Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

The Oxford classical dictionary


98-3/4-303
The Oxford classical dictionary . - 3. ed. / ed. by Simon Hornblower and Antony Spawforth, 1. publ. - Oxford ; New York : Oxford University Press, 1996. - LIV, 1640 S. ; 25 cm. - ISBN 0-19-866172-X : œ 70.00, œ 60.00 (bis 31.12.1996)
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Wie beim vorstehend besprochenen Lexikon scheint es auch anderen Herausgebern von Antikenlexika oftmals eine besonders lobenswerte Eigenschaft ihrer Werke zu sein, wenn sie sich, ohne Vorkenntnisse vorauszusetzen, in möglichst unwissenschaftlichem Ton an Leserkreise wenden können, die nicht mehr als knappe Informationen und Hintergründe zur groben Orientierung von ihrem Lexikon erwarten.

Auch das Oxford classical dictionary (OCD), zuerst 1949 erschienen, in 2. Aufl. dann 1970 herausgegeben von Hammond und Scullard, trägt dieser Tendenz bis zu einem gewissen Grad Rechnung, ist ansonsten aber ein veritables und auch für wissenschaftliche Zwecke empfehlenswertes Nachschlagewerk. In seiner jetzt vorliegenden 3. Aufl., redaktionell betreut von Hornblower und Spawforth, umfaßt das OCD 6250 Einträge von 364 Wissenschaftlern aus aller Herren Länder, und ist nun also auf dem Stand der 90er Jahre. Ergänzungen gab es im Vergleich zur vorhergehenden Auflage in mehrfacher Hinsicht: Das Bemühen um Interdisziplinarität führte zu einer stärkeren Präsenz aller altertumswissenschaftlichen Fächer; Verschiebungen in den Forschungstendenzen der letzten 20 Jahre sind ebenso berücksichtigt wie die Nachfrage nach einem höheren Anteil von Überblicksartikeln (vgl. z.B. die Artikel ascetism, body, barbarian oder imperialism). Die Vermehrung um ca. 800 Artikel (aufgelistet am Beginn, S. XI - XIV) führte zu einer Umfangserweiterung um ca. 30 %. Ein Verzeichnis der Beiträger (samt ihren Initialen, mit denen alle Einträge gezeichnet sind), sowie ein umfangreiches Abkürzungsverzeichnis der Quellen und Literatur sind dem Hauptteil ebenfalls vorangestellt. Auf Abbildungen und Pläne wurde wie in den beiden Vorauflagen verzichtet. Weggefallen ist das Register von Namen, die keinen eigenen Haupteintrag erhalten haben. In der 2. Aufl. wurde darin auf die Beiträge verwiesen, in denen diese Erwähnung gefunden hatten.

An der Konzeption gibt es nur wenig zu bemängeln. Schon dem Vorwort zur 2. Aufl. konnte der versteckte Hinweis darauf entnommen werden, daß die Zeit der Spätantike nur mit wenigen eigenen Eintragungen berücksichtigt und praktisch auch innerhalb der in Frage kommenden, übergreifenden Texte zumeist nur knapp gestreift wurde. Hier ist erfreulicherweise z.T. nachgebessert worden, man vergleiche etwa die Eintragungen zu Eunuchs. An anderer Stelle sind dafür neue Desiderata entstanden. Im neuen Stichwort Bureaucracy z.B. werden ausschließlich Phänomene der griechischen Welt, resp. Athens, aufgeführt. Weshalb die römische Kaiserzeit, insbesondere die Spätantike ausgeblendet wurde, ist in Anbetracht der Forschungslage (unter Einschluß gerade der englischen Beiträge zu diesem Thema) nicht verständlich. Hier gibt es schon wieder Handlungsbedarf für die Bearbeiter einer 4. Aufl.

Dessen ungeachtet wird das OCD jedem, der sich mit Themen in den zentralen Bereichen der klassischen Altertumswissenschaften zu beschäftigen hat, ein willkommenes Hilfsmittel sein. Die Einträge können, angelsächsisch pragmatisch geschrieben, sowohl dem Laien als auch dem Fortgeschrittenen - letzterem zumindest durch die am Schluß der Artikel gegebenen Literaturhinweise - nützliche Informationen vermitteln. Den rein populärwissenschaftlich ausgelegten Lexika ist das OCD an Zuverlässigkeit des Gehaltes und für die Weiterarbeit brauchbaren Informationen zweifellos überlegen. Die Modernisierung eines bewährten Konzeptes darf deshalb als gelungen bezeichnet werden.

Joachim Migl


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