Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 8(2000) 1/4

Ausgewählte Bibliographien und andere Nachschlagewerke


00-1/4-001
Ausgewählte Bibliographien und andere Nachschlagewerke : Neuerscheinungen und Änderungen / verantwortlich: Achim Oßwald (Digitale Medien) ; Erika Tröger (Printmedien). //In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. - 41 (1994),1 - 46 (1999),6. - Damit Ersch. eingest.
[6052]

Nachdem sich der Unterzeichnende von der von ihm zusammen mit Bernward Hoffmann 1974 begründeten, in der Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie erschienenen Rubrik Ausgewählte Bibliographien und andere Nachschlagewerke nach deren 119. Lieferung Ende 1993 zurückgezogen hatte,[1] wurde die Rubrik ab Jg. 41 (1994) der Zeitschrift von seiner Kollegin Erika Tröger (Deutsche Bücherei, Leipzig) fortgeführt, die sich ab Jg. 42 (1995) die Aufgabe mit Achim Oßwald (Fachhochschule Köln) teilte, der in der seitdem geltenden Zweiteilung der Rubrik die erste Abteilung Digitale Medien verantwortlich betreute, während Erika Tröger für die wesentlich umfangreichere Abteilung Printmedien zuständig war. Die Rubrik stellte mit Jg. 46 (1999),6 ihr Erscheinen ein, da "Erika Tröger die Besprechungen von gedruckten Bibliographien und Nachschlagewerken leider nicht mehr fortführen (kann) ... Diese Rezensionen werden künftig gemeinsam mit den anderen Besprechungen in einer Rubrik erscheinen": so die Mitteilung der neuen Herausgeberin der ZfBB, Elisabeth Niggemann, in Jg. 47 (2000),1, S. 1. Über die vergeblichen Versuche, einen Nachfolger für Frau Tröger zu finden, ist hier nichts zu lesen. Die letztgenannte Rubrik ist die seit eh und je in ZfBB enthaltene mit Buchbesprechungen, auf die jetzt die Gliederung in die beiden vorstehend erwähnten Abteilungen übertragen wurde, wobei die erste weiterhin von A. Oßwald betreut wird, die zweite von Kristina Brühl, die auch die Redaktion der Zeitschrift wahrnimmt. Beim ersten Heft in der neuen Konstellation ist freilich einiges schiefgegangen: In der ersten Abteilung wird ein Buch besprochen, das sich zwar mit digitalen Angeboten beschäftigt, aber nichtsdestoweniger primär ein Printmedium ist (das als Sekundärprodukt zusätzlich im Internet angeboten wird),[2] während die Abteilung Printmedien ausgerechnet mit der Rezension einer Internet-Publikation eröffnet wird, auf die dann lediglich eine einzige weitere Rezension eines gedruckten Bandes (mit beiliegender Diskette) folgt. In den beiden weiteren Heften stimmt dann die Abgrenzung zwischen den beiden Abteilungen und auch die Zahl der Rezensionen nähert sich wieder dem Üblichen. Allerdings hat es den Anschein, als litte die Zeitschrift entweder an Auszehrung oder an einer ihr wegen des dicken ersten Heftes verordneten Diätkur, schrumpfte doch der Umfang der Hefte 1 - 3 kontinuierlich von 140 über 100 auf ganze 60 Seiten.[3] Mit dem Mitte August eingegangenen H. 4 hat sich der Umfang dann glücklicherweise wieder normalisiert.

Da die Rubrik Ausgewählte Bibliographien und andere Nachschlagewerke immerhin 26 Jahre bestand, davon 6 in der zweiten, von E. Tröger betreuten Form und somit in mehr als der Hälfte der Laufzeit der ZfBB ein wichtiger Bestandteil dieser Zeitschrift war, ist es wohl angebracht, einen Rückblick auf die zweite und letzte Epoche zu werfen.[4] Eine Differenzierung der insgesamt 357 im zweiten Teil rezensierten Werke nach Typen ergibt folgendes: Bibliographien 137, Kataloge 68, Biographien 35, Adreßbücher 35, Lexika und Wörterbücher 49, Sonstige 33; d.h., daß 57 % auf Titelverzeichnisse (Bibliographien und Kataloge) entfallen; rechnet man die Adreßbücher dazu, so erhöht sich der Anteil der indirekten Informationsmittel auf 67 %, während der Anteil der direkten auf ein Drittel schrumpft. Sucht man nach regionalen bzw. sachlichen Schwerpunkten, so sind die Informationsmittel aus und über Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa mit 45 (oder knapp 13 %) und die aus dem Bereich Handschriften und Alte Drucke mit 50 (oder 14 %) doch beträchtlich. Nicht daß der Rez. Vorbehalte gegen diese beiden Bereiche hegte, nur stimmt das nicht unbedingt mit dem vom damaligen Herausgeber der ZfBB aufgestellten Programm für die Rubrik überein, sah dieses doch ausdrücklich vor, daß "auf Nachschlagewerke, die kaum von Bedeutung für die Auskunftspraxis sind, ... weitgehend verzichtet (wird)". Für einen Teil aus dem Bereich der erstgenannten gilt das sicherlich - vor allem jedoch für viele aus dem zweiten Bereich, da die besonders zahlreich rezensierten Handschriftenkataloge ganz bestimmt nicht zum Grundbestand der für die Auskunftspraxis relevanten Nachschlagewerke gehören.[5] Auch die in dem zitierten Vorspruch von 1994 nachzulesende Ankündigung, daß "eine Erschließung durch kumulierende Mehrjahresregister ... weiter vorgesehen (ist)", blieb ohne Folgen; mit Ende des Jg. 2000 böte sich die Möglichkeit, wenigstens ein 25-Jahresregister im Anschluß an das vorhergehende, bis 1975 reichende, zu bearbeiten, was dem (im Selbstverständnis) führenden deutschen Bibliotheksorgan gut anstünde.

In der Rubrik Digitale Medien wurde in den fünf Jahrgängen von 1995 - 1999 i.d.R. jeweils nur ein Werk pro Lieferung besprochen. Die Rezensionen, die sehr ungleichgewichtig ausfallen (nicht nur, was den Umfang betrifft) hat der Herausgeber weitestgehend fremden Rezensenten anvertraut, unter denen die aus seinem Studentenkreis vermutlich die Mehrzahl stellen. Die insgesamt nur 30 besprochenen Titel entfallen auf folgende Typen: Bibliographien 13, Kataloge 2, Adreßbücher 1, Biographien 1, Lexika und Wörterbücher 5, Sonstige 8.

Die Tatsache, daß an der Rubrik Ausgewählte Bibliographien und andere Nachschlagewerke erstere immer den größten Anteil hatten, war das einzige inhaltliche Element, durch das der Begriff "Bibliographie" im Titel der Zeitschrift allenfalls noch gerechtfertigt war. Nun ist auch dieses Element weggefallen und man fragt sich, ob der sowieso diskreditierte Begriff "Bibliographie" (die man ja angeblich nicht mehr braucht, da man alles im Internet findet) noch zeitgemäß ist oder nur einem Traditionsblatt die längst fällige Titeländerung erspart.

Klaus Schreiber


[1]
Zu den Umständen vgl. Von IFLA, ABUN, IFB, WESS, RREO/RREA und ERBA : internationale Bibliotheksarbeit an der Basis / Klaus Schreiber. // In: Bücher, Menschen und Kulturen : Festschrift für Hans-Peter Geh zum 65. Geburtstag / hrsg. von Birgit Schneider ... - München : Saur, 1999, S. 413 - 419 [6053]. - Hier: S. 414 - 415. (zurück)
[2]
Germanistik im Internet : eine Orientierungshilfe / hrsg. von Frank Simon-Ritz. - Berlin : Deutsches Bibliotheksinstitut, 1998. - 149 S. ; 24 cm. - (Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) : Beiheft ; 8). - Elektronische Version: http://www.dbi-berlin.de/dbi pub/einzelpu/ifb-bh8/ifb 00.htm. - ISBN 3-87068-548-4 : DM 32.00, DM 24.00 (Forts.-Pr.) [5402]. (zurück)
[3]
Das mag damit zusammenhängen, daß H. 1 als Themenheft zu Dublin Core besonders umfangreich war und daß die hohe Seitenzahl durch Sparmaßnahmen bei den weiteren Heften auszugleichen war. Die entsprechenden Beiträge füllen die Seiten 3 - 94 und sind z.T. im englischen Original abgedruckt. Die im Editorial mit der Globalisierung begründete Entscheidung, daß hier erstmals (und künftig prinzipiell auch) englischsprachige Beiträge in der ZfBB zum Abdruck kommen sollen, überzeugt nicht recht. Vermutlich war es einfach zu mühsam, das Fachchinesisch dieser Beiträge ins Deutsche zu übersetzen. Insgesamt gehört die detaillierte Behandlung dieser durchaus wichtigen, aber höchst speziellen Materie nicht in eine sich an einen breiten Interessentenkreis wendende allgemeine Bibliothekszeitschrift. Ein Beitrag, der diese Materie für die genannte Leserschaft verständlich darstellte, wäre dagegen sehr verdienstvoll. (zurück)
[4]
Zu den ersten zwanzig Jahren vgl. die Vorbemerkung zur letzten Lieferung der alten Folge in ZfBB 40 (1993),6, S. 533. (zurück)
[5]
Der Grund für den hohen Anteil der Rezensionen von Handschriftenkatalogen liegt einzig daran, daß für diesen Bereich ein schreibwilliger Fachmann zur Verfügung stand und noch steht, denn er ist in ZfBB 47 (2000),3 bereits wieder mit drei Rezensionen von Handschriftenkatalogen vertreten, was in einer sich an eine breite Leserschaft wendenden allgemeinen Bibliothekszeitschrift sicherlich nicht angängig ist. Allerdings hat sich der allgemeine Rezensionenteil der ZfBB noch nie durch ein erkennbares Profil ausgezeichnet. (zurück)

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