Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Mondo vaticano


99-1/4-456
Mondo vaticano : passato e presente / a cura di Niccol• del Re. - Città del Vaticano : Libreria Editrice Vaticana, 1995. - 1110 S. ; 22 cm. - ISBN 88-209-2003-4 : Lit. 150.000
[3775]
99-1/4-457
Vatikanlexikon / hrsg. von Niccol• del Re. Deutsche Bearb.: Elmar Bordfeld. - Deutsche Lizenzausg. - Augsburg : Pattloch, 1998. - XVII, 846 S. : Ill., Kt. ; 26 cm. - Einheitssacht.: Mondo vaticano <dt.>. - ISBN 3-629-00815-1 : DM 148.00
[5026]

"Rund 1000 Stichworte" enthält das Lexikon über den Vatikanstaat lt. Vorwort zur deutschen Ausgabe, die - so behauptet der Waschzettel des Verlags - von "über einhundert renommierten Fachgelehrten" stammen; das Mitarbeiterverzeichnis in beiden Ausgaben nennt freilich nur deren einundfünfzig. Die namentlich gezeichneten und überwiegend mit Bibliographien schließenden Artikel behandeln: 1. Päpste (keine sonstigen Personen); sie bilden die Kategorie mit den meisten Eintragungen (im Artikel Papst hätten in der Papstliste sinnvollerweise die Päpste mit eigenen Artikeln markiert werden sollen); 2. Gebäude und Gebäudeteile des Vatikans sowie der wichtigeren exterritorialen Gebäude außerhalb des Vatikans; 3. Behörden und sonstige vatikanische Körperschaften; 4. vatikanische Ämter, Funktionen, Versorgungseinrichtungen und Publikationen; 5. Sachbegriffe aus Papstgeschichte und -folklore, Amtshandlungen, Veranstaltungen u.ä.

Für die Herausgabe der deutschen Übersetzung ist der langjährige Chefredakteur der deutschen Ausgabe des Osservatore romano verantwortlich, der "die Bibliographien ... vollständig übernommen, jedoch an einigen Stellen durch wichtige Neuerscheinungen ergänzt"[1] (S. VI) sowie den Text "wo es notwendig war, ... gekürzt,[2] und manche italienische Passage frei übertragen" und dabei "Fachbegriffe in Latein oder Italienisch belassen" hat (S. V). Wann letzteres gilt und wann offensichtlich nicht, ist vielfach nicht nachvollziehbar: Scalco segreto und Sediari pontifici aber Schleppenträger des Papstes; die mit Sala beginnenden Räume sind in ihrer italienischen Form aufgeführt, die mit Stanza beginnenden in einer wenig glücklichen italienisch-deutschen Mischform (z.B. Stanza der Signatur); Akademien sind zumeist in deutscher Übersetzung aufgeführt (z.B. Akademie der Immakulata, Päpstliche), daneben findet sich aber Accademia Ecclesiastica, Päpstliche. Glücklicherweise wird häufig verwiesen (z.B. von Cappella Sistina auf Sixtinische Kapelle oder von Casa del Giardiniere auf Gärtnerhaus, Vatikanisches). Auch die Bildung der deutschen Begriffe ist nicht immer einsichtig bzw. einheitlich: aus Registro Autoveicoli Vaticani wird Register der Vatikanischen Kraftfahrzeuge aus Registro Navale Vaticano dagegen Schiffahrtsregister, Vatikanisches ohne Verweisung.

Wie zumeist in Lexika für einen begrenzten Gegenstand und mit eher ausführlichen Artikeln ist auch hier die alphabetische Anordnung besonders unbefriedigend. Im Grunde wäre es viel benutzerfreundlicher gewesen, die Artikel etwa nach den oben genannten Kategorien (ggf. feiner) zu ordnen, was auch die nomenklatorischen Probleme entschärft hätte: man hätte dann z.B. alle Körperschaften beisammen, die jetzt unter Artikeln wie Bruderschaft, Erzbruderschaft, Komitee, Kommission, Kongregation, Werk für ... u.a. verstreut sind. Ein Mangel in beiden Ausgaben besteht auch darin, daß zwar die einzelnen Körperschaften unter ihren Namen aufgeführt sind, daß aber der Benutzer vergeblich Auskunft darüber sucht, welche Aufgaben etwa in die Zuständigkeit eines Komitees, einer Kommission oder einer Kongregation fallen oder ob die gewählte Bezeichnung evtl. beliebig ist. Zumindest von einem Sachregister (in der deutschen Ausgabe müßten dazu alle originalsprachlichen Begriffe als Verweisung enthalten sein) hätte man sich die Stiftung von Zusammenhängen erwarten können. Die italienische Ausgabe enthält im Anhang eine alphabetische Liste der Artikel. Sie kommt dagegen ganz ohne illustrative Beigaben aus, während die deutsche Ausgabe wenigstens zwei Pläne enthält, einen des Vatikanstaats (in dem keineswegs alle Objekte eingezeichnet sind, nicht einmal solche mit eigenem Artikel, wie der Hubschrauberlandeplatz des Vatikans) und ein Detailplan des Vatikanpalastes.

Trotz der Mängel ein solides Nachschlagewerk über einen der kleinsten souveränen Staaten der Welt, das man entweder bei den Länder- bzw. Stadtlexika oder bei denen zur Kirchengeschichte aufstellen wird.

Klaus Schreiber


[1]
Letzteres mag ebenso wie die glgtl. Aktualisierung des Textes zutreffen, ersteres dagegen nicht, wie man an der Bibliographie zum Artikel Papst ablesen kann, die von dreißig Zeilen in der italienischen Ausgabe auf vier in der deutschen zusammengestrichen wurde. (zurück)
[2]
Einzele Artikel sind auch ganz weggefallen, etwa Autorparco Vaticano neben dem als Automobile, päpstliche beibehaltenen Artikel Automobile papale. (zurück)

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