Bei Namen aus nicht-lateinischen Alphabeten trifft der Benutzer neben der Originalschreibung jeweils auch Transliteration (d.h. eine exakte, eher für wissenschaftliche Zwecke geeignete Umschrift) und Transkription (d.h. eine vergröbernde, eher für populäre Zwecke geeignete Umschrift) an. Während die Transliterationen den Regeln für die alphabetische Katalogisierung (RAK) und damit einem anerkannten, auch in der Kartographie üblichen Standard folgen, präsentiert der Bearbeiter bei der Transkription aus dem Russischen überraschend eine neue Variante, die in einigen Punkten von der herkömmlichen, aus dem Duden und dem Österreichischen Wörterbuch bekannten Schreibung abweicht. Das Weichheitszeichen beispielsweise (es beeinflusst den Charakter des vorangehenden Konsonanten, ohne immer einen eigenen Lautwert zu besitzen) fällt nicht mehr unter den Tisch, sondern wird in einigen Positionen als j wiedergegeben (z.B. Charjkow statt Charkow). Ob dies den unbedarften Leser nicht auf eine falsche Fährte lockt, sei dahingestellt. Zikmund jedenfalls ruft in der Einleitung dazu auf, die "traditionellen, weniger exakten Transkriptionsformen (...) tunlichst durch ihre hier gebotenen exakteren Entsprechungen" zu ersetzen (S. 13), so daß es eigentlich konsequent gewesen wäre, diese auch als Lemmata zu verwenden. Da es aber keineswegs sicher ist, daß sich dieser Sonderweg wirklich durchsetzt - und man kann nur hoffen, daß er es nicht tut - ist halbfett und an erster Stelle weiterhin die gebräuchliche Duden-Schreibung verwendet, die die meisten Benutzer deshalb automatisch als Hauptform identifizieren und auch künftig benutzen werden, nicht etwa die transliterierte Form, die für RAK (und die wissenschaftliche Kartographie) maßgeblich ist. Diese ist erst - zusammen mit dem kyrillischen Original - in der Mikrostruktur der Lemmata genannt und gibt Anlaß zu vielen Verweisungen, die den Band aufschwemmen. Für die Ansetzung nach RAK können also nicht die gewählten Haupteintragungen nach Duden verwendet werden, sondern nur die transliterierten Formen. Noch auf eine weitere Eigentümlichkeit des Werkes sei hingewiesen: die große Zahl 'dubletter' Einträge. Denn überall dort, wo es zwei gleichberechtigte Sprachformen für dasselbe Geographikum gibt (z.B. eine russische und eine weißrussische Version), werden auch zwei volle Einträge geschrieben, die sich dann nur durch das gewählte Stichwort und die Reihenfolge der Sprachangaben unterscheiden. So kommt es, daß ein Großteil der Geographika beispielsweise aus Belarussien, Kasachstan und Kirgisistan doppelt auftaucht - zum Teil auch noch unmittelbar hintereinander (z.B. Iwazewitschi und Iwazewitschy), was für den Benutzer recht verwirrend ist und viel Platz kostet. Hätte sich das Problem nicht auch mit entsprechend formulierten Verweisungen lösen lassen? Insgesamt gesehen freilich handelt es sich um ein wichtiges, lange erwartetes Nachschlagewerk, das den Umgang mit geographischen Namen des Baltikums und der GUS künftig sehr erleichtern wird.
Heidrun Wiesenmüller