Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 1
[ Bestand in K10plus ]

A guide to world language dictionaries


01-1-012
A guide to world language dictionaries / Andrew Dalby. - 1. publ. - London : Library Association Publishing, 1998. - VIII, 470 S. ; 25 cm. - ISBN 1-85604-251-0 : œ 59.95
[6396]

Trotz (un)gehöriger Verspätung sei diese annotierte, empfehlende Bibliographie auf Grund ihrer Qualitäten noch nachträglich besprochen. Andrew Dalby hat als Bibliothekar an renommierten Bibliotheken gearbeitet und ist u.a. mit einem Führer zu Informationsmitteln über Südostasien[1] hervorgetreten sowie als Verfasser eines Dictionary of languages[2] ausgewiesen. Seine hier besprochene Bibliographie war ursprünglich vom Verlag als A world companion to language dictionaries angekündigt worden. Der Titel, unter dem sie jetzt erscheint, rekurriert auf den Begriff "Weltsprachen", der die von ihm getroffene Auswahl von 295 Sprachen und Sprachfamilien leitet: "... those that are important on a world scale, nearly all of those that have a significant written literature, and a selection of others on which really interesting lexicographical work has been done." Während die Auswahl der Sprachen bereits auch so mehr bietet, als Bibliothekare und Benutzer selbst von großen Universalbibliotheken erwarten können, wird die Auswahl der Wörterbücher für die einzelnen Sprachen dadurch eingeschränkt, daß für Sprachen, die sich nicht-abendländischer Schriftzeichen bedienen, keine einsprachigen, sondern nur mehrsprachige (mit Englisch) verzeichnet werden. Auch ansonsten ist die Auswahl auf den Kernbestand konzentriert: historische Wörterbücher (d.h. hier diachronische Wörterbücher, die es ermöglichen, die Entwicklung von Form und Bedeutung eines Wortes zu verfolgen); moderne Standardwörterbücher (das sind hier umfangreiche Gesamtwörterbücher, einschließlich zweisprachiger Wörterbücher, allerdings beschränkt auf solche mit Englisch als Ziel- bzw. Ausgangssprache); Sprachstufenwörterbücher; Areale Wörterbücher (geordnet primär nach geographischen Begriffen, d.h., daß ein siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch unter der Rubrik Romania erscheint); Wörterbücher mit markiertem Wortschatz: Fachsprachen in ganz enger und nicht nachzuvollziehender Auswahl, Wörterbücher der Umgangssprache und solche mit tabuisiertem Wortschatz; etymologische Wörterbücher; Fremdwörterbücher; other works of interest (d.h. Sekundärliteratur und insbesondere Bibliographien von Wörterbüchern). Die hier aufgeführten Typen begegnen in ganzer Fülle natürlich nur bei "Weltsprachen" i.e.S., doch sind auch hier starke Unterschiede zu verzeichnen (in Klammern die Zahl der Einträge): So sind das Deutsche (75, davon 13 unter Low German separiert), Englische (57) und das Französische (61) besonders reich bedacht, wohingegen das Spanische (42), Russische (37) und Italienische (35) deutlich abfallen. Die Auswahl der Wörterbücher zeugt im allgemeinen von viel Sachverstand und die der Sekundärliteratur von der Belesenheit des Verfassers (zitiert werden auch Untersuchungen zu einzelnen Wörterbüchern sowie ausgewählte Rezensionen). Das heißt freilich nicht, daß sich die Liste der (z.T. gravierenden Lücken), die ein Rezensent aufmachte,[3] nicht auch für andere Sprachen verlängern ließe, worauf der Rezensent jedoch verzichtet. Den größten Nachteil sieht er allerdings darin, daß sich die Rubrik The modern standard primär auf die vielbändigen Beleg- und die großen Äquivalenzwörterbücher beschränkt, die für den täglichen Bedarf jedoch besonders nützlichen einsprachigen "Handwörterbücher" wegläßt.[4]

Besondere Erwähnung verdienen die einleitenden Teile: Works cited in the introduction (Nr. 1 - 18; es folgen die Nr. 19 - 1637 für die Wörterbücher nach Sprachen einschließlich Sekundärliteratur),[5] sowie die zu den einzelnen Sprachen, die knapp und präzis den Stand der (Meta-)Lexikographie unter Zitierung einschlägiger Publikationen umreißt und dazu bei vielen Sprachen die Abfolge des Alphabets (bei nicht-lateinischen Zeichen im Original mit Transliteration) vorstellt.

Die Titelaufnahmen sind i.d.R. zuverlässig und versuchen, bei den vielbändigen Wörterbüchern einen komprimierten Eindruck von den wichtigen Titel-, Bearbeiter- und Verlagsänderungen zu vermitteln. Die Annotationen enthalten einleitend eine wörtliche englische Übersetzung des Sachtitels (soweit dieser nicht bereits einen englischsprachigen Bestandteil hat) und geben Hinweise zur Geschichte, früheren Auflagen, Anlage, Beigaben etc. Diese Annotationen machen den besonderen Wert dieser Bibliographie aus, die damit die zwar titelreichere, aber rein kompilierende, dazu nicht annotierte Bibliographie von Zaunmüller[6] in den Schatten stellt, ohne sie freilich zu ersetzen. Das Register der Personennamen und aller Sachtitel läßt keinen Wunsch offen.

Der Band sei - mit den genannten Einschränkungen - auch Fachreferenten empfohlen, die den Bestand ihrer Bibliothek an Wörterbüchern überprüfen und diesen aktualisieren und erweitern wollen.[7]

Klaus Schreiber


[1]
South East Asia : a guide to reference material / Andrew Dalby. - London ; Munich [u.a.] : Zell, 1993. - XIV, 302 S. ; 24 cm. - (Regional reference guides ; 2). - ISBN 1-873836-00-7 : œ 55.00, DM 153.00 (bei Auslfg. über K. G. Saur, München) [1795]. - Rez.: IFB 94-1-156. (zurück)
[2]
Dictionary of languages : the definitive reference for more than 400 languages / Andrew Dalby. - London : Bloomsbury, 1998. - XVI, 734 S. : graph. Darst. - ISBN 0-7475-3117-X. (zurück)
[3]
Hugh Macpherson in Times literary supplement. - 1999-02-05, S. 11. (zurück)
[4]
So sind für das Deutsche bei den einsprachigen nur der vielbändige Duden (Nr. 567), Klappenbach/Steinitz (Nr. 568) sowie Brockhaus/Wahrig (Nr. 571) berücksichtigt, nicht dagegen Duden, Deutsches Universalwörterbuch oder die einbändigen Wahrig-Wörterbücher. - So fehlt z.B. beim Französischen der Petit Robert (genannt ist nur der einbändige Lexis von Larousse) und besonders enttäuschend ist das Fehlen auch nur einer bescheidenen Auswahl der zahlreichen modernen einbändigen italienischen Wörterbücher. - CD-ROM-Ausgaben kommen übrigens nicht vor (außer beim Oxford English dictionary (Nr. 360), bei dem die CD-ROM-Ausgabe immerhin in der langen Annotation aufgeführt wird). (zurück)
[5]
Neben seinem eigenen Dictionary of languages (Nr.3. s.o.) hätte er ruhig auch das Compendium of the world's languages von George L. Campbell (1998) zitieren können, das inzwischen in einer wesentlich vermehrten 2. Aufl. vorliegt (London : Routledge, 2000. - Vol. 1 - 2. - ISBN 0-415-20298-1 : $ 410.00.
Verzeichnet ist auch als Nr. 12 das deutsche Standardwerk Wörterbücher : ein internationales Handbuch zur Lexikographie. - Berlin. - 1 (1989) - 3 (1991), hier fälschlich als "1989. 3 vols". - Rez.: ABUN in ZfBB 38 (1991),3, S. 283 - 286). - Überhaupt ist dem Autor hoch anzurechnen, daß er auch sonst über den englischsprachigen Tellerrand, der leider nur zu oft Nachschlagewerke aus dem anglo-amerikanischen Bereich einengt, souverän hinüberblickt. (zurück)
[6]
Bibliographisches Handbuch der Sprachwörterbücher / Wolfram Zaunmüller. - Stuttgart : Hiersemann, 1958. - XVI, 496 S. (zurück)
[7]
Für private Wörterbuch-Käufer in anglophonen Ländern hatte die Library Association früher einmal folgenden, nicht mehr lieferbaren Titel im Programm (eine für Juli 1995 angekündigte 2. Auflage - ISBN 1-85604-110-7 - ist anscheinend nie erschienen): Which dictionary? : a consumer's guide to selected English-language dictionaries, thesauri and language guides / Brendan Loughridge. - London : Library Association, 1990. - VI, 177 S. ; 22 cm. - ISBN 0-85365-878-1 : œ 19.50 [1420]. - Rez.: IFB 93-1/2-026. (zurück)

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