Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
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"Beutekunst"


00-1/4-061
"Beutekunst" : Bibliographie des internationalen Schrifttums über das Schicksal des im Zweiten Weltkrieg von der Roten Armee in Deutschland erbeuteten Kulturgutes (Museums-, Archiv- und Bibliotheksbestände) ; 1990 - 2000 = Trofejnoe iskusstvo = Trophy art / zsgest. von Peter Bruhn. - 3., wiederum verm. und verb. Aufl. - Berlin : Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Osteuropa-Abteilung, 2000. - 366 S. ; 30 cm. - (Veröffentlichungen der Osteuropa-Abteilung, Staatsbibliothek zu Berlin - Preussischer Kulturbesitz ; 26) (Literaturnachweise zu aktuellen Russland-Themen ; 1). - ISBN 3-88053-082-3 : Kostenlos für Bibliotheken. - (Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, III D, 10772 Berlin)
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In der Rez. der ersten Auflage 1990 dieser Bibliographie in IFB 97-3/-288 wurde das Thema der nach dem Krieg in die Sowjetunion verbrachten deutschen "Beutekunst" als eines der im Verhältnis der beiden Länder "meistdiskutierten" bezeichnet. Diese Diskussion hat in der deutschen und russischen Presse seitdem ständig zugenommen. Nach zwei Jahren brachte Peter Bruhn eine über das Doppelte auf 2851 Titel erweiterte Neuauflage heraus (Rez. IFB 99-1/4-060). Im August 2000, also nach einem weiteren Jahr, bedingten Nachfrage nach dieser Bibliographie und Weiterentwicklung des Problems bereits die dritte Auflage. Sie führt bis Anfang Juli 2000 und verzeichnet 4037 Titel. In die Zeit bis zur zweiten Auflage fielen die vergeblichen Versuche Jelzins und des russischen Kulturministers Sidorow, zu verhindern, daß die Duma die gesamte Beutekunst zum nationalen Eigentum Rußlands erklärte. In die Phase bis zur dritten Auflage fallen die Unterzeichnung des umstrittenen "Beutekunst"-Gesetzes durch Putin am 25.05.2000 und die ersten kleinen wechselseitigen Rückgaben von Kulturgütern, die seit dem Zweiten Weltkrieg in Russland bzw. Deutschland lagerten, ferner der warnende Hinweis des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, auf die erheblichen Schäden, welche die völkerrechtswidrig (Haager Konvention) in die Sowjetunion verbrachten Kunstschätze, Bücher und Archivbestände durch unsachgemäße Lagerung bereits erlitten hätten.

Die Art der Titelaufnahmen und die Ordnung wurden beibehalten, so hat auch die Neuauflage ihren besonderen Wert durch die Annotationen mit - bei russischen Quellen - zweisprachigen Textauszügen. Bruhn verweist darauf, dass er beim Recherchieren "zunehmend auch auf die Benutzung zahlreicher Datenbanken angewiesen" war, und bedauert, daß "es leider nicht zu vermeiden war, daß die dort nicht selten anzutreffenden Abweichungen von bibliographischen Prinzipien bzw. Erfordernissen ihre Auswirkungen vermutlich leider auch auf die Wiedergabe des Materials hier und da in diesem Verzeichnis gefunden haben". Der anwachsende Umfang macht das Bedürfnis nach einem - allerdings schwer zu erarbeitenden - Sachregister neben dem vorhandenen Namenregister noch deutlicher als bei der ersten Auflage, in der bereits sein Fehlen bedauerte wurde. Das für Wissenschaft und Politik von der Osteuropaforschung Geleistete ist hoch anzuerkennen und hat bleibenden Wert.

Wolfgang Kasack


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