Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Translationes patristicae graecae et latinae


99-1/4-144
Translationes patristicae graecae et latinae : Bibliographie der Übersetzungen altchristlicher Quellen / Adalbert Keller. - Stuttgart : Hiersemann. - 25 cm. - ISBN 3-7772-9729-1
[4468]
Teil 1. A - H. - 1997. - XXXI, 454 S. - ISBN 3-7772-9734-8 : DM 440.00

Die immer geringer werdende Kenntnis der alten Sprachen erfordert es, die Schriften griechischer und lateinischer Autoren durch Übersetzungen zugänglich zu machen. Wohl nur auf diese Weise können Interessenten außerhalb, aber in zunehmender Weise auch innerhalb universitärer Seminare zu einer Beschäftigung mit der antiken und patristischen Literatur gewonnen werden. Ein Verzeichnis von Übersetzungen in weitverbreitete moderne Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch unter Einschluß von Katalanisch), wie es der vorliegende Band bietet, ist daher sehr zu begrüßen.

Der Bearbeiter gibt einleitend Hinweise für den Benutzer (in den fünf genannten Sprachen). Die Bibliographie erfaßt selbständige Werke altchristlicher Autoren in griechischer und lateinischer Sprache. Ausgeklammert bleiben die meisten anonymen und fragmentarisch erhaltenen Texte sowie Werke, die von christlichen Autoren in orientalischen Sprachen verfaßt wurden. Die zeitliche Eingrenzung folgt den üblichen Grenzen und reicht von der apostolischen Zeit (ausschließlich der Schriften des Neuen Testaments) bis zu Isidor von Sevilla (Å 636) für den lateinischen Westen und bis zu Johannes von Damaskus (Å um 750) für den griechischen Osten.

Der hier vorgelegte erste Teilband umfaßt 220 Autoren von A bis H. Unter dem Namen des jeweiligen Autors werden dessen Werke einzeln aufgeführt. Der größeren Vollständigkeit halber werden auch die Editionen zahlreicher Autoren bzw. Werke genannt, für die eine Übersetzung fehlt. Im Hinblick auf Texteditionen bietet das Werk damit weit mehr als der Titel verspricht. Angegeben wird zunächst die jeweils maßgebliche, d.h. wenn möglich kritische Edition des griechischen bzw. lateinischen Urtexts, sodann die nach Sprachen geordneten Übersetzungen. Bewußt wird auf einen vollständige Nachweis aller vorhandenen Übersetzungen verzichtet. Die Auswahl, die der Bearbeiter getroffen hat, beruht auf folgenden Kriterien: Nähe der Übertragung zum Text, Qualität der zugrunde liegenden Textausgabe und wissenschaftlicher Anspruch; Übersetzungen innerhalb von "Anthologien haben prinzipiell keine Berücksichtigung gefunden".

Bei einer Durchsicht der Einträge fällt eine Anzahl von Flüchtigkeiten und Lücken auf, die hier nicht aufgezählt werden können. Lücken sind zum Teil wohl darauf zurückzuführen, daß Anthologien unberücksichtigt blieben. Für die Vita S. Columbani des Jonas von Bobbio etwa, die unter dem Lemma Columbanus aufgeführt ist, wird keine Übersetzung genannt, obwohl der Text ins Englische, Italienische und Französische übertragen wurde und in der zweisprachigen Quellenreihe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Bd. 4a) immerhin das erste Buch der Lebensbeschreibung auch in deutscher Sprache vorliegt. Bisweilen sind Unstimmigkeiten zu bemerken. Unter dem Namen des Bischofs Auspicius von Toul wird die Epistula [metrica] ad Argobastem cometem Treviorum (sic!) genannt und um die Zahl 1056 ergänzt; das läßt darauf schließen, daß ursprünglich eine engere Verzahnung mit anderen grundlegenden Repertorien vorlag, denn eben diese Nummer zählt Auspicius' Brief an Arbogast in der Clavis patrum latinorum, in der die Editionen der lateinischen Kirchenväter lückenlos verzeichnet sind.[1] Es wäre sehr benutzerfreundlich gewesen, solche Verweisungen durchgehend zu geben.

Wer sich auf die Suche nach Übersetzungen patristischer Literatur macht, sollte sich nicht allein auf den vorliegenden Band verlassen. Zahlreiche Ergänzungen, die sich nicht auf deutsche Übersetzungen beschränken, lassen sich beispielsweise dem Lexikon der antiken christlichen Literatur entnehmen.[2] Für deutschsprachige Benutzer bleibt die Bibliographie von Norbert Ohler hilfreich.[3] Der Band ist klar strukturiert und typographisch aufwendig gestaltet, was sicherlich den stolzen Preis mitverursacht hat. Vielleicht hätte bei einem Nachschlagewerk, das angesichts der durchaus regen Übersetzungstätigkeit (man denke für den deutschen Sprachraum nur an die Reihe Fontes christiani) in vielen Punkten rasch veralten muß, eine etwas einfachere Ausstattung und ein günstigerer Preis den Bedürfnissen der potentiellen Interessenten genügt und eine wünschenswerte Überarbeitung und Aktualisierung nach einer nicht zu langen Zeitspanne ermöglicht.

Christian Heitzmann


[1]
Clavis patrum latinorum / Eligius Dekkers ; Aemilius Gaar. - Ed. tertia aucta et emendata. - Steenbrugge : In Abbatia Sancti Petri, 1995. - XXXI, 934 S. - ISBN 2-503-50463-9. - (Corpus christianorum : Series latina) (zurück)
[2] Lexikon der antiken christlichen Literatur / hrsg. von Siegmar Döpp und Wilhelm Geerlings. Unter Mitarb. von Peter Bruns ... - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder, 1998. - XVI, 652 S. ; 25 cm. - ISBN 3-451-23786-5 : DM 128.00, DM 98.00 (Subskr.-Pr. bis 31.03.1999) [5178]. - S.o. IFB 99-1/4-143. (zurück)
[3]
Bibliographie ins Neuhochdeutsche übersetzter mittelalterlicher Quellen : unter Berücksichtigung von Schriften des nachbiblischen Judentums, des frühen Christentums und des Neuplatonismus / bearb. von Norbert Ohler. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1991. - XX, 249 S. - ISBN 3-447-03165-4 : 98.00. (zurück)

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