Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
[ Bestand in K10plus ]

History of the mass media in the United States


99-1/4-126
History of the mass media in the United States : an encyclopedia / ed. by Margaret A. Blanchard. - 1. publ. - Chicago ; London : Fitzroy Dearborn, 1998. - XXXII, 752 S. : Ill. ; 28 cm. - ISBN 1-57958-012-2 : $ 125.00, œ 95.00
[5708]

Wieder ist von einem US-amerikanischen Nachschlagewerk zur Massenkommunikation zu berichten, das wegen seiner Fülle und Qualität uneingeschränkt Zustimmung und Bewunderung hervorruft und uns deutschsprachige Leser nach einem ähnlichen Werk für unsere Verhältnisse - vergeblich - Ausschau halten läßt. History of the mass media ist ein durchaus populär gehaltenes, aber wissenschaftlichen Ansprüchen voll genügendes enzyklopädisches Nachschlagewerk zur US-amerikanischen Mediengeschichte von den Anfängen bis zur jüngsten Gegenwart - von 1690 bis 1990 - in beeindruckendem Umfang und erstaunlicher Ausführlichkeit, zu Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Politik, Buch, Zeitung, Zeitschrift, Film, Hörfunk, Fernsehen, Kabel, alternativen Medien, Photographie, Telekommunikation, Recht, Nachrichtenagenturen und vielem anderen mehr. In fast 500 Artikeln im Umfang von knapp ein bis gut fünf Spalten im zweispaltigen, großformatigen Satz stellen die 262 Mitarbeiter des Lexikons ihre Themen vor: zunächst mit einer Kurzdefinition, dann in einer journalistisch gegliederten - vom allgemeinen zum einzelnen Beispiel vordringenden - historischen Darstellung, es folgen einige Siehe-auch-Verweisungen und einige weiterführende Literaturempfehlungen. Zur optischen Auflockerung dienen unterschiedlich große Schwarzweiß-Illustrationen (Portraits, Titelblätter, Abbildungen, Standphotographien u.a.m.), die ohne erkennbares Konzept über das Buch verteilt worden sind. Alle Artikel sind mit Verfassernamen gezeichnet, die Autoren werden im Anhang kurz vorgestellt, vor allem mit Nennung ihrer wissenschaftlichen Position und ihrer anderweitigen Veröffentlichungen. Daß ihre Beiträge zu diesem Lexikon nicht aufgeführt sind, ist ein Manko; eine - nicht genaue - Durchsicht ergibt Schwerpunkte auf den Namen der Herausgeberin Margaret A. Blanchard, Richard A. Schwarzlose und einigen Mitarbeitern und Studenten der Universität von North Carolina, an deren Journalistenschule die Herausgeberin arbeitet.

Zu Beginn des Buches bieten eine alphabetische Aufreihung der Artikelüberschriften und vor allem ihre zweite, inhaltlich gegliederte Auflistung (ungefähr der o.a. Themenliste entsprechend) die notwendige Orientierung über die Artikel. Weit wertvoller für die inhaltliche Erschließung des Bandes ist ein allgemeiner, zweistufiger Sach-, Titel- und Personenindex mit ca. 4500 Eintragungen, die auf Seitenzahlen oder gelegentlich auf andere Registereintragungen verweisen. Von diesem Register aus erschließt sich erst das Lexikon in seinem vollen inhaltlichen Umfang, da dessen Artikel-Überschriften zwar eindeutig und klar formuliert sind, aber wegen der enzyklopädischen Darstellung auch unter synonymen, ähnlichen oder abweichenden Titeln hätten vermutet werden können, vor allem aber, weil die Artikel inhaltlich weit umfassend abgefaßt sind und ihre vielen Einzelheiten hier erschlossen werden.[1]

Nicht ganz konsistent scheint mir der Umgang mit biographischen Einträgen: Die Herausgeberin nimmt in der Einleitung ausdrücklich Abstand davon, ein biographisches Nachschlagewerk vorlegen zu wollen, sie nimmt aber trotzdem Artikel zu einigen Personen auf, die aber in der Übersicht zu Beginn des Bandes nicht in einer eigenen Gruppe, sondern dort den o.a. inhaltlichen Gruppen zugeordnet werden. (Nur in der Gruppe "Politische Figuren und die Medien" werden amerikanische Präsidenten und Vizepräsidenten zusammengestellt.) Im Register werden die mit eigenen Artikeln bedachten Personen wie auch die vielen anderen in den Texten erwähnten Personen namentlich - eigene Artikel in Fettdruck - aufgeführt. Für den gezielt suchenden Interessenten empfiehlt sich daher, in das Register zu schauen, die unspezifisch Neugierigen finden beim Blättern die wohl wichtigsten Namen aus der amerikanischen Mediengeschichte (allerdings keine Filmschauspieler und keine Spielfilmregisseure). Ähnliche Einschränkungen und Überraschungen wird man auch bei anderen Themen finden, z.B. bei Firmen, Radio- und Fernsehstationen, Titeln von Zeitungen, Zeitschriften, Filmen, Hörfunk- und Fernsehsendungen, sogar bei Titeln populärer oder epochemachender wissenschaftlicher Literatur zur Massenkommunikation: Prägnante Beispiele werden ausführlich in eigenen Artikeln behandelt, die meisten Themen und Namen findet man schnell im Register, nach einigen muß man mit etwas Phantasie suchen, aber nur nach wenigen wird man vergeblich fahnden. Als enzyklopädischer Einstieg in die Geschichte und die jüngste Vergangenheit der US-amerikanischen Massenmedien ist dieser Band einzigartig und vorzüglich geeignet. Für Nicht-Spezialisten - und das sind wohl fast alle nicht-amerikanische Leser -, bietet es eine gut organisierte, überwältigende Fülle an einführenden Artikeln und an detaillierten Informationen; Spezialisten werden sicherlich einiges vermissen oder zu knapp ausgeführt finden, die Absicht der Herausgeberin aber werden alle erfüllt sehen: Die Geschichte der Medien besser zugänglich und besser verständlich zu machen für die, die keine Experten auf diesem Gebiet sind (S. IX).

Wilbert Ubbens


[1]
Daß das Register hätte konsequenter durchgearbeit werden können, zeigt sich z.B. bei der Suche nach Informationen über Dokumentarfilme: Als eigene Artikel werden unter docu... angeboten: Docudrama und Documentary Photography, im Register findet man entsprechend die Eintragungen docudramas, documentary broadcasting, documentary photography, documentary television; aber nur unter motion pictures, documentaries findet man schließlich den großen Artikel Motion picture documentaries. Hier und an anderen Stellen ließe sich das Register durchaus noch verbessern. (zurück)

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