Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Hunderassen


98-3/4-333
Hunderassen : der kompetente Führer mit über 1000 Farbfotos und Bestimmungsübersicht / David Alderton. Fotos: Tracy Morgan. Übers. und Bearb. der deutschen Ausg.: Siegfried Schmitz. - 2., durchges. Aufl. - München [u.a.] : BLV-Verlagsgesellschaft, 1996. - 303 S. : zahlr. Ill. ; 22 cm. - (Ein Dorling-Kindersley-Buch). - Einheitssacht.: Dogs <dt.>. - ISBN 3-405-14733-6 : DM 49.90
[4775]
98-3/4-334
Die BLV-Enzyklopädie der Hunde / Bruce Fogle. Übers. und Bearb. der deutschen Ausg.: Siegfried Schmitz. Fotos: Tracy Morgan. - München [u.a.] : BLV-Verlagsgesellschaft, 1996. - 312 S. : zahlr. Ill. ; 30 cm. - (Ein Dorling-Kindersley-Buch). - Einheitssacht.: The encyclopedia of the dog <dt.>. - ISBN 3-405-14864-2 : DM 98.00
[4774]

Der einführende Teil des Alderton gibt auf 22 Seiten nur sehr kurze und wenig aussagekräftige Informationen zu wichtigen kynologischen Gebieten, wie z.B. Geschichte des Hundes, Abstammung, Anatomie und Verhalten. Oberflächlich und ärgerlich wird es in dem kurzen Teil Die Wahl des richtigen Hundes. Wie soll denn der Satz "Je größer, desto besser" von einem potentiellen Hundebesitzer interpretiert werden? Man muß doch den Trend, daß immer mehr Leute, die immer weniger von Hundehaltung verstehen, immer größere Hunde halten, nicht noch durch solche Aussagen verstärken. Und ob Zwerghunde "sich recht mühelos erziehen (lassen)" sei einmal dahingestellt. (Der Rezensent kannte einen tyrannischen Zwergdackel, der seine Menschen nicht mehr aufs Sofa ließ, wenn er dieses als erster in Beschlag genommen hatte.)

Von der an die Einführung sich anschließenden Bestimmungsübersicht hätte man auch besser abgesehen, denn der Versuch, die Hunderassen anhand von drei Körpergrößen (kleine, mittelgroße und große Hunde) und wenig spezifischen Körpermerkmalen, wie rundköpfig, langköpfig etc. einzuordnen, wirkt arg konstruiert. Ob hier Loriot Pate gestanden hat? Der Rezensent mußte als gelernter Biologie schon viele Tiergruppen bestimmen, käme aber nie auf die Idee, für Hunde eine Bestimmungshilfe zu verwenden.

Die vorgestellten Hunderassen, deren Gesamtzahl leider nicht genannt wird, die sich aber auf etwa 300 belaufen dürfte, sind in sechs Gruppen geordnet: Begleithunde, Jagdhunde, Hirten- und Hütehunde, Lauf- und Windhunde, Terrier und schließlich Gebrauchshunde. Auch hier sind die einführenden Bemerkungen zur jeweiligen Gruppe zu kurz und oftmals banal. Wer hätte schon gedacht, daß "Jagdhunde ... sehr viel Auslauf" brauchen? Die Gruppeneinteilung ist wenig gelungen und verblüfft durch die manchmal merkwürdige Zuordnung. Den Zwergdackel finden wir bei den Lauf- und Windhunden (!) und nicht bei den Jagdhunden, obwohl eine Anmerkung verschämt auf die ursprüngliche Verwendung des Hundes hinweist. Das Italienische Windspiel hingegen, ein ausgewiesener Windhund, taucht in der Rubrik Begleithunde auf. Eine bestimmte Rasse findet man deshalb am besten über das Register.

Die Rassebeschreibungen selbst sind sehr knapp gehalten, ebenso die Hinweise auf die Rassegeschichte. Die jeweiligen Anmerkungen wirken zuweilen hilflos: "Dies ist ein sensibler und treuer Hund", eine Behauptung, von der jeder Hundebesitzer im Falle seines Fiffis zutiefst überzeugt sein wird, oder sind auch falsch, wenn beim Airedale Terrier das Trimmen des Haares angeblich nur zweimal im Jahr notwendig ist.

Die Abbildungen selbst sind sehr gut und die Einbettung in den Text durchaus gelungen, wenn auch gesagt werden muß, und das gilt im Vorgriff auch für das zweite Buch aus demselben Verlag, daß ein etwas sparsamerer Umgang mit den Bildern die Übersichtlichkeit insgesamt verbessert hätte.

Ein kurzes Glossar und ein umfangreiches Register schließen sich an. Ein Literaturverzeichnis wird vermißt und von kynologischen Verbänden sind nur vier mit ihren Adressen aufgeführt.

Die BLV-Enzyklopädie der Hunde von Fogle entspricht in der Einteilung in etwa der Konkurrenz von Alderton. In ausführlichen fünf Kapiteln erfährt man viel über Stammesgeschichte, Kulturgeschichte, Anatomie und Physiologie, Verhalten und Hundehaltung. Hier macht sich die Profession des Autors, nämlich Veterinär und Verhaltensforscher, deutlich bemerkbar. Diese Kapitel sind sehr gut bebildert, anschaulich und informativ.

Die Hunderassen - es sollen über 400 sein, der Rezensent ist aber bei der Zählung auf weniger gekommen - sind diesmal in acht Gruppen eingeteilt: Primitivhunde, Windhunde, Laufhunde, Spitzartige, Terrier, Jagdhunde, Hirten- und Hütehunde und Begleithunde. Diese Einteilung ist etwas exakter als im Alderton, kleinere Zuordnungsfehler tauchen aber auch hier auf. Ob unser kurzbeiniger Zwergdackel aus dem Lauf- und Windhundebereich des Alderton sich hier bei den Terriern wohler fühlt, bleibt zu bezweifeln. Ungeschickt ist die Bezeichnung der ersten Gruppe gewählt. Was ist denn ein Primitivhund? Handelt es sich hier um einen aus niederen Motiven völlig wild und unkontrolliert zupackenden Wadenbeißer? Weit gefehlt, hier sind altertümliche Hunderassen vornehmlich der südlichen Hemisphäre aufgeführt, die man besser als Hunde des Urtyps bezeichnen sollte. Meist werden auf einer Seite zwei Rassen vorgestellt, wobei in Analogie zum Alderton auch hier die Abbildungen in den Fließtext eingebunden sind.

Die knappe Darstellung der Rasse wird durch eine Kurz-Info und eine Reihe von Piktogrammen ergänzt, die auf weitere wichtige Eigenschaften verweisen sollen, wobei auch hier bei der Zuordnung und Auswahl Zweifel angebracht sind. Steht doch beim Airedale Terrier - man möge es dem Rezensenten bitte nachsehen, daß er zum Vergleich immer diese Rasse heranzieht, aber nach über vierzigjährigem intensiven Kontakt zu diesen Hunden ist er mit deren Wesen und Verhalten doch sehr vertraut - "wäre er nicht von Hause aus so eigenwillig und stur, würde er einen beliebten und tüchtigen Gebrauchshund abgeben". Und gerade das wird in einem weiteren Satz erwähnt: "... wird als Polizei-, Schutz- und Meldehund eingesetzt". Was soll der Leser denn nun glauben? Hier ist noch anzumerken, daß der Airedale, der in Deutschland immerhin zu den anerkannten Schutzhundrassen zählt, für seine Kinderliebe geradezu berühmt ist. Schade, daß dieser Wesenszug nicht durch das entsprechende Piktogramm zum Ausdruck kommt.

Ein kurzes Glossar und ein ausführliches Register beschließen das Buch, Literaturhinweise und ein Adressenverzeichnis fehlen dagegen, ebenso Hinweise auf manchmal rassetypisch auftretende Krankheiten (diese fehlen auch im Alderton).


Zurück an den Bildanfang