Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
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Kant-Bibliographie


00-1/4-127
Kant-Bibliographie / begr. von Rudolf Malter. Hrsg. von Margit Ruffing. - Frankfurt am Main : Klostermann. - 25 cm. - (Veröffentlichungen der Kant-Forschungsstelle am Philosophischen Seminar der Universität Mainz)
[5406]
1945 - 1990. - 1999. - XVIII, 976 S. - ISBN 3-465-02987-9 : DM 248.00

Um die laufende bibliographische Berichterstattung über Kant steht es gut, da ihn natürlich alle laufenden philosophischen Fachbibliographien mit ihren unterschiedlichen inhaltlichen und sprachlichen Schwerpunkten berücksichtigen; dazu kommt das seit Berichtsjahr 1968 in den Kant-Studien[1] erscheinende Jahresverzeichnis Kant-Bibliographie, das der Begründer der Kant-Forschungsstelle am Philosophischen Seminar der Universität Mainz, Rudolf Malter, bearbeitet hat. Er plante auch die Publikation einer groß angelegten, retrospektiven Internationalen Kant-Bibliographie 1749 - 1990, für die er umfangreiches Material zusammentrug, ohne daß es bis zu seinem Tode 1994 zu einer Veröffentlichung kam. Aus dem nachgelassenen Material wurde nun nach Ergänzung und Verifizierung als erstes der Band für die Berichtszeit 1945 - 1990 publiziert; in einem weiteren Band soll sodann die Berichtszeit 1896 - 1944 bearbeitet werden.

Die Kant-Bibliographie strebt nichts weniger als die vollständige Verzeichnung der Primär- und Sekundärliteratur in allen Sprachen auf Grund von Autopsie oder zumindest von sicher verifizierten Titeln (Angaben, die 'nicht auf gesicherter Nachprüfung beruhen' sind mit einem Asteriskus markiert). Der vorliegende Band verzeichnet lt. Waschzettel mehr als 12.000 Titel, die innerhalb jedes Erscheinungsjahres durchnumeriert sind. Die primäre chronologische Ordnung nach Erscheinungsjahren ist nach folgenden Abschnitten untergliedert: 1. Ausgaben, Übersetzungen (chronologisch nach dem Jahr der Erstausgabe des Originals geordnet); 2. Bibliographie, Index; 3. Literatur zu Kants Person und Werk; 4. Verschiedenes (die Abschnitte 2 - 4 sind alphabetisch geordnet). "Die der Form nach heterogenen, aus unterschiedlichen Quellen stammenden Titel wurden weitgehend nach Richtlinien buchwissenschaftlicher Zitierregeln vereinheitlicht" (was immer das zu bedeuten hat): sie folgen jedenfalls keinem der gängigen Regelwerke, enthalten aber alle zur Verifizierung nötigen Angaben. Titel in slavischen Sprachen sind teils in transliterierter Form, teil in deutscher Übersetzung (mit Angabe der Originalsprache) zitiert, Titel aus orientalischen Sprachen nur auf die letztere Art. Malter hatte sich dazu entschlossen, auf Verlagsangaben bei Monographien zu verzichten, was angeht; leider ließ er auch die Umfangsangabe bei Monographien weg. Register: 1. der erwähnten Schriften Kants; 2. der Verfasser; 3. der erwähnten Personen; 4. der Stichwörter aus den Titeln, wobei fremdsprachige unter dem deutschen Begriff subsumiert werden (unter Gesetz, also law, loi universelle, ley interna, zakon ...), allerdings nicht konsequent, nämlich anscheinend immer dann nicht, wenn kein entsprechendes deutsches Stichwort vorkommt (also Giappone, da Japan fehlt); unter Kant findet man die Nachweise der allgemeinen Literatur nach inhaltlichen und formalen (z.B. Kongresse) Gruppen gegliedert; diese Art der Sacherschließung ist zwar nicht perfekt,[2] da sie allein auf Grund der Sachtitel erfolgt, ist aber immer noch besser als die häufig anzutreffende völlige Enthaltsamkeit im Hinblick auf die Sacherschließung; die beschriebene Form der Gruppierung der Schlagwörter in unterschiedlichen Sprachen ist originell und in dieser Form dem Rezensenten bisher noch nicht begegnet.

Daß trotz aller Bemühungen bei einer Personalbibliographie für eine Person, über die weltweit publiziert wird, Vollständigkeit der Verzeichnung nicht erreicht werden kann, liegt auf der Hand. Der Rezensent hatte sich vorgenommen, dies an Hand eines Vergleichs mit einer Bibliographie der russischen Kant-Ausgaben und der russischen Kant-Literatur[3] zu prüfen und zu belegen, doch kam diese Bibliographie noch so rechtzeitig zu Kenntnis der Bearbeiter, die sie, ebenso wie eine entsprechende der spanischsprachigen Kant-Literatur[4] noch nach Redaktionsschluß auswerten konnten. Es fehlen allerdings durchaus auch deutsch- und französischsprachige Publikationen (darunter selbst solche, bei denen der Name Kant im Titel vorkommt).[5] Selbst wenn man dieses Beispiel als hergeholt abtun könnte, läßt sich der Anspruch der Vollständigkeit leicht mit einem Stichprobenvergleich mit dem Quellenlexikon zur deutschen Literaturgeschichte[6] erschüttern, das zahlreiche Titel enthält, die in der Kant-Bibliographie fehlen. An deren Nutzen ändert das freilich nichts, zumal wenn man die noch ausstehenden Bände für die vorausgehende Berichtszeit bedenkt.

Klaus Schreiber


[1]
61 (1970), S. 536 - 549. - In 60 (1969), S. 234 - 264 ging ihr das gleichfalls von R. Malter bearbeitete Mehrjahresverzeichnis Bibliographie der deutschsprachigen Kant-Literatur 1957 - 1967 voran, das zusammen mit solchen für die Kant-Literatur in verschiedenen Fremdsprachen einen Überblick über das internationale Schrifttum bot. (zurück)
[2]
1986, 488 fehlt im Register sowohl unter Swedenborg als auch unter Träume. (zurück)
[3]
Immanuil Kant : bibliograficeskij ukazatel' literatury na russkom jazyke 1803 - 1994 gg. / Rossijskaja Akademija Nauk, Institut Filosofii. [Sost.: L. S. Davydova.] - Moskva : IFRAN, 1996. - 164 S. ; 20 cm. - ISBN 5-201-01916-1 : DM 36.00 (Kubon & Sagner, München). (zurück)
[4]
Kant en espa¤ol / Dulce María Granja Castro. - Iztapalapa (México), 1996 [ersch. 1997]. - Die Bibliographie lag dem Rezensenten nicht vor. (zurück)
[5]
Sämtliche befassen sich mit Kants Verhältnis zu Swedenborg; die Hinweise (chronologisch geordnet, innerhalb im Alphabet der Sachtitel) verdankt der Rezensent seinem Kollegen Eberhard Zwink, der auf der Homepage der Württembergischen Landesbibliothek Einblick in deren große Swedenborg-Sammlung gewährt:
http://www.wlb-stuttgart.de/~www/referate/theologie/skkant~~.html
Die Kosmogonie Emanuel Swedenborgs und die Kantsche und Laplacesche Theorie / Hans Hoppe. // In: Offene Tore. - 4 (1960),1, S. 25 - 27 und 4 (1960),4, S. 111 - 116.
Kant und Swedenborg / Gerhard Gollwitzer. // In: Offene Tore. - 9 (1965),3/4, S. 101 - 103.
The sin of angelicism revisted / George J. Seidel. // In: The thomist. - 44 (1980), S. 441 - 449. - Darin: Kants Verhältnis zu Swedenborg.
Wendepunkt der Geistesgeschichte : die vernichtende Kritik der reinen Vernunft an der Geisterseherei - Immanuel Kant contra Emanuel Swedenborg und seinesgleichen / Karl Clausberg. // In: Kosmische Visionen : mystische Weltbilder von Hildegard von Bingen bis heute / Karl Clausberg. - Köln : DuMont Buchverlag, 1980, S. 15 - 20 : mit 2 Porträts.
Kants Verhältnis zu Swedenborg und die Folgen / Friedemann Horn. // In: Offene Tore. - 32 (1988),5, S. 202 - 216.
Die Kosmogonie Emanuel Swedenborgs und die Kantsche und Laplacesche Theorie / Hans Hoppe. // In: Emanuel Swedenborg : 1688 - 1772 ; Naturforscher und Kundiger der Überwelt. - Stuttgart, 1988. - (Swedenborg in der Württembergischen Landesbibliothek ; Bd. 1), S. 30 - 38.
Swedenborg and Kant revisited : the long shadow of Kant's attack and a new response / Robert H. Kirven. // In: Swedenborg and his influence : Symposium '88. - Bryn Athyn, 1988, S. 103 - 120.
Swedenborg und Kant : ein andauerndes Mißverständnis, erklärt durch die Unvereinbarkeit der Standpunkte / Roland Begenat. // In: Emanuel Swedenborg : 1688 - 1772 ; Naturforscher und Kundiger der Überwelt. - Stuttgart, 1988. - (Swedenborg in der Württembergischen Landesbibliothek ; 1), S. 74 - 76.
La folie dans la raison pure : Kant lecteur de Swedenborg / par Monique David-Ménard. - Paris : Vrin, 1990. - 254 S. - (Bibliothèque d'histoire de la philosophie : nouvelle série)
Okkultismus : Geisterwelt oder neuer Weltgeist? / Hans-Jürgen Ruppert. Hrsg. von Thomas Lardon. - Wiesbaden : Edition Coprint ; Wuppertal : R. Brockhaus, 1990. - 320 S. - Swedenborg passim, besonders S. 201 - 223: Honoré de Balzac: Swedenborgs Berufungsvision. - Immanuel Kant: Über Swedenborg; Brief an Charlotte von Knobloch; Träume eines Geistersehers. - Vorlesungen über Psychologie. - Wilhelm Lütgert: Swedenborgs Einfluß auf Kant; Goethe und Swedenborg.
Für die weiteren Bände der Kant-Bibliographie sei die Durchsicht der folgenden Zeitschrift empfohlen, die lt. Index für die Jahre 1900/50 mehrere Beiträge zu der Beziehung Kant/Swedenborg enthält: The new philosophy : the quarterly journal of the Swedenborg Scientific Association. - Bryn Athyn, Pa. - 1 (1898) - (zurück)
[6]
Leider verhindert es der zu eng gefaßte Titel, daß das Quellenlexikon von Nicht-Germanisten beachtet wird, obwohl es immer wieder für Überraschungen gut ist. Es enthält in den Bänden 15 (S. 452 - 512) und 16 (S. 7 - 229) eine Bibliographie der Literatur über Kant mit ca. 8400 Titeln der Erscheinungsjahre 1945 - 1990, also mit derselben Berichtszeit wie der vorliegende Band der Kant-Bibliographie. Ein kurzer Stichprobenvergleich erbrachte auf Anhieb zahlreiche Titel, die in letzterer fehlen.
Quellenlexikon zur deutschen Literaturgeschichte : Personal- und Einzelwerkbibliographien der internationalen Sekundärliteratur 1945 - 1990 zur deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart = Bibliography of studies on German literary history / Heiner Schmidt. Bibliographische Mitarb. von Günter Albrecht ... - 3. überarb., wesentlich erw. und auf den neuesten Stand gebrachte Aufl. - Duisburg : Verlag für Pädagogische Dokumentation. - 25 cm. - Bis 2. Aufl. u.d.T.: Quellenlexikon der Interpretationen und Textanalysen [2288] [6014]. - Bd. 15. Jel - Kan. - 1998. - 512 S. - ISBN 3-930551-15-2 : DM 228.00
Bd. 16. Kan - Kir. - 1998. - 512 S. - ISBN 3-930551-16-0 : DM 228.00. (zurück)

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