Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Harenberg-Kammermusikführer


98-3/4-275
Harenberg-Kammermusikführer : 600 Werke vom Solostück bis zum Nonett / [Autoren: Alfred Beaujean ... Gramophone-CD-Tips: James Jolly]. Geleitwort von Yehudi Menuhin. - Dortmund : Harenberg, 1997. - 1024 S. : Ill. ; 25 cm + 12 CDs. - ISBN 3-611-00609-2 (Buch) : DM 98.00 - ISBN 3-611-00090-6 (CDs) : DM 149.00
[4647]
98-3/4-276
Kammermusikführer / hrsg. von Ingeborg Allihn. - Stuttgart ; Weimar : Metzler ; Kassel : Bärenreiter, 1998. - XXVII, 706 S. ; 25 cm. - ISBN 3-476-00980-7 (Metzler) - ISBN 3-7618-2006-2 (Bärenreiter) : DM 78.00
[4508]

"Über 600 Werke" der "180 bedeutendsten Komponisten" stellt der Harenberg-Kammermusikführer vor und bietet darüber hinaus "mehr als 500 CD-Empfehlungen" der "Fachzeitschrift `Gramophone'", "900 Fotos [und sonstige Abbildungen] von Komponisten und Interpreten, Handschriften und Dokumenten" (Umschlag). Vorgestellt werden Werke für 1 - 9 Spieler; ausgeschlossen sind Werke mit Gesang und Werke für elektronische Instrumente, darüber hinaus wird die solistische Klaviermusik "einem Extraführer vorbehalten" (S. 6).[1] In Anlage, Aufmachung und Übersichtlichkeit (teilweise durch farbige Überschriften) entspricht er seinen beiden Vorgängern Harenberg-Opernführer[2] und Harenberg-Konzertführer[3]: alphabetisch nach Komponisten geordnet, beginnen die mit Namenskürzeln gezeichneten Artikel jeweils mit einer kurzen Biographie, zu der ein Bild und knappe Literaturangaben gehören[4] und denen sich teilweise tabellarische Übersichten über das Kammermusikwerk anschließen. Es folgen die nach Gattungen und Besetzungen, innerhalb nach Entstehung bzw. Uraufführung geordneten Werkbeschreibungen, die in die Abschnitte Entstehung, Zur Musik, Wirkung gegliedert sind und mit dem Hinweis auf das Hörbeispiel sowie häufig der Angabe von Satzfolge, Entstehung, Uraufführung, Verlag (praktische Spielausgaben) und Spieldauer beginnen und mit den CD-Empfehlungen enden. Die Wertungen der CD-Empfehlungen: D = digitale Einspielung; O = mit Originalinstrumenten eingespielt; K = besonders empfehlenswerte Interpretation; R = kaum zu übertreffende "Referenzaufnahme".

Beigaben und Register: 1. am Anfang des Bandes werden die im Führer vorkommenden Gattungen und Besetzungen der Kammermusik vorgestellt; am Schluß des Bandes: 2. Ensemblelexikon (mit einer alten Abbildung des Melos Quartettes vor dem Wechsel in der 2. Violine 1993); 3. Instrumentenlexikon, mit zahlreichen Abbildungen; 4. Glossar; 5. Komponisten-Chronologie von Dietrich Buxtehude (1637 - 1707) bis Wolfgang Rihm (1952 - ) mit Hinweis auf Seitenzahl und Hörbeispiele; 6. Werkeregister nach "originalen und umgangssprachlichen Titeln" (S. 985), ebenfalls mit Hinweis auf Seitenzahl und Hörbeispiele; 7. Personenregister; 8. Kurzbiographien der fast ausschließlich deutschen Autoren, überwiegend Musikwissenschaftler, ohne Nennung ihrer Artikel; 9. Bildquellenverzeichnis. Wie beim Harenberg-Konzertführer hat das Inhaltsverzeichnis auch hier wieder Registerfunktion: das Alphabet der Komponisten, unter denen ihre vorgestellten Werke aufgeführt werden, ermöglicht mit Angabe von Seitenzahl und Hörbeispiel das schnelle Auffinden eines Komponisten oder Werkes.

Parallel erscheint wiederum eine Kassette mit 12 CDs mit Einspielungen aus dem Repertoire der Firmen Decca, Deutsche Grammophon und Philips Classics, insgesamt 179 Hörbeispiele (vollständige Sätze) mit einer Dauer von 15 Stunden. Buch und CDs sind, obwohl separat erhältlich, durch Verweisungen verknüpft. Unter Angabe des eingespielten Satzes und der Interpreten verweist der Harenberg-Kammermusikführer auf die Nummer der CD und des Stückes, das Booklet der jeweiligen CD auf die Seitenzahl des Buches. Ein gemeinsames Inhaltsverzeichnis für alle 12 CDs fehlt auch hier, so daß wiederum für eine vollständige Übersicht über die Hörbeispiele auf das Inhaltsverzeichnis, die Komponisten-Chronologie oder das weniger geeignete Werkeregister des Buches zurückgegriffen werden muß.

Der Kammermusikführer aus den Verlagen Metzler und Bärenreiter von Ingeborg Allihn präsentiert kammermusikalische Werke, wie der Harenberg-Kammermusikführer ebenfalls ohne solistische Klaviermusik. Im Gegensatz zu diesem beschränkt Allihn die Berichtszeit auf die letzten ca. 200 Jahre (Harenberg: ca. 300 Jahre) unter besonderer Berücksichtigung der Gegenwart und versucht, durch die Verzeichnung moderner Werke für mehr als neun Spieler auch dem kammermusikalischen Schaffen des 20. Jahrhunderts, das mit zahlreichen Komponisten vertreten ist, Rechnung zu tragen. "Oberstes Kriterium für die Werkauswahl ist daher nicht die Anzahl der verlangten Instrumente, sondern die solistische Besetzung einzelner Stimmen, ihre Beziehungen zueinander und die Art des gemeinsamen Musizierens, die Faktur der Werke sowie die Dichte, in der die musikalischen Ereignisse aufeinander folgen." (S. V). Aufgenommen sind außerdem auch vergessene Werke außerhalb des heute gängigen Repertoires sowie Werke mit elektronischen Instrumenten in Verbindung mit nicht-elektronischen, nicht jedoch ausschließlich elektronische Werke.

Die gezeichneten Artikel im Alphabet der Komponisten setzen sich aus folgenden Teilen zusammen: einer kurzen Biographie; einem vollständigen Verzeichnis der Kammermusikwerke, geordnet nach Besetzungen, innerhalb chronologisch, dazu am Ende jeweils die eigenen und fremden Bearbeitungen; einer kurzen Abhandlung zum kammermusikalischen Schaffen des Komponisten; den Werkbeschreibungen, die mit der Angabe der Satzbezeichnungen, der Aufführungsdauer und des Verlages - ggf. der Erstausgabe mit Erscheinungsjahr - beginnen. Bis auf die Nennung des Werkverzeichnisses und von Gesamtausgaben - ohne Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu können[5] - verzichtet Allihn auf bibliographische Angaben, was im Rahmen eines Werkes wie des vorliegenden durchaus legitim ist, doch erscheint der generelle Hinweis auf New Grove und die neue MGG, deren Personenteil derzeit noch nicht vorliegt, für letztere durchaus voreilig.

Das Verzeichnis der überwiegend deutschen Autoren[6] am Beginn des Bandes nennt den Wohnort und die von ihnen verfaßten Artikel. Der Band schließt mit einem Personenregister.

Zwar war der Kammermusikführer ursprünglich als Teil des Konzertbuchs[7] konzipiert, doch handelte es sich damals um ein Werk mit anderen Schwerpunkten: der Kammermusik-Teil des Konzertbuchs wollte "instrumentale (außer Klavierwerke) Kammermusik aus sämtlichen Epochen und unterschiedlichen Kulturkreisen -... dokumentieren ... [mit] Schwerpunkt auf dem europäischen kompositorischen Schaffen" (S. 7). So verzeichnete dieser Band 97 Komponisten von A - G, der jetzt erschienene Kammermusikführer dagegen für dieselben Buchstaben nur 47 (Harenberg: 67[8]); neu sind Namen wie Lili Boulanger, Mogens Christensen, Edward Elgar, Louise Farrenc, (teilweise aufgrund der reduzierten Berichtszeit) nicht mehr enthalten sind dagegen verschiedene Angehörige der Bach-Familie (Johann Sebastian u.a.), Luigi Boccherini u.a.

Aufgrund der etwas unterschiedlichen Konzeption kann keinem der beiden Werke der Vorzug gegeben werden; in Bibliotheken sollten beide ergänzend benutzt werden können.[9] Für den privaten Käufer, der nicht zwei Werke erwerben möchte, sei der Harenberg-Kammermusikführer empfohlen.

Martina Rommel


[1]
Harenberg-Klaviermusikführer : 600 Werke vom Barock bis zur Gegenwart / hrsg. von Christoph Rueger. [Autoren: Richard Braun ... FonoForum-CD-Tips: Josef Manhart]. Geleitwort von Martha Argerich. - Dortmund : Harenberg, 1998. - 1008 S. : Ill. ; 25 cm + 12 CDs. - ISBN 3-611-00679-3 (Buch) : DM 98.00 - ISBN 3-611-00680-7 (CDs) : DM 149.00 [5068]. - Eine Rezension in IFB ist vorgesehen. (zurück)
[2]
IFB 96-1-061. - Inzwischen liegt die 4., überarb. Aufl. 1997 vor. (zurück)
[3]
IFB 96-4-483. (zurück)
[4]
Wie bereits beim Harenberg-Konzertführer wird wieder lediglich auf Monographien hingewiesen, deren Auswahlkriterien fraglich sind und zu denen wenigstens nicht ausschließlich das der Lieferbarkeit zählt, da auch auf ältere Titel, z.B. von 1950 bei Sibelius, von 1873 - 1880 bei Bach, hingewiesen wird. (zurück)
[5]
So fehlt z.B. der Hinweis auf die seit 1996 erscheinende neue Brahms-Gesamtausgabe: Neue Ausgabe sämtlicher Werke / Johannes Brahms. Hrsg. von der Johannes-Brahms-Gesamtausgabe e.V. ... - München : Henle. - Ser. 1,1 (1996) - . (zurück)
[6]
Von 10 auch im Autorenhandbuch Musik 1. 1987/98 (1997) enthaltenen Personen sind nach dessen Ausweis 6 Musikwissenschaftler, 1 Musikjournalistin und 3 Personen ohne Angabe von Disziplin und Beruf. (zurück)
[7]
Konzertbuch. - Leipzig : Deutscher Verlag für Musik. - Kammermusik / hrsg. von Ingeborg Allihn. - ISBN 3-370-00203-5. - 1. - A - G. - 1. Aufl. - 1988. - 743 S. : Notenbeisp. - ISBN 3-370-00248-5. - Im Gegensatz zu den weiteren Teilen Klaviermusik (1 Bd.) und Orchestermusik (6 Bd.) sind die weiteren Bände für die Kammermusik bis heute nicht erschienen und dürften wohl auch nicht mehr zu erwarten sein. (zurück)
[8]
Der folgende Führer deren 83: Reclams Kammermusikführer / hrsg. von Arnold Werner-Jensen. Unter Mitarb. von Ludwig Finscher ... - 12. Aufl. - Stuttgart : Reclam, 1997. - 1168 S. : graph. Darst., Notenbeisp. - ISBN 3-15-010437-8 : DM 56.80. (zurück)
[9]
Zum Vergleich werden im folgenden die unter K verzeichneten Komponisten aufgeführt: bei Harenberg Mauricio Kagel, Friedrich Kiel, August Klughardt, Zoltán Kodály, Charles Koechlin, Erich Wolfgang Korngold, Hans Krása, Fritz Kreisler, Ernst Krenek, Conradin Kreutzer, Franz Krommer, Friedrich Kuhlau, György Kurtág; bei Allihn: Mauricio Kagel, Georg Katzer, Milko Kelemen, Tristan Keuris, Zoltán Kodály, Ernst Krenek, György Kurtág. (zurück)

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