Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]

Biographische Informationsmittel


00-1/4-047
Biographische Informationsmittel : Typologie mit Beispielen ; Rezensionen von 836 allgemeinen und fachlichen Sammelbiographien von Anfang der neunziger Jahre bis Ende 1998 ; samt einem Verzeichnis mit Schlagwortregister aller von 1974 - 1993 in der Rubrik Ausgewählte Bibliographien und andere Nachschlagewerke der Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie sowie in IFB 1 (1993) - 6 (1998) besprochenen biographischen Informationsmittel / Klaus Schreiber. Unter Mitarb. von Saskia Hedrich und weiteren Rezensenten. - Berlin : Deutsches Bibliotheksinstitut. - 24 cm. - (Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) : Beiheft ; 9). - ISBN 3-87068-549-2 : DM 164.00, DM 120.00 (Forts.-Pr. u. für Abonnenten von IFB)
[5584]
Teilbd. 1. Typologie, Internationale Biographien, Afrika, Amerika, Asien, Australien, Europa (Nord- und Westeuropa), Deutschland (Allgemein-, Epochen-, Gruppen-, Thematische, Institutionenbiographien, Fach- und Berufsbiographien, Spezialverzeichnisse). - 1999. - 654 S.
Teilbd. 2. Deutschland (Regional- und Lokalbiographien), Österreich, Schweiz, Ostmittel- und Osteuropa, Rußland, Südosteuropa, Iberische Halbinsel, Italien, Verzeichnis mit Schlagwortregister. - 1999. - S. 655 - 1252

In den letzten Jahren sind mehr biographische Neuerscheinungen zu registrieren als je zuvor. Es wird damit immer schwieriger, über die verfügbaren Lexika und andere Sammelwerke eine auch nur annähernd vollständige Übersicht zu gewinnen. Im deutschsprachigen Raum gibt es bisher keine Institution, in der die Neuerscheinungen auf dem Gebiet der Biographik zentral dokumentiert, geschweige denn vollständig gesammelt werden. In den Regionen sind die thematisch spezialisierten Nachschlagewerke oft unbekannt, während die Fachdisziplinen allzu oft die quellenorientierten regionalen Lebensbilderreihen und ähnliche Lexika vergessen. Daher ist es umso verdienstvoller, daß der Stuttgarter Bibliothekar Klaus Schreiber zusammen mit Saskia Hedrich ein Nachschlagwerk über biographische Informationsmittel erstellt hat, in dem für die Berichtszeit 1974 bis 1998 insgesamt ca. 1200 Titel nachgewiesen sind. Diese Zahl setzt sich zusammen aus einer aktuellen räsonnierenden Bibliographie zu 836 Werken (S. 71 - 1123) - zumindest in Europa der wohl umfassendeste Überblick seiner Art - sowie um ein Verzeichnis von einigen der früher in IFB und deren Vorgänger besprochenen Werken (S. 1153 - 1193).

Zielgruppe sind in erster Linie Bibliothekare, doch kann dieser "Wegweiser" gleichermaßen für jeden im Archiv-, Bibliotheks- und Informationsbereich Tätigen und allgemein für jeden an Personen interessierten Bibliotheksnutzer sehr hilfreich und nützlich sein und verdient somit einen zentralen Platz in den Freihandbeständen aller Bibliotheken, nahe den grundlegenden Nachschlagewerken. Die Bibliographie ist international angelegt und enthält neben exakten Angaben (außer dem Titel u.a. Format, ISBN, Preis und Bezugsquelle) Kommentare zum Inhalt und zur Konzeption, zur Quantität und zur Qualität der jeweiligen biographischen Informationen. Die Besprechungen folgen keinem einheitlich festgelegten Schema und enthalten bisweilen sehr deutliche kritische Wertungen. Ausgespart bleiben allerdings, von Ausnahmen abgesehen, solche Lexika, wie z.B. The dictionary of art,[1] die neben Personenauch Sachartikel enthalten. Die Anordnung der aufgenommenen Titel folgt primär einer Einteilung in allgemeine bzw. internationale (S. 71 - 312) und regionale Hilfsmittel (S. 313 - 1123), wobei der Schwerpunkt im deutschsprachigen Raum liegt (S. 471 - 1123). Keine andere Bibliographie dokumentiert derart beeindruckend die pluralistische Vielfalt thematischer und regionaler biographischer Sammelwerke der jüngsten Vergangenheit.

Klaus Schreiber hat dabei den weiten Begriff "Informationsmittel" gewählt, da der Band sowohl klassische Printpublikationen (Bücher, Loseblattsammlungen), die in diesem Bereich immer noch den überwältigenden Anteil ausmachen, als auch Mikroformen sowie digitale Medien (Datenträger wie CD-ROM, Datenbanken im Internet usw.) umfaßt. Dem entspricht, daß die unterschiedlichen Medien auch in den Bibliotheken, die sich immer stärker zu universellen Informationsdienstleistungszentren entwickeln, zunehmend integriert werden.

In die einleitenden typologischen bzw. definitorischen Bemerkungen hätte auch ein Hinweis auf Bernd Ottnad über Zielsetzung und Methodik regionaler Biographien[2] aufgenommen werden können.

Neben einzelnen unvermuteten Curiosa (S. 167 - 168 über ein Lexikon berühmter Tiere) werden - hauptsächlich von Klaus Schreiber selbst und von 36 weiteren Rezensenten - zahlreiche mehr oder minder gewichtige Lexika eingehend vorgestellt. Wenn etwa Biographien bedeutender hessischer Forstleute[3] besprochen werden, vermißt man Hundert bedeutende Forstleute Bayerns.[4] Doch Vollständigkeit kann hier wohl nicht mehr erreicht werden. Ohnedies werden laufend neue Werke vorgelegt wie etwa die große, erst nach Redaktionsschluß publizierte American national biography von John A. Garraty und Mark C. Carnes (24 Bd., 1999) auf die immerhin noch in einer langen Fußnote (S. 330, Anm. 1) hingewiesen wird.

Ein Titelverzeichnis (S. 1153 - 1193, darin auch Autoren, Herausgeber resp. Bearbeiter enthalten) und ein elaboriertes Schlagwortregister (S. 1195 - 1252) erleichtern den Zugang zu den Rezensionen merklich, können allerdings eine komplexe und komfortable Volltextsuche wie in einer Datenbank nicht ersetzen.

Alles in allem birgt Schreibers Werk in sich den Kern eines zuverlässigen, übergreifenden biographischen Informationssystems, nicht nur für Bibliothekare, sondern für alle an personenbezogener Forschung Interessierten. Die Biographischen Informationsmittel eignen sich vorzüglich für eine Verknüpfung unterschiedlicher Forschungszugänge. So bleibt nur zu wünschen, daß neben der vorliegenden soliden Buchausgabe für einen effizienten Zugriff möglichst bald (analog zu IFB-Beiheft 8 Germanistik im Internet, 1998) unter der konstanten URL,[5] die bisher schon alle Texte der laufenden Ausgaben von IFB bereithält, auch die angekündigte Internetversion angeboten wird. Diese wird gegenüber dem notwendigerweise statischen Buch bei der Abfrage einige Vorzüge genießen. Alle Titel könnten nach Regionen, Epochen, Themen und weiteren Kriterien noch feiner klassifiziert werden. Das haptische Vergnügen, in den beiden fest gebundenen Bänden zu blättern, würde durch eine digitale Parallelpublikation mit zeitgemäßen Suchfunktionen nicht im mindesten beeinträchtigt. Ideal wäre es schließlich, wenn angesichts der weiter wachsenden Fülle biographischer Neuerscheinungen diese vorzügliche IFB-Bibliographie[6] laufend aktualisiert werden könnte.

Bernhard Ebneth


[1]
The dictionary of art / ed. Jane Turner. - New York : Grove's Dictionaries Inc., 1996. - Vol. 1 - 34 : Ill. ; 26 cm. - ISBN 1-884446-00-0 : œ 5750.00 [3610]. - Rez.: IFB 97-1/2-169. (zurück)
[2]
In: Bericht über den 19. Österreichischen Historikertag in Graz ... vom 18. - 23.5.1992, S. 413 - 421. (zurück)
[3]
Biographien bedeutender hessischer Forstleute / [Hrsg.: Georg-Ludwig-Hartig-Stiftung]. - Frankfurt am Main : Sauerländer, 1990. - 809 S. : Ill. ; 21 cm. - (Wald in Hessen). - ISBN 3-7939-0780-5 : DM 49.00 [4543]. - Rez.: IFB 99-B09-522. (zurück)
[4]
Hundert bedeutende Forstleute Bayerns : (1857 bis 1970) / Heinrich Rubner. - München : Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, 1994. - 334 S. : Ill. - (Mitteilungen aus der Staatsforstverwaltung Bayerns ; 47). (zurück)
[5]
http://www.bszbw.de/depot/dokersch/3400000/3421000/3421308k.html (zurück)
[6] Weitere Rezensionen von Biographische Informationsmittel sind bereits erschienen in: Archiv für Familienforschung. - 4 (2000),1, S. 63 - 65. - Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. - 47 (2000),4, S. 356 - 360. (zurück)

Zurück an den Bildanfang