
illustrierten Kinder- und Jugendbücher sowie Bilderbücher aus der
Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg sind in chronologischer
Ordnung aufgeführt (Titel mit Angabe des Zeilenendes) und teils
ausführlich kommentiert (Inhalt, Illustration, Druckgeschichte,
Nachweise [leider nur in einer sehr kleinen Auswahl]). Bei fast allen
Titeln ist auch eine (oft ganzseitige, meist farbige) Illustration
abgebildet. Veröffentlichungen des 20. Jahrhunderts überwiegen (Nr. 36
- 85). Vier Beiträge gehen dem Katalogteil voraus: 1. Die
Kinderbuchsammlung der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg von
Christina Hofmann-Randall, 2. Nürnberger Verlagsgeschichte in
Einzelporträts von derselben (15 Verlage, darunter auch Fürther
Verlage wie Löwensohn, Pestalozzi-Verlag und Schaller; es fehlen
einige wichtige Nürnberger Verlage, z.B. Renner mit allein 103 Titeln
zwischen 1826 und 1850),[4] 3. Pädagogik der Aufklärung von Johanna
Hopfner (ein Artikel, der zwar die Aufklärung in philosophischer und
pädagogischer Hinsicht beschreibt, jedoch leider kaum KJL dieses
Zeitraums behandelt), 4. Von der Romantik zur Moderne : illustrierte
Kinderbücher des 19. und 20. Jahrhunderts aus fränkischen Verlagen von
Sibylle Appuhn-Radtke (fundiert und mit vielen Beispielen belegt).
Insgesamt wird der Katalog wegen seiner eher populären
Herangehensweise an die historische Kinder- und Jugendliteratur, auch
wegen seines Bilderbuchcharakters, die im Vorwort erwähnte "weitere
Öffentlichkeit" ansprechen, wissenschaftlichen Anforderungen genügt er
nicht in allen Teilen.
Maria Michels-Kohlhage
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