Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
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Routledge encyclopedia of philosophy


00-1/4-101
Routledge encyclopedia of philosophy / gen. ed.: Edward Craig. - London ; New York : Routledge, 1998. - 1 - 10. - 26 cm. - ISBN 0-415-07310-3 : œ 1995.00 - ISBN 0-415-16917-8 : œ 2295.00 zzgl. MwSt. (mit CD-ROM)
[6030]
00-1/4-102
Routledge encyclopedia of philosophy [Computerdatei] / gen. ed.: Edward Craig. - London ; New York : Routledge, 1998. - 1 CD-ROM + user guide (33 S.). - ISBN 0-415-16916-X : œ 1995.00 - ISBN 0-415-16917-8 : œ 2295.00 zzgl. MwSt. (mit Druck-Ausg.)
[6031]
00-1/4-103
The Cambridge dictionary of philosophy / general ed.: Robert Audi. - 2. ed. - Cambridge : Cambridge University Press, 1999. - XXXV, 1001 S. ; 25 cm. - ISBN 0-521-63136-X (hb.) : œ 52.50 - ISBN 0-521-63722-8 (pb.) : œ 19.95
[5989]

Bei den beiden englischen Werken handelt es sich um gemischte Nachschlagewerke, die sowohl philosophische Fachtermini als auch Personen anführen. Die Routledge encyclopedia of philosophy,[1] von Edward Craig (Professor für Philosophie am Churchill College der Cambridge University, Großbritannien) herausgegeben,[2] wurde seit 1991 als Nachfolger der achtbändigen Encyclopedia of philosophy[3] von Paul Edwards projektiert. Die Zahl von 2054 Einträgen, die von einem rund 1200 Namen umfassenden internationalen Mitarbeiterstab stammen, lassen bereits den unglaublich breiten Umfang dessen erkennen, was in diesem Kompendium unter Philosophie und Philosophen verstanden wird: In erster Linie sollte möglichst vollständig und detailliert der Bereich abgedeckt werden, der in der anglo-amerikanisch akademischen Welt vorherrscht (S. VI). Als zweites erschien es dem Herausgeber jedoch wegen der immer größer werdenden Unsicherheit über die Grenzen der Philosophie auch angezeigt, den Bereich aufzunehmen, der im Angelsächsischen world philosophy heißt. Aus diesem Grund befassen sich über 400 Artikel mit chinesischer, japanischer, koreanischer, indischer und tibetischer, jüdischer, arabischer und islamischer, russischer, lateinamerikanischer und afrikanischer Philosophie.

Die Artikel[4] der Bd. 1 - 9, die über verschiedenste Register im Bd. 10 erschlossen sind, können inhaltlich in drei verschiedene Kategorien eingeteilt werden: 1. in solche Artikel (z.B. metaphysics), die einen Überblick über die in eigenen Eintragungen behandelten Themen dieses Oberbegriffes geben; 2. in die üblichen Sachbegriffe sowie 3. in Personen-Artikel, die eher das philosophische Werk als die Biographie betonen. Formal gesehen besteht jeder Artikel wiederum aus drei Abschnitten: 1. einer Kurzinformation (graphisch durch kursive Schreibweise ausgezeichnet), die das Wesentliche - allerdings auf möglichst anspruchslose Weise - darzustellen versucht; 2. dem Hauptteil, der ins Detail geht und auf den sachkundigen Leser zugeschnitten ist; mit dieser Zweiteilung versucht das Lexikon die unterschiedlichsten Leser anzusprechen, nämlich sowohl Anfänger, die ihre erste Bekanntschaft mit der Philosophie machen, als auch Fachvertreter (S. VII); 3. einer ausführlichen Bibliographie am Schluß. Daß dieser Aufbau, der Inhalt der Artikel sowie deren Auswahl nicht immer und nicht jeden zufriedenstellen kann, ist angesichts der Mammutaufgabe wohl selbstverständlich. Aufs Ganze ist die Encyclopedia aber empfehlenswert, nicht zuletzt deswegen, weil sie auch in digitalisierter Form auf CD-ROM vorliegt.

Zwar muß man heute schon etwas skeptisch sein, ob die CD-ROM nicht in naher Zukunft von einem anderen Umgang mit Gesamtausgaben von Dichtern, Denkern und mit geistigen Produkten anderer Wissenschaftler ersetzt wird: Je nach Bedarf lädt man sich von einem Server (wohl gegen Entgelt) die digitalisierten Texte auf den heimischen PC und von dort auf ein elektronisches Buch (im Format nicht größer als derzeitige Bücher), das - mit einer ausreichenden Stromversorgung versehen - sowohl am Strand als auch in der Studierstube das gute alte Buch ersetzen wird.[5] Dennoch sind die derzeitigen Anstrengungen, Texte digitalisiert auf CD-ROM[6] zu brennen, die auch die genannte Routledge encyclopedia of philosophy unternommen hat, aus verschiedenen Gründen zu begrüßen. Die CD-ROM (Version 1.0)[7] enthält den gesamten Text der Routledge encyclopedia of philosophy, der dank Hyperlinks mit Verweisungen zwischen den Artikeln sehr gut erschlossen ist. Im Ansichtsmodus, wo zwar die Größe der Schrift, nicht die Schrifttype einstellbar ist, kann gewählt werden zwischen dem Volltext (dreiteiliger Bildschirmaufbau: links die Stichwortliste; rechts oben die Zusammenfassung und die anschließend weitergehenden Ausführungen; rechts unten die bibliographischen Angaben), einem Index, der das Vorkommen wichtiger Begriffe ausweist, die keinen eigenen Eintrag haben, und einem Glossar mit kurzen Worterklärungen. Die Exportfunktion bietet die Möglichkeit, Texte sowohl in einen anderen editor zu kopieren als auch direkt auszudrucken. Die Suchfunktionen sind sehr flexibel: Es kann zum einen nach bestimmten Themen (Metaphysik, Epistemologie, Sprache usw.) gesucht werden, die dann die einzelnen dazugehörenden Einträge aufführen, zum anderen nach verschiedenen world philosophies (Afrika, China/Japan/Korea, Indien/Tibet usw.), nach world religions (Judentum, Buddhismus, Christentum usw.) und nach philosophiegeschichtlichen Epochen (Antike, Mittelalter, Renaissance usw.). Des weiteren können in einer einfachen Suche durch Vorauswahl und mit logischen Operatoren bestimmte Begriffe aufgespürt werden; eine erweiterte Suche mittels verschiedener tags erlaubt sogar z.B., nur Zeitschriftenaufsätze eines bestimmten Autors zu ermitteln (die Bibliographie kann separat u.a. nach Titel, Autor und Verlag durchsucht werden). Doch nicht nur die angedeuteten vielfältigen Suchstrategien können für spätere Arbeitssitzungen abgespeichert werden, sondern auch eigene Anmerkungen an jeder beliebigen Stelle des Textes; selbst das Setzen von eigenen Verweisungen zwischen den Artikeln ist möglich, so daß man mit dieser CD-ROM ein wirklich ausgezeichnetes Arbeitsinstrument zur Verfügung hat.[8]

Ebenso wie bei der zehnbändigen Routledge encyclopedia ... handelt es sich beim Cambridge dictionary of philosophy von Robert Audi (Professor für Philosophie an der University of Nebraska in Lincoln) um ein gemischtes Nachschlagewerk, das sich aber anders als jenes explizit als dictionary versteht: Während Enzyklopädien hauptsächlich Informationen, geschichtliche Hintergründe und Bibliographien liefern, bieten Fachwörterbücher vor allem Begriffsbestimmungen. Sie erläutern Grundbegriffe in einer Weise, wie es Enzyklopädien nicht zu tun brauchen. Audi geht sogar so weit, zu behaupten, daß einige Enzyklopädien am besten mit Hilfe eines Wörterbuchs gelesen werden sollten, da manche ohne ein solches nur schwer zu verstehen seien (S. XXXIV). Sieht man einmal von dieser sich hier ausdrückenden Tendenz ab, statt den eigenen Kopf beim Lesen eines philosophischen Textes zu gebrauchen immer weitere Meta-Hilfsmittel hervorzubringen, was das Philosophieren nicht unbedingt vertieft, so ist zu dieser konzeptionell kaum veränderten Zweitauflage[9] eigentlich nur anzumerken, daß viele Artikel erweitert und aktualisiert wurden und daß rund 400 neue dazugekommen sind, nämlich vor allem aus dem Bereich der Ethik (Bioethik, medizinische Ethik usw.), der philosophy of mind und der politischen Philosophie sowie aus den sog. world philosophies; dazu kommen Artikel über 50 herausragende Gegenwartsphilosophen. Damit gehört The Cambridge dictionary of philosophy zu den guten modernen Philosophielexika in englischer Sprache.

Wolfgang Erb


[1]
Zwar gibt es auch hier eine "light version", die allerdings nicht nur wegen der Auswahl, sondern vor allem wegen der Kürzung der Artikel nicht unbedingt als eine gelungene Quintessenz des Hauptwerkes anzusehen ist:
Concise Routledge encyclopedia of philosophy / ed. by Edward Craig. - 1. publ. - London ; New York : Routledge, 2000. - XXXIV, 1030 S. - ISBN 0-415-22364-4 : œ 25.00. (zurück)
[2]
Neben Edward Craig als general editor müssen hier auch 31 zusätzliche subject editors erwähnt werden (Craig ist zugleich als subject editor auch für den Bereich Metaphysik zuständig), sowie Luciano Floridi als consultant editor für die CD-ROM-Ausgabe und die advisory editors Paul Edwards (!), Lorraine Code und Christine Korsgaard. (zurück)
[3]
The encyclopedia of philosophy / Paul Edwards, ed. in chief. - New York : Macmillan. - 1 (1967) - 7 (1967). - Seitdem mehrere Nachdrucke. - Ein Supplementband von Donald M. Borchert erschien 1996. (zurück)
[4]
Eine vollständige Liste kann auch auf der Homepage der Routledge encyclopedia of philosophy (http://www.routledge-ny.com/rep/main.html) eingesehen werden. (zurück)
[5]
Trotz der in vielen Fällen immer noch sehr ungenügenden Aufbereitung digitalisierter Texte für die praktische wissenschaftliche Arbeit, kann man bereits zahlreiche Texte aus dem Internet herunterladen (eines der bekannteren Konzepte ist das Gutenberg-Projekt: http://gutenberg.aol.de/). Zwar erhält man ebenso Informationen verschiedenster Art entweder direkt in Internet-Enzyklopädien (z.B. von der University of Tennessee at Martin aus dem Jahre 1998: http://www.utm.edu/research/iep/) oder mittels allgemeiner und spezieller Suchmaschinen (vgl. dazu im Bereich der Philosophie die hilfreichen Hinweise in: Internet für Philosophen : eine praxisorientierte Einführung / Paul Tiedemann. - 2., überarb. Aufl. - Darmstadt : Primus-Verl., 1999. - XIV, 145 S. : Ill. - ISBN 3-89678-108-1). Aber wegen eines bisher immer noch unzureichenden Netzwerkes für Philosophie (der Deutsche Philosophie-Knoten: http://www.sozialwiss.uni-hamburg.de/phil/ag/knoten/ ist kaum ausreichend), empfiehlt es sich doch, sein eigenes System von Links zu den oft sehr informativen und mit Spezialthemen gespickten Seiten der Philosophischen Institue deutscher und ausländischer Universitäten aufzubauen. (zurück)
[6]
In Deutschland hat sich im Bereich von CD-ROMs mit philosophischem Inhalt u.a. die seit 1993 existierende Firma InfoSoftWare von Karsten Worm (Friedbergstr. 30, 14057 Berlin; Tel. 030/32603522; Fax 030/3228136) hervorgetan, die auch Produkte anderer renommierter internationaler Datenbankproduzenten liefert, wie z.B. Intelex, ISI, K.G. Saur, Library Corporation und SilverPlatter. (zurück)
[7]
Die Benutzung der CD-ROM, die auch für den Netzwerkbetrieb geeignet ist (ein Zugriff von bis zu 10 Benutzern ohne Aufpreis ist möglich), bedarf nicht der neuesten PC-Hardware: auch wenn ein Pentium-Prozessor mit 16 MB RAM empfohlen wird, so genügt notfalls auch ein 80486 (66 MHz); 10 MB freier Festplattenspeicher (ca. 100 MB für eine Vollinstallation) werden benötigt; unbedingt erforderlich sind eine SVGA-Graphikkarte sowie ein ISO 9660 CD-ROM-Laufwerk; beim Betriebssystem ist mindestens Windows 3.1 vorausgesetzt. (zurück)
[8]
Ab Herbst 2000 soll die Routledge encyclopedia of philosophy auch im Internet angeboten werden. Der Prospekt nennt gestaffelte Preis von œ 1500.00 bis œ 175.00 jährlich. - Informationen und Subskriptionsmöglichkeiten unter http://www.rep.routledge.com (zurück)
[9]
Die 1. Aufl. von 1995, von der 1996 bis 1998 jeweils zwei unveränderte Nachdrucke erschienen sind, wurde in IFB 96-2/3-185 ausführlich besprochen:
The Cambridge dictionary of philosophy / general ed.: Robert Audi. - 1. publ. - Cambridge : Cambridge University Press, 1995. - XXVIII, 882 S. ; 26 cm. - ISBN 0-521-40224-7 (hb.) : œ 55.00 - ISBN 0-521-48328-X (pb.) : œ 17.95 [3067]. (zurück)

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