Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Rock


98-3/4-282
Rock : [der ultimative Führer zur Rockmusik ; 1000 Künstler und Bands von den Anfängen bis heute ; mehr als 3000 CD-Empfehlungen] / geschrieben von (all) den Menschen. Hrsg. von Jonathan Buckley ... Beitragender Hrsg.: Justin Lewis ... Red. der deutschen Ausg.: Dieter Fuchs. [Übers. von Ralf Brunkow ...]. - Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1998. - 926 S. : Ill. ; 24 cm. - (Rough guide). - Einheitssacht.: The rough guide to rock <dt.>. - ISBN 3-476-01542-4 : DM 58.00
[4831]

Der Aufdruck auf dem Umschlag "Mehr als 3000 CD-Empfehlungen" könnte den Eindruck erwecken, daß es sich bei diesem Titel um eine Diskographie handelt. Ein weiterer Aufdruck unterhalb des Sachtitels führt schon eher zum wirklichen Inhalt: "Der ultimative Führer zur Rockmusik: 1000 Künstler und Bands von den Anfängen bis heute", wobei der Schwerpunkt des Bandes in der Gegenwart liegt.

Das vorliegende Lexikon als "ultimativ" zu bezeichnen, dürfte etwas zu weit führen; die Sprache der Werbung übertreibt auch hier wie gewohnt. Allerdings wird mit dem Rough guide ein interessanter, neuer Ansatz auf dem Gebiet der Lexikon-Redaktion versucht: ursprünglich entstand dieses Lexikon innerhalb der Rough guides-Serie als Internet-Lexikon und als work in progress; dort ist es auch jetzt noch mit über 1200 Einträgen in vollem Umfang und kostenlos verfügbar.[1] Weitere Rough guides, von denen auch englischsprachige Buchausgaben vorliegen, gibt es zu den Themen Travel, Music (mit Weltmusik;[2] Jazz; Klassische Musik; Oper; Reggae), Internet und News. Die Internet-Artikel enthalten neben Text und Bildern auch Querverweise auf andere Internet-Seiten sowie auf aktuelle Tourneen der Bands und auf den CD-Versandhandel.

Neu an den Rough guides ist die inhaltliche Konzeption, die darin besteht, die Artikel nicht von ausgewiesenen Autoren schreiben zu lassen, sondern von "Fans". Dies stellt zumindest sicher, daß keine Verrisse oder ungerechtfertigte "Abrechnungen" von frustrierten Journalisten abgedruckt werden, sondern Texte von fast ausnahmslos völlig unbekannten Zeitgenossen, die die Musik und die Bands lieben, ohne dabei unkritisch zu sein. Gelegentlich führt dies zu sprachlichen Konstruktionen, wie sie bei einer Stichprobe im Artikel The Allman Brothers Band entdeckt wurden: "Ein Motorradunfall zog ihm [Duane Allman] 1971 den Stecker aus dem Verstärker ..."; "Gregg entwickelte sich zum vollgekifften Sandsack ...". Diese Leseproben sind aber nicht symptomatisch für das Lexikon. Über das Internet ruft die Redaktion Fans dazu auf, Beiträge über ihre Lieblingsband oder über noch nicht aufgenommene Musiker einzusenden.

Für den deutschen Markt wurden auch Artikel über deutsche Rockbands und Rockmusiker (z.B. Die Ärzte, Blumfeld, Die Fantastischen Vier, Kraftwerk, Marius Müller-Westernhagen, Zeltinger, Helmut Zerlett) aufgenommen. Sachartikel (Austro-Pop, Deutscher Demokratischer Rock, Girl Groups, Krautrock, Neue Deutsche Welle) sind gleichfalls vorhanden. Inhaltlich definiert das Lexikon nicht, was genau unter "Pop" oder "Rock" verstanden wird, bietet jedoch neben der Aufnahme von weniger bekannten Bands eine breite Palette, die u.a. Country (z.B. Johnny Cash, Emylou Harris), Soul (Isaak Hayes, Marvin Gaye, Aretha Franklin, Al Green, Curtis Mayfield, Junior Walker, Stevie Wonder u.a.), Blues (John Lee Hooker, Howlin' Wolf, B. B. King, Leadbelly, Muddy Waters u.a.) mit einbezieht. Ein Artikel über Miles Davis und dessen Aktivitäten in der Popmusik stellt die einzige Brücke zum Jazz dar; weitere Jazzmusiker sind nicht enthalten; hier darf man auf die Übersetzung des Rough guide to Jazz gespannt sein. Als Auswahlkriterium für den Abdruck scheint mehr die Originalität des Textes gegolten zu haben als die Frage, ob ein bestimmter Musiker enthalten sein soll oder nicht.

Das Lexikon ist durchgehend mit Photographien illustriert, typographisch gut präsentiert und lädt dadurch auch zum Schmökern oder einfachen Blättern ein. Jeder Artikel enthält eine Auswahldiskographie. Weniger gelungen ist das Register der Bands und Künstler, das zwar nach den Nachnamen sortiert, aber in der Reihenfolge "Vorname + Nachname" mit Seitennummer auflistet und leider nicht alle in den Artikeln erwähnten Personen aufführt (beispielsweise fehlen aus dem Artikel Jethro Tull Ian Anderson oder Roland Kirk). Dennoch erhält der Käufer für den Preis ein gewichtiges Werk, das neue, interessante Wege geht. Man darf auf die weiteren Bände gespannt sein.

Bernhard Hefele


[1]
http://www.roughguides.com (zurück)
[2]
Eine deutsche Ausgabe kündigt der Metzler-Verlag für September 1998 an: Weltmusik / hrsg. von Simon Broughton ... - 1998. - Ca. 800 S. : Ill. - (Rough guide). - ISBN 3-476-01532-7 : ca. DM 58.00. - Dem vorliegenden Band ist zu entnehmen, daß auch eine deutsche Ausgabe des Bandes Jazz geplant ist. (zurück)

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