Auch der eigentliche Katalog enthält eine große Fülle interessanter Einzelheiten. Durchweg solide Beschreibungen, dazu viele Abbildungen von Handschriften. Längst nicht überall ist ihnen in den Erläuterungen eine Transkription beigegeben, was man mit Blick auf die protreptische Wirkung, die ein solcher Katalog doch auch haben kann, bedauern mag, da die Entwürfe der Droste wegen starker Binnenvarianz nicht immer leicht zu lesen sind. Auch im Katalogteil vermißt man ein wenig den roten Faden, und manchmal ist gar der Pedanterie zuviel getan, wenn etwa die allüberall greifbare neue Frankfurter Droste-Ausgabe des Deutschen Klassiker-Verlags abgebildet und auch noch mit dem Vermerk "aus Privatbesitz" als Leihgabe bezeichnet ist.

Besonders informativ sind die Abschnitte zur Wirkungsgeschichte - mit schönen Einfällen zur Droste-Rezeption bei Gottfried Benn, Sarah Kirsch und Ulla Hahn - und zu den illustrierten Ausgaben. Freilich hätte gerade hier eine weniger altmodische Gestaltung geholfen, die schönen Einfälle auch optisch zur Geltung zu bringen, wie sie dem verwöhnten Besucher von Literaturausstellungen durch die Marbacher Kataloge inzwischen vielleicht allzu selbstverständlich geworden ist. Statt dessen sind hier - vermutlich aus Kostengründen - die farbigen Abbildungen alle an einer Stelle zusammengezogen.

Wer sich von einer gewissen äußerlichen Sprödigkeit nicht abschrecken läßt - und die Schönheit der Drosteschen Dichtung erschließt sich ja auch nur solchen Lesern, die sich von Sprödigkeit nicht abschrecken lassen -, kann in dem Band, der seinen Wert weit über den Anlaß hinaus behalten wird, viel Unbekanntes entdecken und manch Vertrautes in neuen Zusammenhängen wiederentdecken.

Hans-Albrecht Koch