Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 1
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Die Stammbücher der Königlichen Bibliothek Stockholm


01-1-007
Die Stammbücher der Königlichen Bibliothek Stockholm : Handschriftenkatalog / von Lotte Kurras und Eva Dillmann. - Stockholm : Kungl. Biblioteket, 1998. - XXVII, 227 S. : Ill. ; 30 cm. - (Acta Bibliothec‘ Regi‘ Stockholmiensis ; 60). - ISBN 91-7000-177-4 (geb.) : SKr. 500.00 - ISBN 91-7000-177-4 (br.) : SKr. 400.00. - (Kungliga Biblioteket, Humleg†rden, POB 5039, S-102 41 Stockholm)
[5025]

Der von Lotte Kurras und Eva Dillman vorgelegte Katalog der Stammbücher der Königlichen Bibliothek Stockholm enthält die Beschreibungen von 80 Stammbüchern, die zwischen 1580 und 1828 begonnen wurden. Den Beschreibungen gehen eine Einleitung zur Geschichte und Art der Sammlung, ein Literaturverzeichnis, ein Signaturenverzeichnis sowie ein Verzeichnis der als Stammbücher verwendeten Drucke voran (in 10 Fällen wurden Drucke als Stammbuch verwendet). Im Anschluß an die Katalogisate sind 24 farbige Abbildungen besonders reizvoller Stammbuchillustrationen wiedergegeben. Den Abschluß des Bandes bilden fünf Register: 1. der Einträger, 2. der Stammbucheigentümer und Vorbesitzer, 3. der Orte, 4. der namentlich zitierten Autoren und 5. der Abbildungen, das nach ikonographischen Aspekten untergliedert ist.

Die meisten Stammbücher kamen als Teile von Privatsammlungen in die Königliche Bibliothek, fünf Alben stammen aus königlichem Privatbesitz und gelangten im 19. Jahrhundert in die Bibliothek. Die Hälfte der 80 Stammbücher wurde von schwedischen Besitzern angelegt. Die meisten der übrigen Besitzer waren Deutsche. Die Sammlung enthält sieben Frauenstammbücher. Als bekannteste Stammbuchbesitzer sind der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna und sein Schwiegersohn, der Feldherr Gustav Horn, zu nennen. Unter den Einträgern finden sich Königin Christina von Schweden, König Karl XI. von Schweden, König Jakob VI. von Schottland sowie König Christian IV. von Dänemark. Die Eintragungsorte liegen in Skandinavien, im Baltikum, im römisch-deutschen Reich, in Italien, Frankreich, England, Schottland und in den Niederlanden, darüber hinaus sind als Besonderheiten Gibraltar und Konstantinopel zu nennen. Die am häufigsten zitierten Autoren sind - in dieser Reihenfolge - Seneca, Horaz, Cicero, Augustinus und Ovid.

Die Katalogisate sind chronologisch nach dem ersten Eintragungsjahr geordnet. Die Anlage der Beschreibungen erfolgt nach dem für die Stammbuchkataloge des Germanischen Nationalmuseums[1] von Lotte Kurras entwickelten Schema: Laufende Katalognummer, Signatur, Name des Stammbuchbesitzers, Blattzahl, Format des Buchblocks, Laufzeit des Stammbuchs, Beschreibung des Äußeren: Unregelmäßigkeiten der Foliierung bzw. Paginierung, evtl. verwendeter Druck, Bildschmuck, Einband, Angaben zur Provenienz des Stammbuchs, Literaturangaben dazu, Literaturangaben zum Stammbuch, Biographie des Stammbuchbesitzers mit Literaturangaben. Evtl. Angaben zum sonstigen Inhalt des Stammbuchs. Anzahl der Einträge, Eintragungsorte mit Jahreszahlen. Einträge in chronologischer Folge: laufende Nummer, Blatt- oder Seitenzahl, Name, Ort, Datum, zitierter Autor, Angaben über das Vorhandensein von Bildern, Wappen, Silhouetten oder Noten. Undatierte Einträge stehen am Ende der Beschreibung.

Mit dem Katalog der Stammbuchsammlung der Königlichen Bibliothek Stockholm liegt ein vorbildlicher Stammbuchkatalog vor. Wichtig ist, daß die Handschriften vollständig beschrieben werden und nicht nur bekannte Einträger und herausragendes Bildmaterial erwähnt werden. Auch die chronologische Anordnung der Einträge ist sinnvoll, sie spiegelt den Lebenslauf und das Beziehungsgeflecht des Stammbuchbesitzers wider. Hervorzuheben ist auch die außerordentlich gelungene drucktechnische Gestaltung der Beschreibungen. Sie sind durch sinnvoll eingesetzten Fett- und Kursivdruck und unterschiedliche Schriftgrößen sehr übersichtlich.

Bedauerlich ist, daß Universitätsmatrikeln, die zur Ergänzung der Vornamen herangezogen wurden, nicht zitiert werden. Für einen intensiven Benutzer der Kataloge des Germanischen Nationalmuseums ist auch noch eine Abweichung von dem dort angewandten Katalogisierungsschema zumindest gewöhnungsbedürftig: in den Nürnberger Katalogen stehen Belegstellen aus biographischen Nachschlagewerken zu den Stammbucheinträgern am Ende des jeweiligen Eintrags. Dies hat den Vorteil, daß man bei der Lektüre des Katalogisats sieht, wie viele bekannte Persönlichkeiten sich in ein Stammbuch eingetragen haben. Im Stockholmer Katalog sind die Nachweise aus biographischen Nachschlagewerken in das Register der Einträger verbannt, was die Katalogisate vielleicht noch übersichtlicher, aber auch weniger aussagekräftig macht.

Brigitte Schürmann


[1]
Die Stammbücher und Stammbuchfragmente der Stadtbibliothek Nürnberg / bearb. von Werner Wilhelm Schnabel. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1995. - 1 - 3. - 31 cm. - (Die Handschriften der Stadtbibliothek Nürnberg ; Sonderband). - ISBN 3-447-03629-X : DM 282.00. (zurück)

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