Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Dictionary of Irish literature


99-1/4-205
Dictionary of Irish literature / Robert Hogan, editor-in-chief. - Rev. and expanded ed., 2. ed. - Westport, Conn. : Greenwood Press, 1996. - 24 cm. - ISBN 0-313-29172-1 : $ 135.00
[4796]
A - L. - 1996. - XX, 734 S. - ISBN 0-313-30175-1
M - Z. - 1996. - XX S., S. 735 - 1431. - ISBN 0-313-30176-X
99-1/4-206
Dictionary of Irish literature / Robert Hogan, editor-in-chief. - Rev. and expanded ed., 2. ed. - London : Aldwych Press, 1996. - 24 cm. - ISBN 0-86172-102-0 : œ 99.50, œ 79.50 (Subskr.-Pr.). - (Eurospan, 3 Henrietta Street, Covent Garden, London WC2E 8LU, United Kingdom)
[3919]
A - L. - 1996. - XX, 734 S. - ISBN 0-86172-103-9
M - Z. - 1996. - XX S., S. 735 - 1431. - ISBN 0-86172-104-7

Das zweibändige Werk ist die massiv erweiterte und revidierte Auflage des einbändigen Dictionary of Irish literature[1] von 1979, das damals, wie von allen Rezensenten betont wurde, konkurrenzlos war und eine große Lücke füllte. Gegenüber der Auflage von 1979 mit ca. 470 Autoreneinträgen ist das Lexikon in der vorliegenden 2. Aufl. auf ca. 1000 lange und ca. 200 kurze Autorenartikel angewachsen, wovon insbesondere Autoren aus dem 18. und 19. Jahrhundert profitiert haben. Auch die Artikel für Historiker, Journalisten, Politiker, Redner und andere wurden deutlich vermehrt. Die Zahl der Sachartikel - etwa zu literarischen Zeitschriften, Theatergruppen oder Verlagen - ist im Vergleich mit den Autorenartikeln gering, und Artikel für literaturgeschichtliche und literaturtheoretische Begriffe sind kaum vertreten. Die meisten Artikel sind mit den Namen der ca. 120 Mitarbeiter (in der Mehrzahl renommierte Wissenschaftler, einige davon auch aus Deutschland; sie sind auf S. VII - XX aufgeführt) gezeichnet, während die ungezeichneten wohl von Hogan selbst stammen.

Von den Beigaben seien erwähnt: das Vorwort, in dem der Herausgeber Quellen und Ziele benennt (S. XI - XVII), der aus der 1. Aufl. übernommene Überblick Gaelic literature von Seamus O'Neill (S. 17 - 62) sowie die zwei weiteren, eigens für die 2. Aufl. verfaßten Beiträge Contemporary literature in the Irish language von Alan Titley (S. 63 - 72) und die ungezeichnete Note on the history of Irish writing in English (S. 73 - 84). Am Ende des zweiten Bandes findet man: eine synoptische Chronology[2] politischer und literarischer Ereignisse (S. 1295 - 1307), eine nicht annotierte, sachlich gegliederte Auswahlbibliographie (S. 1309 - 1320) und schließlich ein gut gearbeitetes, dreispaltig gesetztes Register für Personen, Sachbegriffe und Werke, wobei die Eintragungen mit eigenen Artikeln durch Fettdruck hervorgehoben sind (S. 1321 - 1413). Da sich in den Artikeln nur wenige Verweisungen finden, kommt dem Register besondere Bedeutung zu.

Trotz der Revision und der Hinzunahme von Autoren aus früheren Jahrhunderten und der Ergänzungen zu gälisch-irischen Autoren liegt der Schwerpunkt des Werkes weiterhin bei den Artikeln für anglo-irische Autoren aus dem 19. und 20. Jahrhundert, so daß das Werk als Autorenlexikon der gälisch-irischen Tradition und ihrer Autoren nur bedingt taugt, zumal die für die gälisch-irische Tradition relevanten Sachbegriffe ebenso fehlen wie selbständige Artikel für Klassiker der irischen Literatur wie Dáibhí à Bruadair (1625? - 1698), Máirtín à Cadhain (1906 - 1970) oder Phádraic à Conaire (1882 - 1928). Eine ähnliche Inkonsequenz zeigt sich auch für die Autoren der Gegenwart: so hat zwar Nuala Ní Dhómhnaill (1952 - ) einen eigenen Artikel, nicht aber Máire Mhac an tSaoi (1922- ). Auch in der 2. Aufl. ist das Auswahlkriterium "Irish writing in English" (S. XIII) nicht klar definiert und diese Unschärfe, die genauso für die Sachschlagwörter gilt, hat bereits den Nutzen der 1. Aufl. beeinträchtigt.[3]

Die Autorenartikel, deren Qualität leider sehr unterschiedlich ist, enthalten biographische Informationen, eine Darstellung wesentlicher Primärwerke, eine kurze Analyse, Bewertung sowie Hinweise zur Rezeption. Sie werden von einer Liste der Primärliteratur (chronologisch) und zum Teil auch der Sekundärliteratur (alphabetisch) beschlossen, deren bibliographische Verzeichnung ebenso wie der Bibliographie am Schluß von Bd. 2 vollständig und sorgfältig,[4] z.T. über Gebühr ausführlich ist. Auch alle Sachartikel enden mit Literaturangaben. Da das Lexikon bewußt auf Werkartikel verzichtet, ist die Beschreibung der Werke in die Autorenartikel einbezogen. Dem Typ nach handelt es sich also um ein biobibliographisches Autorenlexikon, das inhaltlich knapp zur Hälfte aus Primär- und Sekundärtitelangaben in den Autorenartikeln besteht. Die eigentliche Stärke des Lexikons liegt in diesen exakten und vollständigen, zum Teil enzyklopädischen Quellenangaben - insbesondere natürlich in den zum Teil exzellenten Artikeln zu den Klassikern der anglo-irischen Literatur.

Während bei den Literaten manche Einträge strittig sein mögen, ist bei den sonstigen Personen, zu deren Aufnahme oder Ausschluß ebenfalls kein klares Kriterium genannt ist, kaum Kritik anzumelden. Es überrascht jedoch, daß bei den Literaturwissenschaftlern und Kritikern Daniel Corkery, Seamus Deane, Denis Donoghue, Richard Ellmann und Alexander Norman Jeffares aufgenommen sind, nicht aber T. R. Henn und Hugh Kenner und bei den großen Historikern und Keltologen vermißt man Bruno Meyer, Johann Kaspar Zeuss und Heinrich Zimmer, nachdem Eugene O'Curry, John O'Donovan und George Petrie ihren berechtigten Platz haben.

Manche Artikel greifen in der biographischen Beschreibung unnötig aus und wuchern ins Detail, sind inhaltlich unvollständig oder bringen überspitzte positive oder negative Wertungen. Bei wieder anderen Autoren werden sprachliche oder metrische Aspekte überbewertet, so daß ein verzerrtes, nur für den Kenner brauchbares Bild entsteht (z.B. im Artikel Paula Meehan, Bd. 2, S. 838 - 839). Am problematischsten ist die oft unkritische Auswahl bei den Gegenwartsautoren, sind doch manche dieser Kurzeinträge, die nur den Namen und Vornamen und einen Werktitel ohne jede weitere biographische oder sonstige Angabe nennen, kaum brauchbar; der Vorwurf eines Rezensenten, das Lexikon habe bei der Auswahl der Gegenwartsautoren die Generosität eines Telephonbuchs,[5] ist gleichwohl nicht ganz gerechtfertigt.

Diese Mängel, so gravierend sie im Einzelfall sein mögen, beeinträchtigen den an sich hohen Wert der Bände als biobibliographisches Lexikon und enzyklopädische Primärquelle nur am Rande. Hogans Lexikon ersetzt ältere Standardwerke zur Literatur wie David J. Donoghues Poets of Ireland oder Anne M. Bradys und Brian Cleeves Biographical dictionary of Irish writers, aber auch die Autorenartikel in irischen Allgemeinbiographien.[6] Ihren Wert behalten dagegen die neueren Nachschlagewerke zur englischen Literatur,[7] die in der Regel auch Irland einschließen. Unverzichtbar sind schließlich spezielle Informationsmittel, wie z.B. solche zur Frauenliteratur.[8]

In der zur Zeit wohl vollständigsten Verzeichnung zur Primär- und Sekundärliteratur und der allgemeinen Werke zur Literatur Irlands liegt das größte Verdienst von Hogans Lexikon - auch gegenüber dem im folgenden besprochenen Oxford companion to Irish literature - ohne daß es freilich ältere Spezialbibliographien[9] völlig ersetzt.

Sebastian Köppl


[1]
Dictionary of Irish literature. - Westport, Conn. : Greenwood, 1979. - XVIII, 815 S. - Auch als Macmillan dictionary of Irish literature. - London : Macmillan, 1980. - XVIII, 815 S. (zurück)
[2]
Im Einzelfall eher brauchbar ist jedoch Modern Irish literature and culture : a chronology / James M. Cahalan. - New York : Hall [u.a.], 1993 oder die Chronology in der Select bibliography for the study of Anglo-Irish literature and its backgrounds : an Irish studies handbook / Maurice Harmon. - Ardilaun : Wolfhound Press, 1977, S. 148 - 187. Ebenso wichtig ist A chronology of Irish history since 1500 / J. E. Doherty ; D. J. Hickey. - Dublin : Gill & Macmillan, 1989. (zurück)
[3]
So bereits in der Besprechung Anne Clunes in Notes and queries. - 227 (1982), S. 265 und - zur 2. Aufl - Patrick Crottys in Times literary supplement. - 1997-30-05, S. 15. (zurück)
[4]
Von minimalen Versehen bei Jahreszahlen einmal abgesehen sind nur kleine Ergänzungen und Korrekturen nötig: So wäre etwa im Unterabschnitt Background der Bibliographie am Schluß nachzutragen: A dictionary of Irish history since 1800 / D. J. Hickey ; J. E. Doherty. - Totowa, N.J. : Barnes & Noble, 1981; im Unterabschnitt General literary history wäre auf Irish women writers : an uncharted tradition / Ann Owens Weekes. - Lexington, Ky. : University of Kentucky Pr., 1990 und auf A kind of Scar : the woman poet in a national tradition / Eavan Boland. - Dublin : Attic Press, 1989 hinzuweisen gewesen. (zurück)
[5]
Partick Crotty im Times literary supplement. - 1997-30-05, S. 15. (zurück)
[6]
Neuere Werke werden in IFB 99-B09-266 - 270 vorgestellt. Dort auch ein Hinweis (S. 432) auf die von der Royal Irish Academy geplante irische Nationalbiographie auf wissenschaftlicher Grundlage, die ab 2004 in sechs Bänden bei der Cambridge University Press u.d.T. Dictionary of Irish biography erscheinen soll. (zurück)
[7]
So z.B. das vielbändige Dictionary of literary biography. - Detroit, Mich. [u.a.] : Gale, etwa mit Bd. 40 Poets of Great Britain and Ireland since 1960 / ed. by Vincent B. Sherry, 1985, oder The Oxford companion to twentieth century poetry in English / ed. by Ian Hamilton. - New York [u.a.] : Oxford University Press, 1994. (zurück)
[8]
Unveiling treasures : the Attic guide to the published works of Irish women literary writers ; drama, fiction, poetry / Ann Owens Weekes. - Dublin : Attic Press, 1993.
Dictionary of nineteenth century Irish women poets / Anne Ulry Colman. - Galway : Kenny's Bookshop and Art Gallery, 1996.
Zur Situation der gegenwärtigen irischen Frauenliteratur vgl. das nicht unumstrittene Buch Women creating women : contemporary Irish women poets / Patricia Boyle Haberstroh. - Syracuse, N.Y. : Syracuse University Pr., 1996.
Grundlegend bleiben auch Irish women writers : an uncharted tradition (s.o. Fußnote 4) sowie die neueren Nachschlagewerke zur englischsprachigen Frauenliteratur wie The Oxford guide to British women writers / Joanne Shattock. - Oxford [u.a.] : Oxford University Press, 1993 und - unverzichtbar - The feminist companion to literature in English : women writers from the middle ages to the present / Virginia Blain ; Patricia Clements ; Isobel Grundy. - London : Batsford, 1990. (zurück)
[9]
A bibliography of modern Irish and Anglo-Irish literature / by Frank L. Kersnowski ; Cary W. Spinks ; Laird Loomis. - San Antonio, Tex. : Trinity University Press, 1976. - Der Schwerpunkt liegt auf der "Irischen Renaissance". Es beinhaltet nicht annotierte und nicht immer zuverlässig gearbeitete Primär- und Sekundärliteraturlisten zu 61 Autoren für die Jahre 1878 bis 1973.
Irish literature 1800 - 1875 : a guide to information sources / Brian McKenna. - Detroit, Mich. : Gale, 1978. - Das Werk erschließt Primär- und Sekundärliteratur von über 100 Autoren, ist aber bei modernen Ausgaben nicht ganz vollständig und übergeht zum Teil wesentliche Titel der Sekundärliteratur. (zurück)

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