Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Praxis der Literaturinformation Germanistik


99-1/4-158
Praxis der Literaturinformation Germanistik / Carl Paschek. - 2. völlig neu bearb. Aufl. - Berlin : Weidler, 1999. - 314 S. ; 21 cm. - (Germanistische Lehrbuchsammlung ; 48). - 1. Aufl. u.d.T.: Paschek, Carl: Praxis der Literaturermittlung Germanistik im Verlag Lang, Bern [u.a.]. - ISBN 3-89693-348-5 : DM 76.00
[5605]

Allein schon der geringere Umfang gegenüber der 1. Aufl. von 1986[1] mit ihren insgesamt 420 Seiten und der jetzt erschienenen Neuausgabe läßt erkennen, daß es sich um eine geschrumpfte Version handelt: Trotz der bis 1998 fortgeführten Berichtszeit, trotz der Berücksichtigung neuer Angebotsformen (CD-ROMs; lokale OPAC-Entwicklungen usw.) ist jetzt in einen Band zusammengedrängt, was ursprünglich separat als Lehrbuchteil und als Bibliographie erschienen war. Hatte das systematische Verzeichnis 1986 noch 1436 Nummern, umfaßt das Titelverzeichnis jetzt nur noch 1065 Einträge. Angesichts der großen bibliographischen Produktion im Fach ist dieses Ergebnis nicht aus der Rechnung "Alte minus obsolete plus neue Titel" zu erklären, sondern nur mit einer Verringerung des Informationsgehalts.

Zum Beleg nur folgende Beispiele: Zwar wird aus der von Helmut de Boor und Richard Newald begründeten Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart der 1994 erschienene, von Wilfried Barner herausgegebene Band zur Nachkriegszeit angeführt (Nr. 360; vgl. IFB 95-1-075), es fehlt aber die 1993 bei Metzler herausgekommene Geschichte der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945 (vgl. IFB 94-2-281). Unverzeihlich, daß die Neubearbeitung von Wolfgang Emmerichs Kleiner Literaturgeschichte der DDR (Leipzig 1996) ebenfalls nicht verzeichnet ist oder daß in der Auswahlliste der Zeitschriften ausgerechnet das Periodikum Wirkendes Wort fehlt, das mit seinem breiten Spektrum von Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Didaktik zu den Kernzeitschriften der Germanistik zählt.

Aber die "Einsparungen" betreffen auch noch ganz andere Informationen: Waren in der ersten Auflage die Vornamen von Verfassern im Textteil noch vollständig geboten, tauchen sie jetzt sowohl in den Aufnahmen als auch im Register sehr oft nur noch mit den Initialen auf - für ein bibliographisches Kompendium eine völlig inakzeptable Entscheidung. Eine Belegstelle für viele: D. Breuer statt Dieter Breuer in Nr. 744; der zweite Verfasser dieses Beitrags ist im Namenregister gar nicht verzeichnet.

Überholte Einträge sind nicht konsequent aktualisiert; nur ein Beispiel: Heinrich Lausbergs berühmtes Handbuch der literarischen Rhetorik wird in der 2. Aufl. (München : Hueber, 1973), nicht in der 3. (Stuttgart: Steiner, 1990) zitiert.

Zu den Minuspunkten gegenüber der ersten Auflage gehört auch die sehr augenfeindliche Typographie der Neuausgabe, die für wenig Übersichtlichkeit sorgt. Unglücklich auch die forcierte Anwendung des Stufenmodells, das zwar der löblichen Absicht dient, besonders wichtige Titel am Beginn einer Rubrik zu plazieren, jedoch allzuoft Gleichgewichtiges und systematisch Zusammengehöriges über den Abstand mehrerer Seiten voneinander getrennt darbietet. Mißvergnügt stimmt die höchst eigenwillige Terminologie, die zu Formulierungen wie der folgenden führt: "in den Segmenten 2 u. 3. Stufe der Suchräume" (S. 235).

Wieweit die hier nur in kleiner Auswahl genannten Ausstellungen mit dem Wechsel des Verlags zu tun haben, der seinerseits auf die Entscheidung des Hauses Lang zurückgeht, sich von einer - etwa durch Serien wie die "Sammlung Metzler" oder die "Einführungen" der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft u.a.m., die sich auch Fragen wie der Präsenz germanistisch einschlägiger Informationen im Internet widmen - entbehrlich gewordenen Reihe zu befreien, bleibe dahingestellt. Sicher ist aber folgendes: Während die 1. Aufl. neben anderen bibliographischen Handreichungen zur Germanistik noch eine zumindest erwägenswerte Alternative gewesen ist, auch wenn sie sich in der Praxis nie recht durchgesetzt hat, kann man dasselbe von der Neuausgabe guten Gewissens nicht mehr sagen.

Hans-Albrecht Koch


[1]
Praxis der Literaturermittlung Germanistik / Carl Paschek. - Bern [u.a.] : Lang, 1986. - Tl. 1 - 2 ; 25 cm. - (Germanistische Lehrbuchsammlung ; 48). - ISBN 3-261-03491-2 : SFr. 138.00 [0212]. - Rez.: ABUN in ZfBB 33 (1986),6, S. 481 - 482. (zurück)

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