Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4

Valerij Perelesin


98-3/4-254
Valerij Perelesin : (1913 - 1992) ; catalogue of his papers and books in Leiden University Library / by Jan Paul Hinrichs. - Leiden : Leiden University Library, 1997. - 184 S. ; 25 cm. - (Codices manuscripti / Bibliotheca Universitatis Leidensis ; 27). - ISBN 90-74204-07-4 : Hfl. .00
[4888]

Die Nachlässe russischer Emigranten sind in seltensten Fälle erfaßt. Ein derartiger Glücksfall betrifft den Lyriker Valerij Perelesin (eig. Valerij Francevic Salatko-Petrisce), Autor insbesondere von 13 Gedichtbüchern und einem Roman in Versen. Er gehört zur fernöstlichen Emigration (lebte in Harbin, Peking und Shanghai). Von 1953 bis zum Tode war Rio de Janeiro sein Wohnsitz. Jan Paul Hinrichs, der seit 1983 mehrere Bände mit Gedichten und Memoiren Perelesins veröffentlicht hat, erhielt für die Universität Leiden den größten Teil von Perelesins Nachlaß und legt bereits jetzt einen Katalog des umfangreichen Archivs vor. Über die grundsätzlichen Schwierigkeiten und Bemühungen des Instituts für Weltliteratur der Russischen Akademie der Wissenschaften (IMLI RAN), einen Überblick über Archive der Emigranten zu erhalten, informiert ein Artikel von M. A. Ajvazjan aus dem Jahre 1993. Er berichtet, Perelesin habe sein Archiv IMLI RAN vermacht und man habe es mit Mühe nach Moskau geschafft. Das große Archiv in der Universitätsbibliothek Leiden erwähnt er aber ebenso wenig, wie den Tatbestand, daß das Moskauer Archiv nicht katalogisiert ist und nur unzureichend genutzt werden kann.[1] Hinrichs hingegen verweist darauf und auf einen dritten, ebenso unbekannten Teil des Nachlasses, der sich im Privatbesitz von Evgenij Vitkovskij, Moskau befindet.

Hinrichs ausführlicher, mustergültiger Katalog des Archivs - Briefe von und an Perelesin, Manuskripte von Gedichten, Tagebücher, biographische Dokumente usw. - bietet eine hervorragende Grundlage für die Forschung über den Autor und die fernöstliche Emigration insgesamt, auch über das dortige kirchliche Leben, da Perelesin 1938 - 1945 russisch-orthodoxer Mönch war. Einige Register und eine Auswahlbibliographie erweitern den Nutzen von Hinrichs Katalog. Die Eintragungen sind, wenn nötig und möglich, gründlich auf Englisch kommentiert. Perelesin hatte einen Teil seines Archivs selbst geordnet und gelegentlich erläutert. Seine Informationen geben auch einen Einblick in die Gefahren im Leben der russischen Emigranten in China. Immer wieder findet man Überraschendes, so die Ankündigung, daß in der Endphase der Sowjetunion ein Band mit einer Auflage von 50.000 Ex. hatte erscheinen sollen (nach Novye knigi, 1990, 25), aber dem Zusammenbruch des russischen Verlagswesens zum Opfer fiel. Das russische Verlagswesen ist ebenso im Umbruch wie die Wissenschaft. Werke wie dieser Katalog sind ein wesentlicher Beitrag zur allmählichen Aufarbeitung der Schäden der Vergangenheit. Perelesin, ein guter Lyriker mit einer Vorliebe für das Sonett, ist die Forschung wert.[2]

Wolfgang Kasack


[1]
K voprosu o formirovanii fondov russkoj emigracii 1917 - 1940 gg. / M. A. Ajvazjan. // In: Kul'turnoe nasledie Rossijskoj emigracii 1917 - 1940 / E. P. Celysev ; D. M. Sachovskoj. - Moskva : Nasledie. - 2 (1994), S. 402 - 408, insbes. S. 405. (zurück)
[2]
Vgl. meine Rezensionen in: Osteuropa. - 41 (1991),8. S. 822 f. und Zeitschrift für slavische Philologie. - 57 (1998),1, S. 212 - 214. (zurück)

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