Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
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Bibliographie zum Unternehmens- und Gesellschaftsrecht


98-3/4-297
Bibliographie zum Unternehmens- und Gesellschaftsrecht / bearb. von Hildebert Kirchner. - Berlin [u.a.] : de Gruyter. - 23 cm. - (Zeitschrift für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht : Sonderheft ; ...)
[4819]
1986/95 (1998). - XXX, 510 S. - (... ; 8,2). - ISBN 3-11-015502-8 : DM 288.00, DM 228.00 (Reihenpreis)

Geben gedruckte Bibliographien überhaupt noch einen Sinn, angesichts der zahlreichen elektronischen Suchmöglichkeiten? So sehr sich gerade im juristischen Bereich CD-ROMs und Datenbanken bei der Dokumentation von Entscheidungen durchsetzen, sind gedruckte Bibliographien für die gezielte sachliche Literatursuche dennoch von Nutzen. Dies gilt auch für die von Hildebert Kirchner bearbeiteten zwei Mehrjahreskumulationen der Bibliographie zum Unternehmens- und Gesellschaftsrecht.[1] Sachlich handelt es sich dabei um eine Kumulation und Fortführung des von Kirchner bis 1992 betreuten Bibliographieteils der Zeitschrift für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht (ZGR).[2] Dabei weist die Bibliographie ... eine sehr viel feinere und präzisere Gliederung auf, als die vom selben Herausgeber betreute Karlsruher juristische Bibliographie (KJB),[3] die das gesamte (deutschsprachige) juristische Schrifttum zu erschliessen versucht. Im Unterschied zu dem in der zweiten großen wirtschaftsrechtlichen Zeitschrift, der Zeitschrift für das gesamte Handels- und Wirtschaftsrecht (ZHR) enthaltenden bibliographischen Teil,[4] der sich ausschließlich auf Dissertationen beschränkt und von dem bisher nur eine Mehrjahreskumulation erschienen ist,[5] enthält Kirchners Bibliographie ... sowohl Monographien einschließlich Dissertationen als auch Festschriftenbeiträge und Aufsätze aus allen wichtigen deutschsprachigen wirtschafts- und gesellschaftsrechtlichen Zeitschriften, sowie zu einem geringeren Teil auch aus wirtschaftswissenschaftlichen Publikationen. Der Vorteil gegenüber der elektronischen Recherche - um die oben gestellte Frage nochmals aufzunehmen - liegt in einer der juristischen Arbeitsweise entsprechenden, sehr feinmaschigen und umfassenden Gliederung, die zu jeder gesellschafts- und wirtschaftsrechtlichen Fragestellung präzise auf spezielle Literatur verweist. Titel, die unter mehreren Systemstellen eingeordnet werden können, sind jeweils mehrfach aufgeführt. Damit zeigt sich zugleich, daß die klassifikatorische Erschließung zumindest im juristischen Bereich der verbalen in aller Regel überlegen ist. Wer z.B. neueres Schrifttum zur genossenschaftlichen Vertreterversammlung oder zum Minderheitenschutz in der GmbH sucht, findet dies in Kirchners Bibliographie ... auf einen Blick, eingebettet in den jeweiligen sachlichen Zusammenhang, ohne aufwendige Nachschlagearbeit und ohne Umweg über Schlagwörter.

Allerdings stellt Kirchners Werk im strengen Sinne keine Bibliographie, sondern eher einen systematischen Bibliothekskatalog dar. Verzeichnet und erschlossen wird ausschließlich der Bestand der Bibliothek des Bundesgerichtshofs, die allerdings die größte deutsche juristische Spezialbibliothek ist und die dazuhin das hier behandelte Rechtsgebiet umfassend sammelt, so daß der Katalog durchaus die Funktion einer Fachbibliographie übernimmt. Auf international-rechtlichem Gebiet macht sich diese Einschränkung allerdings schon eher als Mangel bemerkbar. So findet sich zum Beispiel unter der Gliederungsrubrik Rechtsvergleichung - Recht mehrerer Staaten kein Titel zum englischen Rechtskreis - zunächst verwunderlich, wenn man hier das zahlreiche Schrifttum zum Gesellschaftsrecht des common law erwartet, verständlich jedoch, wenn man weiß, daß Kirchner sich ausschließlich auf deutschsprachige Literatur beschränkt. Ein Nachteil muß dieses keinesfalls sein, da eine weltumfassende Literaturdokumentation selbst zu einem speziellen Rechtsgebiet in der heutigen Zeit unmöglich ist. Allerdings wäre es wünschenswert, schon im Titel oder zumindest im Vorwort die regionale Beschränkung der Bibliographie zu erwähnen.

Positiv hervorzuheben sind die umfassenden Verfasser- und Sachregister, so daß mit Kirchners Bibliographie ... nicht nur die systematische Suche, sondern auch die Suche nach dem Verfasser und unter einem Schlagwort möglich ist. Für die auf dem Gebiet des Wirtschafts- und Gesellschaftsrecht tätigen Doktoranden, Wissenschaftler und auch für den Praktiker bietet die Bibliographie ... eine umfassende Literaturübersicht und ist somit ein unverzichtbares Nachschlagewerk.

Klaus-Rainer Brintzinger


[1]
Der vorliegende schließt in der Berichtszeit and den Vorgängerband 1950/85 (1988). - (... ; 8,[1]) an. (zurück)
[2]
Zeitschrift für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht : ZGR. - Berlin : de Gruyter. (zurück)
[3] Karlsruher juristische Bibliographie : systematischer Nachweis neuer Bücher und Aufsätze in monatlicher Folge aus Recht, Staat, Gesellschaft. - München [u.a.] : Beck. - In der KJB wird die gesamte gesellschaftsrechtliche Literatur unter einer einzigen Systemstelle zusammengefaßt. (zurück)
[4]
Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht und Wirtschaftsrecht. - Heidelberg : Verlag Recht und Praxis. (zurück)
[5]
Bibliographie handels-, gesellschafts- und wirtschaftsrechtlicher Dissertationen von 1950 bis 1980 / von Renate Bellmann. - Heidelberg : Müller, Juristischer Verl., 1986. - XXXIII, 304 S. - (Motive, Texte, Materialien ; 37) (zurück)

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