Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Bibliographie Science-Fiction & Fantasy


99-1/4-197
Bibliographie Science-Fiction & Fantasy : Buch-Erstausgaben 1945 - 1995 ; 50 Jahre alternative Weltentwürfe in Deutschland / Horst Illmer. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1998. - 363 S. ; 25 cm. - (Bibliographien: Buch, Bibliothek, Literatur ; 1). - ISBN 3-447-04069-6 : DM 178.00
[5168]

Der Verlag Harrassowitz beginnt mit diesem Band eine neue Schriftenreihe, die einen wenig glücklichen Titel hat, ist er doch von dem neumodischen Typ, bei dem der generelle Formbegriff erst durch die sprachlich unverbunden folgende Bestimmung konkretisiert wird. Bibliographien zum Buch- und Bibliothekswesen und zur Literaturwissenschaft hätte man dgl. früher wohl genannt, was natürlich auch noch kein Programm abgibt, das man auch in Ermangelung eines rechtfertigenden Vorworts zur neuen Schriftenreihe nicht ausmachen kann, bei der es sich offensichtlich um eine Verlegerserie ohne verantwortlichen Herausgeber handelt.

Science-Fiction und Fantasy sind zwei verwandte Gattungen, die Literaturwissenschaftler ebenso wie Fans interessieren, letztere vermutlich aber mehr, zumal dann, wenn es sich dabei um Sammler handelt, denen wir - hier dem Bereich Comics vergleichbar - Bibliographien der von ihnen favorisierten Literaturgattung verdanken. Zum Kreis der Sammler und Verzeichner gehört ganz offensichtlich auch der Verfasser des vorliegenden Bandes, der nützlich ist, da er einen begrenzten, aber bisher bibliographisch nicht aufgearbeiteten Bereich der einschlägigen deutschsprachigen Literatur betrifft. Es hätte also gar nicht des Vorworts zum vorliegenden Band bedurft, in dem ein veritabler Universitätsprofessor versucht, dieser Gattung und ihrer Bibliographie die höheren akademischen Weihen zu geben.

Verzeichnet sind - angeblich weitgehend nach Autopsie - "die im deutschen Sprachraum zwischen 1945 und 1995 erschienenen Erstveröffentlichungen ... im gebundenen Buch." "Erfasst [die neue Rechtschreibung läßt grüßen!] sind die als Hardcover produzierten Bücher sowie kartonierte oder geheftete Broschüren, soweit diese keine Nummer haben oder durch Reihentitel als Heft oder Taschenbuch ausgewiesen sind" (S. 15). Selbst wenn man als das Besondere dieser Bibliographie gerade die Beschränkung auf das (äußerliche) Kriterium des festen Einbandes ansieht, so hat das doch zur Folge, daß die Masse der einschlägigen Literatur, die in gezählten Heftchen- und Taschenbuchreihen erscheint, fehlt. Die Abgrenzung zu anderen literarischen Gattungen ist fließend und erhellt sich auch nicht aus dem auf S. 12 vorgestellten Schaubild eines Flächenmodells der literarischen Gattungen, wie überhaupt die Einleitung des Verfassers 50 Jahre alternative Weltentwürfe in deutscher Sprache eher dürftig ist. Andere Abgrenzungen betreffen die ausgeschlossenen "Bilderbücher, Bildbände, Sachbücher und Pseudowissenschaftliche Werke ... sowie Titel der 'reinen' Phantastik" (S. 16). Die Bibliographie besteht aus zwei ganz unterschiedlich langen Teilen: 1. Romane und Erzählungen im Verfasseralphabet (S. 17 - 287) und 2. Anthologien (S. 289 - 339), letztere mit eigenem Register der Sachtitel, da die Anthologien unter den Herausgebern angesetzt sind. Beide Teile beginnen mit den Anonymen Werken bzw. Anonymen Herausgebern: Sachtitelwerke passen offensichtlich nicht ins bibliographische Repertorium des Verfassers. Die Titelbeschreibung ist knapp und folgt einem eigenen Regelwerk. Jeweils auf einer Zeile (und damit insgesamt unnötig platzaufwendig) stehen: Verfasser; Sachtitel; Illustrator; Verlagsort(e), Verlage, Jahr, Seitenzahl; mit Asteriskus eingeleitet: gemessenes Format (Höhe x Breite), Einbandart, Schutzumschlag; es folgen die Titel der enthaltenen Texte ohne Erstreckungsangabe. Ein Register der Reihen nennt Titel, Verlag, die Stücke (Verfasser-Nachname, Sachtitel, Erscheinungsjahr) mit ihren Nummern und der Vollständigkeit halber einschließlich solcher Stücke, bei denen es sich nicht um Erstausgaben handelt; hier finden sich die Namen renommierter Verlage mit "klassischen" Titeln - etwa Hanser (Bibliotheca Dracula), Insel-Verlag (Bibliothek des Hauses Usher), Klett-Cotta (Hobbit Presse) neben den üblichen Verlagen, deren Name für den überwiegend trivialen Teil dieses Genres steht. - Wenn man die Bibliographie nach dem Vorbild des Allgemeinen deutschen Roman-Preiskatalogs[1] in einer preiswerten Paperback-Ausgabe vorgelegt hätte, statt in dieser teueren Ausgabe, würde man sich leichter mit einer (begrenzten) Empfehlung tun.

Klaus Schreiber


[1]
Vgl. IFB 95-4-579. (zurück)

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