Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4
[ Bestand in K10plus ]
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Inkunabeln der Historischen Bibliothek der Stadt Rastatt


00-1/4-012
Inkunabeln der Historischen Bibliothek der Stadt Rastatt im Ludwig-Wilhelm-Gymnasium / bearb. von Ewa Dubowik-Belka. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1999. - 147 S. : Ill. ; 25 cm. - (Inkunabeln in Baden-Württemberg ; 2). - ISBN 3-447-04157-9 : DM 68.00
[5702]

Das seit 1988 durch die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg geförderte Projekt "Beschreibung und Erschließung der Inkunabeln in baden-württembergischen Bibliotheken" veröffentlichte 1993 in einem ersten Band den Inkunabelbestand in den Bibliotheken der Diözese Rottenburg-Stuttgart.[1] Nunmehr liegt Bd. 2 dieser Reihe vor, in dem Ewa Dubowik-Belka 160 Inkunabeln und 4 Fragmente beschreibt.

Die Lektüre des Katalogs unterstreicht wieder einmal mehr den Nutzen heutiger Bestandserschließung für den Bibliothekar und Buchhistoriker. So konnten aufgrund der typographischen Überprüfung 6 Titel ins 15. Jahrhundert datiert werden; 4 des ursprünglichen Inkunabelbestands entfallen, da sie dem 16. Jahrhundert zugeordnet werden mußten. Zudem wurde ein bislang unbekannter Einblattdruck entdeckt: Balsamum Mariae Magdalenae <deutsch> (Nr. 26). Über 40 Inkunabeln der Rastatter Sammlung kommen aus Straßburger Pressen. Straßburg als ein Zentrum des Frühdrucks und die räumliche Nähe scheinen dafür die Ursache zu sein. Und die Einbände? Neben Freiburg i.Br., Tübingen und Esslingen verfestigt sich die Annahme der Bearbeiterin, daß ein Großteil gleich an Ort und Stelle gebunden wurde. Untermauert wird dieser interessante Aspekt durch zwei Schenkungsvermerke (Nr. 17 und 100) des Druckers Johann Mentelin an das Kartäuserkloster Marienberg bei Straßburg. Ob die Officina Menteliana eigene Buchbindergesellen beschäftigt hat, oder ob die gedruckten Lagen außerhalb der Druckerei von Straßburger Handwerkern gebunden wurden, muß nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand offen bleiben. Immerhin finden sich in der Gruppe I Stempel, nach Schunke "zu Würzburg-Grossenheim" zugehörig, auf die der Einbandforscher aufbauen kann.

Insgesamt ist die Anlage des Katalogs und die inhaltliche Aufbereitung der Sammlung mustergültig. Die Namensansetzung erfolgt nach RAK, Titel werden entsprechend den Regeln von GW oder BSB-Ink dargeboten. Ein lückenloses Verweisungsnetz führt den Benutzer sicher durch die gedruckte Sammlung. Handschriftliche Eintragungen, darunter mehrere Kaufvermerke, werden in der gebotenen Form wiedergegeben. Angaben zu Vollständigkeit, Ausmalung und Gebrauchsspuren vermitteln ein geschlossenes Bild der einzelnen Objekte dieser Sammlung. Wer die aufgespürten Provenienzeinträge angereichert wissen möchte, informiert sich bestens in einem dem Katalogteil nachfolgendem Register.

Resümierend darf festgehalten werden: der inhaltlich interessanten und breitgefächerten Inkunabelsammlung, deren Erhaltungszustand sehr gut ist, folgt eine gleichwertige Erschließung.

Lutz Seidel


[1]
Katalog der Inkunabeln in Bibliotheken der Diözese Rottenburg-Stuttgart / bearb. von Heribert Hummel und Thomas Wilhelmi unter Mitw. von Gerd Brinkhus und Ewa Dubowik-Belka. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1993. - 341 S. ; 25 cm. - (Inkunabeln in Baden-Württemberg ; 1). - ISBN 3-447-03402-5 : DM 98.00 [1849]. - IFB 97-1/2-038. (zurück)

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