Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
[ Bestand in K10plus ]

Theatergeschichte in einem Band


99-1/4-274
Theatergeschichte in einem Band / Peter Simhandl. - Berlin : Henschel-Verlag, 1996. - 520 S. : Ill. ; 25 cm. - ISBN 3-89487-261-6 : DM 98.00
[3567]

Simhandls Einführung in die Theatergeschichte - gedacht für Schüler, Studenten und alle Liebhaber des Theaters - will "knapp, übersichtlich und allgemeinverständlich über die Entwicklung des Dramas und des Theaters" informieren. Das ist ihm - um das Ergebnis seines Versuchs gleich vorwegzunehmen - trotz der räumlichen Einschränkung mit diesem Einbänder in allen Bereichen gelungen.

Das Buch ist in vier Teile gegliedert: Es behandelt das Theater von den Ursprüngen bis zum Barock, das Theater des "bürgerlichen Zeitalters" (warum nur die Fortschreibung dieses gleichermaßen unscharfen wie mißverständlichen Begriffs, gemeint ist doch die Entstehung des bürgerlichen Dramas und das Eindringen des Theaters in die bürgerliche Kultur des 19. Jahrhunderts) auf jeweils hundert Seiten; darauf folgt das Theater des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum (auf etwa 120 Seiten), und das vierte Großkapitel hat bei etwa gleichem Umfang das Theater der Avantgarde zum Gegenstand, womit das internationale Theater seit 1900 gemeint ist.

Der chronologischen Einteilung im Großen folgt eine gleichartige im Kleinen. Der Leser wird schrittweise durch die Jahrhunderte geführt. Wegen des eingeschränkten Raumes verzichtet Simhandl darauf, seinen Stoff enzyklopädisch auszubreiten. Er setzt vielmehr Schwerpunkte, und die einzelnen Kapitel werden unter der Hand zu klugen Essays, die den besonderen Wert der zweiten Hälfte des Buches ausmachen: Seine Beschreibung der Theaterreformen am Beginn des 20. Jahrhunderts, des Neuanfangs nach 1945 in der DDR und in der Bundesrepublik sind anschaulich auf das Wesentliche konzentriert. Hier weicht er auch vom chronologischen Schema ab und räumt den Personen Raum ein, die das Theater der Gegenwart vorbereitet und geprägt haben: von Brecht und Piscator zu Peter Brook und Robert Wilson, von Artauds Theater der Grausamkeit über das Living Theater zu Grotowskis Armem Theater und Ariane Mnouchkines Théâtre du Soleil. Mit einem anschaulichen Kapitel über Happening, Fluxus und Performance Art wirft er ein Schlaglicht auf Sonderformen der jüngeren Theaterentwicklung.

Der Anhang mit Literaturangaben, einem Personenregister sowie einem Register der Bühnenwerke erleichtern die Benutzung des Bandes und öffnen den Weg zu einem intensiveren Studium der angeschnittenen Fragen.

Wer sich nicht nur über die lange Tradition des Theaters, sondern auch über dessen derzeitige Situation rasch und gründlich informieren will, wird auf diese Weise bestens bedient.

Gernot Giertz


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