Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Möser-Bibliographie 1730 - 1990


98-3/4-247
Möser-Bibliographie 1730 - 1990 / hrsg. von Winfried Woesler. Unter Mitarb. von Brigitte Erker ... - Tübingen : Niemeyer, 1997. - XXII, 899 S. ; 24 cm. - ISBN 3-484-10713-8 : DM 416.00
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Daß die literaturwissenschaftliche Personalbibliographie durch die Einbindung in die Arbeit spezieller Forschungs- und Editionsstellen zu einzelnen Autoren besondere Schubkraft erfährt, zeigt auch diese Bibliographie erneut. Entstand sie doch als Teil der umfassenden Konzeption der Möser-Forschung an der Universität Osnabrück und der dortigen Justus-Möser-Forschungsstelle. So erklären sich Opulenz, Akribie und Zuverlässigkeit der vorliegenden Arbeit, aber auch einige Besonderheiten. Nach dem Vollständigkeitsprinzip, das sich bis zu wichtigen Zeitungsbeiträgen und Rezensionen erstreckt, wird die Primär- und Sekundärliteratur mit insgesamt ca. 2500 bibliographischen Beschreibungen umfassend nachgewiesen. Die Spezifik des Möserschen Lebenswerkes, das literarische, journalistische, staatlich-politische und juristische Bereiche gleichermaßen aufweist, prägt weite Teile der Gliederungsstruktur und wird u.a. durch eine systematische Übersicht der zu Lebzeiten erschienenen Drucke (Kurztitel) neben der ausführlichen chronologischen Verzeichnung, auf die im einzelnen verwiesen wird, deutlich. Insgesamt verlangt die Systematik schon einige Aufmerksamkeit, wenn man sich orientieren will. Problematisch ist die (auch typographisch wenig prägnante) Teilung nach selbständig und unselbständig erschienenen Publikationen. Mag dies noch für die Erstdrucke sinnvoll sein, so bringt dieses formale Prinzip besonders für die Sekundärliteratur (zumal es dort ständig verletzt wird, s. S. 559 ff.) wenig Gewinn, ja zerstört die chronologische Genese der Möserforschung und -pflege. Einige Doppelungen hätten vermieden werden sollen (z. B. II.B.1.4.2. und II.C.1.2. oder II.B.3.4. und II.C.1.5.). Die als Anhang in die Bibliographie eingeschobene Liste der "wichtigsten" selbständigen Publikationen könnte - trotz der vorsichtshalber selbstironisch relativierenden Anführungszeichen - Kritik provozieren.

Die Bibliographie ist dank ihrer hohen Erfassungsdichte sehr aussagefähig, an einigen Stellen wird allerdings des Guten zuviel getan, etwa bei Nr. 1288 (Mösers Name im Text 1 x en passant erwähnt) oder Nr. 2006B und 2007, wo annotiert wird "Anklänge [!] an Mösers Aktientheorie", "Möser selbst nicht erwähnt". Auch der vermeintlich lückenlose Nachweis von Allgemeinbibliographien und übergreifenden retrospektiven Fachbibliographien (besonders S. 407 ff.) erzeugt Redundanz, soll doch die Personalbibliographie gerade die aufwendige Auswertung der allgemeinen Hilfsmittel überflüssig machen. Insgesamt überzeugt jedoch der Nachweis der Möserliteratur einschließlich der wirkungsgeschichtlichen Veröffentlichungen. Hervorgehoben sei die detaillierte Erschließung der Primärliteratur, vor allem der bedeutenderen Werkausgaben. Hier werden editorische Belange vorzüglich bedient und die bisherige Bilanz der Möser-Edition in den Gruppen Zweifelhaftes und Unechtes bzw. Möser vielleicht zuschreibbare Stücke (S. 239 - 246) gezogen. Auch die als längerer Anhang mitgeteilten und durch Verweisungen mit der Bibliographie verknüpften Korrespondenzübersichten der Briefe von und an Möser sowie Jenny von Voigts sind sehr nützlich; das in die Bibliographie eingeschobene Verzeichnis der Möser-Porträts (S. 469 - 483) ist dagegen so ungünstig plaziert, daß es den Ablauf des bibliographischen Verzeichnisses unterbricht und selbst übersehen werden kann.

Hervorzuheben ist neben der Zuverlässigkeit der einzelnen bibliographischen Beschreibungen die Fülle der Annotationen, die sowohl aus inhaltlich kommentierenden Bemerkungen als auch ausführlichen Inhaltsverzeichnissen zu wichtigen Buchveröffentlichungen bestehen können. (Dem Verzeichnis der sogenannten "Umkreisbriefe", S. 792 - 806, fehlen allerdings die Annotationen mit dem konkreten Möser-Bezug.) Mit Hilfe von Annotationen in Form von Verweisungen wird auch eine enge Verzahnung zwischen den Gruppen der Primär- und Sekundärliteratur erreicht, die die Benutzung sehr erleichtert. Zwei umfangreiche Register zu den Möserschen Texten bzw. allen erwähnten Personen ermöglichen einen umfassenden Zugang zur inhaltlichen Fülle, wenn auch die in den Annotationen erwähnten Personen nicht immer im Register berücksichtigt werden (z.B. aus Nr. 1309 Bertuch, Goethe, Herder u.a., aus Nr. 1344B Kant). Diese solid erarbeitete Personalbibliographie wird bald zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel der Möserforschung und -edition werden. Es ist erfreulich, daß die Bearbeiter ihre Fortsetzung im Periodicum Möser-Forum[1] zusagen.

Siegfried Seifert


[1]
Möser-Forum / hrsg. vom Verein für Geschichte und Landeskunde Osnabrück. - Osnabrück : Verein ... - (Osnabrücker Geschichtsquellen und Forschungen ; ...). - 1 (1989). - (... ; 27); 2 (1994). - (... 35) - (zurück)

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