Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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K.-G.-Saur-Verlag, 50 Jahre


99-1/4-120
K.-G.-Saur-Verlag, 50 Jahre : Chronik und Bibliographie 1949 - 1999 / hrsg. von Klaus G. Saur. Chronik von Titus Arnu. Bibliographie bearb. von Andreas Brandmair und Konrad Kratzsch. - München : Saur, 1999. - XXXI, 183 S. : Ill. ; 30 cm. - Engl. Ausg. u.d.T.: K.-G.-Saur-Verlag <München>: 50 years K. G. Saur. - ISBN 3-598-10703-X (dt. Ausg., brosch.) : DM 20.00 - ISBN 3-598-10704-8 (gb.) : DM 30.00
[5521]
99-1/4-121
50 years K. G. Saur : history and bibliography 1949 - 1999 / ed. by Klaus G. Saur. History by Titus Arnu. Bibliography by Andreas Brandmair and Konrad Kratzsch. - München : Saur, 1999. - XXXI, 183 S. : Ill. ; 30 cm. - Dt. Ausg. u.d.T.: K.-G.-Saur-Verlag <München>: K. G. Saur, 50 Jahre. - ISBN 3-598-10705-6 (brosch.) : DM 20.00
[5606]

Mit größerer Gelassenheit kann man sich der Festschrift K.-G.-Saur-Verlag, 50 Jahre zuwenden, dürfte man doch erwarten, daß ein so sehr den Bibliotheken verbundener Verlag seine Bibliographie weitgehend an den Interessen und Suchstrategien seiner potentiellen Benutzer ausgerichtet hat. Schon die ungewöhnliche Datierung auf der Rückseite des Haupttitelblatts läßt auf eine größtmögliche Nähe zu bibliothekarischen Gepflogenheiten schließen: "Redaktionsschluß: 10. Mai 1999. Erscheinungstermin: 27. Mai 1999, zum 89. Deutschen Bibliothekartag in Freiburg / Breisgau."

Die Chronik (S. XV - XXXI), der eine Zeittafel (S. XI - XII) vorausgeht, bietet einen knappen Rückblick auf 50 Jahre Verlagsgeschichte und schließt mit einem ebenfalls kurz geratenen Ausblick in die Zukunft. Sie hat den Charakter einer Jubiläumsschrift und läßt bisweilen den kritischen Abstand einer historischen Betrachtungsweise vermissen. Sie ist mit 13 Schwarzweißphotos illustriert, auf denen vorzugsweise der heutige Verleger bei Buchpräsentationen und Ehrungen zusammen mit Berühmtheiten - Bundes- und Ministerpräsidenten, Bundeskanzlern oder Präfekten der Vatikanischen Bibliothek - abgelichtet ist. Gegründet wurde die Firma 1948 in München von Karl-Otto Saur[1] als Ingenieurbüro für Betriebs- und Büroorganisation. Am 11. 3. 1949 verpflichtete sich der Vater des heutigen Verlegers vertraglich, dem Amt für Landeskunde in Landshut eine Literaturzusammenstellung zum Thema "Wasserbau" zu liefern. Das war der unprätentiöse Beginn einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit Bibliographien und Nachschlagewerken verschiedenster Art. Als Klaus Gerhard Saur 1963 in den Verlag eintrat, war noch keine der frühen Publikationen ein kommerzieller Erfolg gewesen. Das sollte sich erst im folgenden Jahr ändern, als die erste Ausgabe des Internationalen Verlagsadreßbuchs erschien. Die Firma nannte sich ab 1965 Verlag Dokumentation Saur und erst ab 1978 K.-G.-Saur-Verlag. 1987 wurde sie von Reed International, London, aufgekauft. Über ihre weiteren Projekte, die sich internationaler Anerkennung rühmen können, braucht an dieser Stelle nichts gesagt zu werden.

Die im vertrauten Saur-Orange broschierte Festschrift kommt mit ihrem DIN-A-4-Format etwas überdimensioniert daher. Zeittafel, Einleitung und Chronik sind wegen des übergroßen Satzspiegels denn auch im Zweispaltendruck gesetzt, die Bibliographie dagegen ist - nun wieder angemessen - in drei Spalten mit Trennungsstrichen gedruckt. Irgendwelche Erläuterungen zur Bibliographie sucht man vergebens. Das Inhaltsverzeichnis läßt jedoch schon erkennen, daß man es mit einer wohlüberlegten Konzeption zu tun hat. Hier wird angezeigt, daß es sich um ein Autoren-/Titelverzeichnis handelt, erschlossen durch ein Chronologisches Register, ein Register der Personen und ein Register der Institutionen. Ergänzt wird die Bibliographie durch ein Verzeichnis von Abkürzungen, das Sachbegriffe und Institutionen umfaßt.

Der erste Augenschein spricht für die Gestalter des Verzeichnisses. Hervorgehoben, d.h. fett gedruckt, ist das erste Ordnungswörter also entweder ein Familienname oder das erste Wort unter Übergehung des bestimmten oder unbestimmten Artikels. Wir haben es also mit der Anordnung der Titel in der gegebenen Wortfolge und mit der Unterscheidung von Verfasser- und Sachtitelwerken zu tun. Jedoch schon der zweite Blick belehrt uns, daß wir auch hier nicht mit der Anwendung von bibliothekarischen Regeln rechnen können. Es fällt allerdings bei der überschaubaren Titelmasse nicht weiter ins Gewicht, daß zusammengesetzte Wörter mit Bindestrich mal als halbe (z.B. Ägypten-Index), mal als ganze (z.B. Arab-islamic Biographical Archive) fett gedruckt und folglich als Ordnungsworte ausgewiesen sind. Schon nachteiliger für die Suche im Hauptteil ist die Tatsache, daß dieser keine Eintragungen unter Urhebern kennt. So findet man den Titel Akten der Britischen Militärregierung in Deutschland ausschließlich unter dem ersten Ordnungswort des Hauptsachtitels, und im sog. Register der Institutionen, das nur nicht normierte Eintragungen unter den im Titel vorkommenden Formen kennt, wird man hinsichtlich der Körperschaft auch nicht fündig.

Verweisungen sind im Hauptteil nicht vorgesehen, hin und wieder tauchen aber doch welche auf, z.B. S. 19 oder auch S. 18 - 19, wo unter dem so nicht existierendem Titel Biographische Archive / Biographical Archive [im Singular!] auf die Titel der bekannten Mikrofiche-Ausgaben verwiesen wird. Da, wie bereits bemerkt, keine Anleitung zur Benutzung der Bibliographie vorhanden ist, merkt man erst bei genauem Hinsehen, daß Bände von Schriftenreihen nur unter diesen - numerisch oder, bei nicht numerierten, im Alphabet[2] - verzeichnet sind und selbständige Eintragungen unter den Verfassern bzw. den Sachtiteln fehlen. Die Recherche muß in diesen Fällen also zwangsweise über das Verfasserregister[3] gehen; Personen als Herausgeber von Schriftenreihen erhalten hier jedoch nur einen Hinweis auf diese, während die von ihnen herausgegebenen Einzelbände nicht nachgewiesen werden.[4] Viel schlechter noch ergeht es den Sachtitelwerken, die in Schriftenreihen erscheinen: wenn sie keinen persönlichen Herausgeber haben sind sie in Ermangelung eines Registers der Sachtitelwerke, geschweige denn aller Titel, gar nicht gezielt nachweisbar; gleiches gilt für Werke ohne Verfasser oder Herausgeber aber mit beteiligter Körperschaft, fehlt doch hier gleichfalls der Nachweis der einzelnen Bände im Register der Institutionen.[5] Auch ist dieses Register keineswegs vollständig; so fehlen z.B. unter UNESCO deren UNESCO-Konferenzberichte.[6]

In ihrem Aufbau haftet den einzelnen Titelaufnahmen etwas Zufälliges an, auch die mechanische alphabetische Ordnung ist nicht immer korrekt: so folgt Deutschland, Armenien und die Türkei 1895 - 1925 auf Deutschland im ersten Nachkriegsjahr und German Yearbook ... auf German-Americans in the World Wars. Im ganzen ist die Bibliographie mit ihren Registern doch eher enttäuschend und erreicht jedenfalls nicht den Stand, den man bei einem Verlag mit diesem Programm billigerweise erwarten könnte. Auch ein Schlagwortregister hätte der Verlagsbibliographie gut angestanden. Lobenswert für den an der historischen Perspektive Interessierten ist das Chronologische Register, das die Bibliographie wieder mit der Verlagsgeschichte verbindet.

Daß der Band mit identischem bibliographischem Teil und englischer Übersetzung der sonstigen Texte[7] auch unter englischsprachigem Titel erscheint, nimmt bei einem international tätigen Verlag nicht Wunder.

Rainer Fürst / Klaus Schreiber


[1]
In der Deutschen biographischen Enzyklopädie, Bd. 8 (1998), S. 530 findet sich der nicht gezeichnete, relativ ausführliche Artikel über den Ingenieur Karl-Otto Saur (1902 - 1966), der im Dritten Reich Spitzenämter in der Rüstungs-Verwaltung innehatte und "im Testament Hitlers als Nachfolger Speers zum Rüstungsminister benannt, von Dönitz jedoch wieder durch Speer abgelöst (wurde)". Man kann wohl annehmen, daß dieser Artikel vom Sohn und Verleger der DBE stammt. (zurück)
[2]
So bei den Eintragungen unter Minerva-Fachserie ..., deren zahlreiche Bände Ende der 70er und in den 80er Jahren bei Minerva Publikationen im K. G. Saur Verlag mit dem ISBN-Verlagspräfix 3-597 erschienen sind. Über diesen Imprint erfährt man nur aus der Zeittafel (S. XI), daß er 1977 gegründet wurde, während er im Abschnitt Die Verlagsentwicklung von 1963 bis 1999 (S. XVII - XVIII) nicht vorkommt. Dort erfährt man nur: "Immer wieder entwickeln sich aus den Hauptästen des Verlags weitere Zweige, die meistens gute Früchte tragen." Anscheinend traf das auf den Imprint Minerva Publikationen nicht zu, da dieser im Banger mit der Markierung "Tätigkeit ruht z.Zt." versehen ist. [sh] (zurück)
[3]
"Aufgeführt werden Personen, die in den bibliographischen Einträgen genannt werden: Verfasser, Herausgeber, Bearbeiter, Übersetzer, Verfasser von Vorworten und Personen, die Gegenstand von Festschriften, Bibliographien und Abhandlungen sind" (S. 129). (zurück)
[4]
Marie F. Plassard ist nur unter UBCIM publications nachgewiesen, es fehlt der Nachweis für die von ihr herausgegebenen Bd. 13 und 14. (zurück)
[5]
Evtl. deswegen, weil die Haupteintragung unter UNESCO steht? Am Anfang des Registers der Institutionen (S. 173) heißt es aber: "Aufgeführt werden die herausgebenden Institutionen, die in den bibliographischen Einträgen genannt sind". (zurück)
[6] Beispiele gleichfalls unter UBCIM publications. (zurück)
[7]
Durch einen veränderten Umbruch wurde auf S. XXIII Platz für ein in der deutschen Ausgabe fehlendes Photo gewonnen: "Klaus G. Saur presenting the 'Auschwitz Memorial Books' to the German Federal President Prof. Dr. Roman Herzog." (zurück)

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