Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 1
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Harenberg-Opernführer


01-1-095
Harenberg-Opernführer : der Schlüssel zu 500 Opern, ihrer Handlung und Geschichte. Mit CD-Tipps der "Opernwelt" / [Autoren: Alfred Beaujean ...]. - Vollst. überarb. und erw. Neuausg. - Dortmund : Harenberg, 2000. - 1248 S. : Ill. ; 25 cm + 12 CDs. - ISBN 3-611-00896-6 (Buch) : DM 98.00 - ISBN 3-611-00897-4 (12-CD-Edition) : DM 149.00
[6313]

Mit dem Harenberg-Opernführer begann der Verlag 1995 eine Reihe von bisher fünf Werklexika zu verschiedenen musikalischen Formen,[1] die sich durch die Kombination von Text- und reicher Bildinformation in Buchform und begleitenden Tonbeispielen auf einer CD-Edition auszeichnen. Dieses Prinzip ist offensichtlich beim musikinteressierten Publikum so gut angekommen, daß der Verlag den ersten Band der Folge in einer "vollständig überarbeiteten und erweiterten Auflage" herausbringt. Die Vermehrung - 36 neue Komponisten, darunter 24 zeitgenössische (S. [6]) - schlägt sich in 70 zusätzlichen Seiten nieder. Daß das zeitgenössische Opernschaffen im Vergleich zu anderen weit verbreiteten Opernführern[2] relativ breit berücksichtigt ist, entspricht der Präsenz (wenn auch nicht unbedingt dem Erfolg) dieser Opern im Spielplan zumindest der größeren deutschen Bühnen. Insgesamt nimmt der Harenberg-Opernführer mit "über 500 Werkanalysen" eine mittlere Position ein: Pahlens Opern-Lexikon[3] berücksichtigt bei nur wenig geringerem Umfang immerhin ca. 2000 Opern, was allerdings nur dadurch erreicht wird, daß viele der Artikel sehr knapp sind; dafür benötigt Harenberg viel Platz für die reichhaltige, überwiegend farbige Illustration: Komponistenporträts einerseits, vor allem aber Szenen-Photos, insbesondere zeitgenössische. Der Aufbau der Artikel[4] ist weitgehend unverändert: Biographie des Komponisten mit wenigen Literaturangaben; Tabelle aller (oder einer Auswahl von) Opern in chronologischer Folge mit Original- und deutschem Titel, Librettist und Spieldauer (bei besprochenen Werken ist die Seitenzahl angegeben); es folgen die eigentlichen Werk-Artikel (chronologisch), die in folgende Abschnitte gegliedert sind: Hinweis auf die CD-Anthologie mit Nummer der CD und des Stückes; Grunddaten (Librettist, Originalsprache, Ur- und deutsche Erstaufführung, Spieldauer); Handlung; Über das Werk mit Abschnitten Zur Musik und Wirkung (eine "Werkanalyse" im strengen Sinn kann das natürlich schon wegen der relativen Kürze nicht sein); ganz knappe diskographische Hinweise ("Opernwelt"-CD-Tipp) mit Aufnahmejahr, Besetzung, Orchester und Dirigent, Label sowie einer mit Siglen ausgedrückten Bewertung, wobei das "Haupt-Kriterium ... die derzeitige Verfügbarkeit" ist (S. [7]). Die gute Erschließung des Bandes z.T. mit zusätzlichen Informationen ist geblieben: übersichtliches Inhaltsverzeichnis; Glossar; Sängerlexikon (mit ca. 500 Kurzbiographien und kleinformatigen Schwarzweiß-Photos ausgewählter Sänger); Chronik der Oper in Tabellenform (Datum der Uraufführung, Ort, Komponist, Original- und deutscher Titel mit Hinweis auf die CD-Edition sowie die Seite, da nur Opern aus dem vorliegenden Band berücksichtigt sind); Inhalt der CD-Edition im Komponisten-Alphabet mit Fundstelle. Dazu kommen die folgenden Register: 1. der Werktitel (Original- und deutscher Titel) mit Angabe von Komponist und Seite; 2. der Rollen (mit Komponist, Oper und Seite); 3. der Arien (mit denselben Angaben); 4. aller Personen; Adressen der Musiktheater (nicht-deutschsprachige Länder in starker Auswahl) und Festspiele.

Die stärksten Veränderungen hat allerdings die Zusammensetzung der CD-Edition erfahren, die jetzt wie die anderen Harenberg-Führer 12 statt 10 CDs umfaßt auf denen in chronologischer Folge 201 Musikbeispiele aus 187 Opern von 104 Komponisten mit einer Gesamtspieldauer von 15,9 Stunden enthalten sind (Zahlen aus einer Verlagsmitteilung). Die Benutzer können es sich aussuchen, ob sie die CDs zur Information in Verbindung mit der Lektüre des Textes benutzen oder "die CDs auch einfach zur Unterhaltung hören".

Klaus Schreiber


[1]
Nach dem Harenberg-Opernführer (1995) - IFB 96-1-061 - erschienen in Jahresabstand die folgenden, sämtlich in IFB besprochenen Führer: Harenberg-Konzertführer (1996). - IFB 96-4-483. - Harenberg-Kammermusikführer (1997). - IFB 98-3/4-275. - Harenberg-Klaviermusikführer (1998). - IFB 99-1/4-327. - Harenberg-Chormusikführer (1999). - IFB 00-1/4-284. (zurück)
[2]
Reclams Opernführer / von Rolf Fath. - 34., völlig neu bearb. Aufl. - Stuttgart : Reclam, 1994. - 799 S. ; 16 cm : Ill. - ISBN 3-15-010406-8 : DM 29.80 [2436]. - Rez.: IFB 95-2-230.
Jetzt als 36., erw. Aufl. - 1999. - 843 S. : Ill. - ISBN 3-15-010458-0 : DM 29.80. - Gegenüber der 34. Aufl. ist an zeitgenössischen Opern nur ein Werk von Ligeti hinzugekommen. (zurück)
[3]
Opern-Lexikon / Pahlen. [Das Komponistenverzeichnis, Opernverzeichnis der deutschsprachigen Titel und das Opernverzeichnis der fremdsprachigen Titel wurden von Gerd Theato erstellt]. - München : Heyne, 1995. - 1023 S. ; 22 cm. - Verf.: Kurt Pahlen. - Früher u.d.T.: Pahlen, Kurt: Das grosse Heyne-Opern-Lexikon. - ISBN 3-453-09088-8 : DM 78.00 [3050]. - Rez.: IFB 96-1-060. - Zur Neuausgabe 2000 s.u. IFB 01-1-096. (zurück)
[4]
Es gibt auch eine ganze Reihe von atypischen Artikeln, die nur aus einem Komponisten-Porträt von einer Seite bestehen, was vor allem für zeitgenössische Komponisten zutrifft, etwa für Harrison Birtwistle, Cristóbal Halffter oder Rudolf Kelterborn, aber im Einzelfall auch für ältere Komponisten, wie z.B. Reihard Keiser, dessen hier nicht erwähnte Oper Masaniello furioso (1706) die Staatsoper Stuttgart im Februar 2001 unnötigerweise wieder ausgegraben hat.
Von zwei weiteren - demgegenüber höchst erfreulichen - Stuttgarter Ausgrabungen, die am 22.03.2001 Doppel-Premiere hatten, nämlich Donizettis Le convenienze ed inconvenienze teatrali und I pazzi per progetto, ist erstere Oper sowohl bei Harenberg und Pahlen als auch in Reclams (elektronischem) Opernlexikon berücksichtigt, letztere fehlt dagegen nicht nur in allen dreien, sondern sogar in der sonst kaum schlagbaren Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters (vgl. zuletzt IFB 98-1/2-128), die immer noch das Maß der Dinge in Sachen Oper darstellt.
Die Wiederaufführung der erstgenannten Oper aus Anlaß des 200. Geburtstags von Donizetti, die 1997 in Neapel stattfand, ist in folgender Publikation dokumentiert: Costumi di Odette Nicoletti per "Le convenienze e le inconvenienze teatrali" di Gaetano Donizetti, messo in scena dal Teatro di San Carlo nel secondo centenario della nascita di Gaetanao Donizetti / dialoghi recitati e regia di Roberto De Simone. - Napoli : Macchiaroli, 1997. - Lose Tafeln in Mappe : Ill., Notenbeisp. ; 50 cm. - ISBN 88-85823-22-X : Lit. 80.000. (zurück)

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