Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Southern Africa bibliography


98-3/4-310
Southern Africa bibliography / Reuben Musiker and Naomi Musiker. - Lanham, Md. ; London : Scarecrow Press, 1996. - XVIII, 287 S. ; 22 cm. - (Scarecrow area bibliographies ; 11). - ISBN 0-8108-3175-9 : $ 52.00
[3895]

Es gibt gute und es gibt schlechte Bibliographien. Es gibt auch Bibliothekare, die Bibliographien veröffentlichen. Reuben Musiker ist Bibliothekar, und er war bis 1991 Direktor der Bibliothek der University of the Witwatersrand in Johannesburg. Eine Festschrift wurde ihm zu Ehren 1993 veröffentlicht.[1] Musiker ist ein Vielschreiber. Er hat z.B. über die Australopithecinae (1969), über Musikbibliotheken,[2] über Spezialbibliotheken, Verschlagwortung und über die südafrikanischen Juden[3] geschrieben oder herausgegeben. Bekannt sind seine Nachschlagewerke, die alle South African bibliography oder Guide to South African reference books - oder so ähnlich - heißen und in zweiter, dritter, vierter und fünfter Auflage veröffentlicht wurden. Die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt hat in ihrem Bestand, wenn der Rezensent richtig gezählt hat, 23 Monographien, an denen Musiker beteiligt ist.

Von einem älteren Bibliothekar, der, wie ein Dichter, weise geworden ist, sollte die Mitwelt nun die Quintessenz, eine Zusammenfassung, erwarten. Doch was findet der Rezensent in vorliegendem Werk? Wahrlich, es ist ein buntes bibliographisches Bücherbord mit 4081 Titeln aus zehn Ländern! Da stellt sich die Frage, wie die Auswahl erfolgte; denn allein Namibien, das ehemalige Südwestafrika, könnte mit 1330 Titeln[4] aufwarten; Musiker bringt nur 237 Titel über Namibien. Und es werden Tausende Titel jährlich in der Republik Südafrika veröffentlicht: Musiker verzeichnet 4081 Titel: eine erkleckliche Sammlung über das südliche Afrika - oder sind es ebendie Werke, die zufällig ihren Weg in die Johannesburger Bibliotheken gefunden haben?

Bei Musiker fehlen, das fällt auf, sämtliche Titel in afrikanischen Sprachen, so daß man den Eindruck gewinnen könnte, daß es keine Literatur in siXhosa, in siZulu oder in seSotho gäbe. Dem Stil der Reihe[5] entsprechend, in der dieser Band erscheint, werden weitgehend nur englischsprachige Publikationen berücksichtigt, obwohl es in Lissabon immer noch das Instituto de Investigaçao Científica Tropical gibt, das fleißig über Angola und Moçambique veröffentlicht. Bei den wenigen deutschsprachigen, überwiegend Namibien und portugiesischsprachigen, Angola und Moçambique betreffenden Veröffentlichungen fehlen die diakritischen Zeichen (Umlaute, Tilden, usw.); und in der Rechtschreibung des Deutschen unterscheidet sich auch dieses Werk nicht von der üblichen Lässigkeit vieler anderer englischsprachiger Bibliographien. Wichtige, umfangreichere Bibliographien, die im letzten Jahrzehnt erschienen und als Quellen - bibliographies consulted - genannt sind (z.B. über Namibien), werden sowohl falsch zitiert als auch als "out-of-date" bezeichnet, obwohl doch Musiker nicht nur aus fünfzehn, sondern aus vierzig Jahren (1945 - 1995) berichten möchte. Neudrucke werden als solche nicht gekennzeichnet (z.B. Nr. 163); Verfassernamen werden falsch buchstabiert (Hillbrecht anstatt Hillebrecht) - und die bibliographische Beschreibung entspricht keinem der anerkannten Regelwerke (z.B. AACR2).

Die Unterteilung nach Schlagwörtern läßt zu wünschen übrig: neben Cape Province: 1820 settlers, Communist Party, Political prisoners, Mandela, Winnie gibt es auch die Homosexuality - aber völkerkundliche und linguistische Werke über die vielfältigen Rassen sucht der Leser vergeblich. Was ist mit den amaXhosa, was ist mit den amaZulu, den baSotho, den ovaHerero, den Khoe-Khoen, den ØNukhoen (Bergdaman), den Saan (Buschmännern), den oviMbundu, den Tonga und Tsonga und maShona (um nur einige Stämme zu nennen)? Gibt es die alle nicht? Dafür werden ein paar politische Moskitos zu Elefanten aufgebauscht. Kurzum: Wer eine Southern Africa bibliography erstellen möchte, braucht mehr als die Kenntnis der englischen Sprache, und er sollte auch gleich mehrere Mannjahre einkalkulieren. Nein, Reuben Musiker hätte es besser bei einem seiner ersten Aufsätze[6] oder bei den Australopithecinae bewenden lassen sollen; als Bibliograph stiftet er eher Verwirrung und gerät dabei in den Ruch bibliographischer Unlauterkeit.

Eckhard Strohmeyer


[1]
A world too wide : essays on libraries and other themes in honour of Reuben Musiker / ed. by Joseph Sherman. - Johannesburg : University of the Witwatersrand Library, 1993. - X, 375 S. - ISBN 1-86838-057-2. (zurück)
[2]
Directory of South African music libraries, 1993. (zurück)
[3]
Waters out of the well : essays in Jewish studies. - 1988. (zurück)
[4]
Namibian books in print : a catalogue of books from Namibia available through the book trade ; including the Namibian book world directory. - Windhoek : Association of Namibian Publishers in coop. with the National Library of Namibia. - 21 cm. - 1996. - 131 S. - ISBN 99916-723-2-X. (zurück)
[5]
Bisher wurden in IFB folgende Bände besprochen:
Middle East bibliography / by Sanford R. Silverburg. - Metuchen, NJ ; London : Scarecrow Press, 1992. - XXXI, 564 S. ; 23 cm. - (Scarecrow area bibliographies ; 1). - ISBN 0-8108-2469-8 : $ 69.50 [1890]. - IFB 94-3/4-549.
Eastern Europe bibliography / comp. by Rebecca Gates-Coon. - Metuchen, NJ ; London : Scarecrow Press, 1993. - IX, 175 S. ; 23 cm. - (Scarecrow area bibliographies ; 2). - ISBN 0-8108-2775-1 : $ 25.00 [2287]. - IFB 94-3/4-570.
Bibliography of the Soviet Union, its predecessors and successors / by Bradley L. Schaffner. - Metuchen, NJ ; London : Scarecrow Press, 1995. - XI, 568 S. ; 22 cm. - (Scarecrow area bibliographies ; 5). - ISBN 0-8108-2620-X : $ 72.50 [3024]. - IFB 95-4-645. (zurück)
[6]
Facial features of Southern Angolan Bantu / Reuben Musiker. // In: South African journal of science. - 51 (1954), S. 4 - 10. (zurück)

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