Die meisten Stammbücher kamen als Teile von Privatsammlungen in die Königliche Bibliothek, fünf Alben stammen aus königlichem Privatbesitz und gelangten im 19. Jahrhundert in die Bibliothek. Die Hälfte der 80 Stammbücher wurde von schwedischen Besitzern angelegt. Die meisten der übrigen Besitzer waren Deutsche. Die Sammlung enthält sieben Frauenstammbücher. Als bekannteste Stammbuchbesitzer sind der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna und sein Schwiegersohn, der Feldherr Gustav Horn, zu nennen. Unter den Einträgern finden sich Königin Christina von Schweden, König Karl XI. von Schweden, König Jakob VI. von Schottland sowie König Christian IV. von Dänemark. Die Eintragungsorte liegen in Skandinavien, im Baltikum, im römisch-deutschen Reich, in Italien, Frankreich, England, Schottland und in den Niederlanden, darüber hinaus sind als Besonderheiten Gibraltar und Konstantinopel zu nennen. Die am häufigsten zitierten Autoren sind - in dieser Reihenfolge - Seneca, Horaz, Cicero, Augustinus und Ovid.
Die Katalogisate sind chronologisch nach dem ersten Eintragungsjahr
geordnet. Die Anlage der Beschreibungen erfolgt nach dem für die
Stammbuchkataloge des Germanischen Nationalmuseums[1] von Lotte Kurras
entwickelten Schema: Laufende Katalognummer, Signatur, Name des
Stammbuchbesitzers, Blattzahl, Format des Buchblocks, Laufzeit des
Stammbuchs, Beschreibung des Äußeren: Unregelmäßigkeiten der
Foliierung bzw. Paginierung, evtl. verwendeter Druck, Bildschmuck,
Einband, Angaben zur Provenienz des Stammbuchs, Literaturangaben dazu,
Literaturangaben zum Stammbuch, Biographie des Stammbuchbesitzers mit
Literaturangaben. Evtl. Angaben zum sonstigen Inhalt des Stammbuchs.
Anzahl der Einträge, Eintragungsorte mit Jahreszahlen. Einträge in
chronologischer Folge: laufende Nummer, Blatt- oder Seitenzahl, Name,
Ort, Datum, zitierter Autor, Angaben über das Vorhandensein von
Bildern, Wappen, Silhouetten oder Noten. Undatierte Einträge stehen am
Ende der Beschreibung.
Mit dem Katalog der Stammbuchsammlung der Königlichen Bibliothek
Stockholm liegt ein vorbildlicher Stammbuchkatalog vor. Wichtig ist,
daß die Handschriften vollständig beschrieben werden und nicht nur
bekannte Einträger und herausragendes Bildmaterial erwähnt werden.
Auch die chronologische Anordnung der Einträge ist sinnvoll, sie
spiegelt den Lebenslauf und das Beziehungsgeflecht des
Stammbuchbesitzers wider. Hervorzuheben ist auch die außerordentlich
gelungene drucktechnische Gestaltung der Beschreibungen. Sie sind
durch sinnvoll eingesetzten Fett- und Kursivdruck und unterschiedliche
Schriftgrößen sehr übersichtlich.
Bedauerlich ist, daß Universitätsmatrikeln, die zur Ergänzung der
Vornamen herangezogen wurden, nicht zitiert werden. Für einen
intensiven Benutzer der Kataloge des Germanischen Nationalmuseums ist
auch noch eine Abweichung von dem dort angewandten
Katalogisierungsschema zumindest gewöhnungsbedürftig: in den
Nürnberger Katalogen stehen Belegstellen aus biographischen
Nachschlagewerken zu den Stammbucheinträgern am Ende des jeweiligen
Eintrags. Dies hat den Vorteil, daß man bei der Lektüre des
Katalogisats sieht, wie viele bekannte Persönlichkeiten sich in ein
Stammbuch eingetragen haben. Im Stockholmer Katalog sind die Nachweise
aus biographischen Nachschlagewerken in das Register der Einträger
verbannt, was die Katalogisate vielleicht noch übersichtlicher, aber
auch weniger aussagekräftig macht.
Brigitte Schürmann
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