Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
[ Bestand in K10plus ]

Res medii aevi


00-1/4-374
Res medii aevi : kleines Lexikon der Mittelalterkunde / hrsg. von Renate Neumüllers-Klauser. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1999. - 317 S. : Ill. ; 19 cm. - ISBN 3-447-03778-4 : DM 78.00, DM 68.00 (bis 31.12.00)
[5921]

Das vorliegende Nachschlagewerk stellt die gründlich überarbeitete Neuauflage der im Jahr 1962 erschienen Clavis mediaevalis dar.[1] Leider wurde der treffende (und gut mittelalterliche) Titel nicht beibehalten und durch das etwas weniger aussagekräftige Res medii aevi ersetzt. Wie im Vorwort der Erstausgabe betont wurde, sollte das Lexikon "nur das Tor zum Mittelalter aufschließen". Für die Neuauflage wurde bedauerlicherweise auf ein Vorwort zur Orientierung des Benutzers verzichtet; unter dem Inhaltsverzeichnis wird lediglich der Hinweis gegeben, daß das Register zu Rate zu ziehen ist, wenn ein gesuchter Begriff nicht als Stichgwort erscheint. Der Titel der Neubearbeitung legt nahe, daß im Stichwortbestand wiederum Sachbegriffe dominieren. In beiden Fällen wird der lateinische Buchtitel durch den Untertitel sinnvoll erläutert; das Lexikon ist als erste Orientierung für den Bereich der Mittelalterforschung bzw. -kunde im Sinn von Quellenkunde (oder "Historischen Hilfswissenschaften") gedacht und informiert in erster Linie über Paläographie, Archiv- und Bibliotheksgeschichte, Urkundenlehre, Siegel- und Wappenkunde, Numismatik und Zeitrechnung, daneben aber auch über einige prominente Forschungs- und Editionsunternehmen (z.B. École des Chartes, Germania Sacra, Migne, Monumenta Germaniae Historica, Muratori, Repertorium Germanicum). Es stellt damit ein willkommenes Pendant zu Wilhelm Reicherts Kleinem Lexikon des Mittelalters[2] dar, das ebenfalls ausschließlich Sachartikel umfaßt, sich dabei aber auf Gesellschaft, Wirtschaft, Recht und Herrschaft im Mittelalter konzentriert. Dieser unterschiedlichen Ausrichtung ist es zu verdanken, daß sich die beiden handlichen Nachschlagwerke trefflich ergänzen. Überschneidungen sind selten, da nur relativ wenige Stichwörter (z.B. Institutionen wie Kanzlei, Maßeinheiten wie Mark, Pfund und Münzbezeichnungen wie Groschen, Kreuzer usw.) in jedem der beiden Lexika Berücksichtigung gefunden haben.

Die Artikel wurden für die Neuauflage erforderlichenfalls umformuliert und die Literaturhinweise durchgehend aktualisiert. Das gründlich überarbeitete Literaturverzeichnis bietet eine knappe, unkommentierte Auswahl des Wichtigsten und dient vornehmlich dazu, die abgekürzt zitierten Hinweise zu den einzelnen Artikeln aufzulösen.

Abbildungen und Tafelteil (acht Tafeln am Bandende) wurden unverändert aus der Erstausgabe übernommen. Der Stichwortbestand ist dagegen erweitert worden. Vermehrt wurde v.a. die Zahl der Artikel zur Literaturgeschichte (z.B. Gesta Romanorum, Mittelhochdeutsche Literatur, Publizistik, Regula Benedicti), aber auch aus anderen Bereichen (z.B. Corpus iuris civilis, Rotulus). Gelegentlich wurden Umstellungen vorgenommen; so findet man den Artikel Illuminierung jetzt unter Buchmalerei (umgekehrt in der Erstauflage). Der Band ist insgesamt zuverlässig redigiert; nur vereinzelt haben sich Fehler eingeschlichen. So findet sich im weitgehend unverändert aus der Erstauflage übernommenen Artikel Bibliothek die Information, Papst Nikolaus V. habe die Bibliotheca Vaticana 1467 (statt 1447) neugegründet, und der Bibliophile Richard de Bury sei Bischof von Dirham (statt Durham) gewesen. Insgesamt ist das Kleine Lexikon der Mittelalterkunde jedoch ein sehr konzises und zuverlässiges Informationsmittel, für dessen Neubearbeitung Verlag und Bearbeitern zu danken ist. Sein Nutzen für Studenten aller mediävistischen Fächer und für jeden am Mittelalter Interessierten dürfte ihm eine weite Verbreitung auch außerhalb wissenschaftlicher Bibliotheken sichern.

Christian Heitzmann


[1]
Clavis mediaevalis : kleines Wörterbuch der Mittelalterforschung / in Gemeinschaft mit Renate Klauser hrsg. von Otto Meyer. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1962. - 311 S. (zurück)
[2]
Vgl. die Besprechung in IFB 99-1/4-424. (zurück)

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