Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
[ Bestand in K10plus ]

Taschenlexikon Goethe


99-1/4-183
Taschenlexikon Goethe / Friedemann Bedürftig. - Orig.- Ausg. - München [u.a.] : Piper, 1999. - 316 S. : Kt. ; 19 cm. - (Serie Piper ; 2669). - ISBN 3-492-22669-8 : DM 16.90
[5621]

Die Artikel dieses Lexikons teilen unter den ausgewählten Lemmata (Personen, Orte, Werke und Sachen) in der Regel hinreichend viel Richtiges mit, um dem Laien weiterzuhelfen. Aber man darf natürlich nicht zuviel erwarten: Daß Johann Friedrich Reichardt nicht nur Lieder Goethes, sondern auch Singspiele vertont hat, steht im Eintrag zu diesem Musiker nicht. Nach der Achilleis sucht man vergebens, sowohl im Alphabet der Stichwörter als auch im Artikel Antike. Bei Aristophanes, den Goethe bearbeitet hat, wieder Fehlanzeige. Goethes "heiliger Homer" hat keinen eigenen Eintrag erhalten, sondern wird lediglich in den Artikeln zu Bibel, Hermann und Dorothea, Sturm und Drang, Übersetzungen, Johann Heinrich Voß und Friedrich August Wolf erwähnt. Auf solche versteckten Erwähnungen macht ein Sach- und Personenregister aufmerksam. Die Namen Michelangelo und Raphael fehlen aber dort genauso wie im Alphabet der Stichwörter, so daß man über die wichtige Auseinandersetzung des Dichters mit den Kunstauffassungen beider nichts erfährt.

Seltsam, daß andererseits z.B. über Alessandro Manzoni soviel Informationen kompiliert sind, daß zumindest das Metzler-Goethe-Lexikon (s.o. IFB 99-1/4-182) davon für seinen Eintrag hätte profitieren können, oder daß sogar zu einem innerhalb der naturwissenschaftlichen Arbeiten Goethes eher randständigen Thema wie der Meteorologie recht umfassend berichtet wird.

Die ganz knappe Bibliographie von zwei Seiten steckt voller Zufälligkeiten und Ungereimtheiten: Unter den Goethe-Biographien fehlen alle kleineren mit Ausnahme der etwas reichlich parfümierten von Dorothea Hölscher-Lohmeyer (München 1992; auch dies Bändchen ist aber 1999 neu herausgekommen), also nicht nur die Neuerscheinungen des Jubiläumsjahres, sondern auch Peter Boerners Rowohlt-Monographie (IFB99-1/4-176). Dafür ist mit Erscheinungsjahr 1999 die Taschenbuchausgabe von Richard Friedenthals Goethe von 1963 mit ihrer heute denn doch ein wenig altmodisch anmutenden Kammerperspektive angekündigt - Reklame für das eigene Haus.[1] Im Vorspruch zur Bibliographie heißt es, wegen der unübersehbaren Menge der Goethe-Literatur beschränke sie sich auf "vornehmlich neuere" Biographien und Lexika. In der Rubrik Handbücher ist das Goethe-Handbuch in der ersten, dreibändigen Auflage (Stuttgart 1916 - 1918), die Julius Zeitler (hier heißt er Zeidler) herausgegeben hatte, und in der zweiten von Alfred Zastrau besorgten (Bd. 1 und 4. Stuttgart 1956 - 1961) angeführt. Die vollständige Neuausgabe des Goethe-Handbuches,[2] 1996 - 1998 bei Metzler erschienen, bleibt dagegen unerwähnt.

Trotz der Einwände mag das Buch für den Leser, der nur eine unkommentierte Goethe-Ausgabe in der Hand hat, manchen Nutzen stiften. Wer das (freilich viermal so teure) Goethe-Lexikon von Wilpert (Rez.IFB 98-3/4-243) zur Hand hat, das in Bibliotheken nicht fehlen sollte, ist freilich dieses Bedürftig kaum bedürftig.

Hans-Albrecht Koch


[1]
Dieser Band (ISBN 3-492-22850-X : DM 20.00) wurde zusammen mit dem von Claus Canisius über Goethe und die Musik (ISBN 3-492-22851-8 : DM 18.90) und dem Taschenlexikon Goethe in einer Anzeige des Piper-Verlages im Börsenblatt im Frühjahr 1999 unter der Überschrift Zum 200. [!] Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe offeriert. (zurück)
[2]
Goethe-Handbuch : in vier Bänden / hrsg. von Bernd Witte ... - Stuttgart ; Weimar : Metzler. - 25 cm. - ISBN 3-476-00923-8 [3628]. - Rez.: IFB 97-1/2-136; 98-1/2-092; 98-3/4-242. (zurück)

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