Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Quellenlexikon zur deutschen Literaturgeschichte


98-3/4-237
Quellenlexikon zur deutschen Literaturgeschichte : Personal- und Einzelwerkbibliographien der internationalen Sekundärliteratur 1945 - 1990 zur deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart = Bibliography of studies on German literary history / Heiner Schmidt. Bibliographische Mitarb. von Günter Albrecht ... - 3. überarb., wesentlich erw. und auf den neuesten Stand gebrachte Aufl. - Duisburg : Verlag für Pädagogische Dokumentation. - 25 cm. - Bis 2. Aufl. u.d.T.: Quellenlexikon der Interpretationen und Textanalysen
[2288]
Bd. 1 (1994) - 9 (1996)
Bd. 10. Gua - Hau. - 1997. - 512 S. - ISBN 3-930551-10-1 : DM 228.00
Bd. 11. Hau - Hei. - 1997. - 512 S. - ISBN 3-930551-11-X : DM 228.00
Bd. 12. Hei - Hes. - 1997. - 512 S. - ISBN 3-930551-12-8 : DM 228.00
Bd. 13. Hes - Hol. - 1997. - 512 S. - ISBN 3-930551-13-6 : DM 228.00
Bd. 14. Hol - Jel. - 1998. - 512 S. - ISBN 3-930551-14-4 : DM 228.00

Bd. 1 (1994) der 3., wesentlich erweiterten Auflage dieser umfassenden Bibliographie, deren 1. sowie die unveränderte 2. Aufl. mit 2 Nachtragsbänden u.d.T. Quellenlexikon der Interpretationen und Textanalysen 1984 - 1987 erschienen war, wurde noch im selben Jahr in IFB 94-3/4-438 ausführlich gewürdigt. Seitdem erscheinen die weiteren Bände in gedrängter Folge: 1997 waren es nicht weniger als vier und mit dem neuesten zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Folgerezension vorliegenden Band, der bereits bis Jel reicht, dürfte knapp die Hälfte des Autorenalphabets bearbeitet sein. Es lohnt also durchaus, einen kurzen Zwischenbericht zu geben und sei es nur, um solche Bibliotheken, die diese Bibliographie womöglich noch nicht zur Fortsetzung bestellt haben, an ihr Versäumnis zu erinnern und ihnen die Chance zu geben, das Werk doch noch zu erwerben, bevor die kleine, auf Grund der Vorbestellungen kalkulierte Auflage vergriffen ist.

Wenn man bedenkt, daß jeder Band exakt abgezirkelt 512 Seiten umfaßt und ca. 15.000 Nachweise enthält, was bis zum vorliegenden Bd. 14 bereits ca. 210.000 Titel ergibt, kann man sich nur vor dem Fleiß, der Ausdauer und dem soz. uhrwerkhaften Funktionieren des Bibliographen verneigen. Das gilt unbeschadet der Tatsache, daß er über einen internationalen Mitarbeiterstab gebietet, weiß man doch, wie aufwendig die Koordination vieler Beiträger sein kann, vor allem, wenn sie zwischen Finnland und Portugal und von den USA bis Japan zu Hause sind.

An der Titelfassung des Werkes könnte man freilich mäkeln, handelt es sich doch ebensowenig wie bei den Vorauflagen um ein Lexikon, sondern um eine Bibliographie, wie ja auch aus dem englischsprachigen Paralleltitel hervorgeht. Auch wäre es angebracht, um die unerhörte Breite der Dokumentation zu charakterisieren, nicht lediglich von deutscher Literaturgeschichte zu sprechen, sondern von deutscher Literatur- und Geistesgeschichte. Die Einleitung reklamiert für die Bibliographie einen "weite(n) Literaturbegriff"; ihr "besonderes Merkmal [ist] ... der Einbezug von Philosophen, Pädagogen, Theologen und Kulturwissenschaftlern", und dieser dient keineswegs allein dazu, "den geisteswissenschaftlichen und ideengeschichtlichen Kontext der deutschen Literatur zu erfassen oder zu vertiefen", sondern gewinnt - ob der Extension der Personalbibliographien für diese nicht unter einen 'engen Literaturbegriff' fallenden Autoren - Eigenwert, zumal dann, wenn keine oder keine ausreichenden Personalbibliographien vorliegen. Die folgende Liste, beschränkt auf Personalbibliographien mit mehr als 50 Seiten aus den Bd. 10 - 14 mag das Gesagte verdeutlichen, sind doch die beiden bei weitem umfangreichsten Personalbibliographien die von zwei Philosophen: (in Klammern angegeben ist die ungefähre Titelzahl): G. Hauptmann 62 S. (1800); G. W. F. Hegel 279 S. (8300); M. Heidegger 232 S. (6900); H. Heine 114 S. (3400); J. G. Herder 57 S. (1700); H. Hesse 70 S. (2100); F. Hölderlin 106 S. (3100); E.T.A. Hoffmann 56 S. (1600); H. von Hofmannsthal 77 S. (2300); E. Husserl 98 S. (2900).

Natürlich kann und will sich eine derart breit angelegte Bibliographie nicht mit den großen Personalbibliographien für einzelne Autoren vergleichen, die sowohl den Stoff in feiner Klassifikation präsentieren können als auch dank jahrelanger Bemühung um einen einzigen Autor und gestützt auf die Ressourcen einer leistungsfähigen Bibliothek natürlich auch mehr Titel zusammenbringen, ohne freilich Vollständigkeit erreichen zu können: das zeigte ein Stichprobenvergleich mit der weiter unten (IFB 98-3/4-246) besprochenen Heine-Bibliographie 1983/85, die zeitlich so kurz nach Bd. 11 der vorliegenden Bibliographie erschien, daß keine von beiden von der Auswertung der anderen profitieren konnte: für die Nachträge im nächsten Band der Heine-Bibliographie lohnte sich die genaue Durchsicht des Heine-Abschnitts der vorliegenden Bibliographie durchaus, würde sie doch eine Reihe übersehener Titel ergeben, die in entfernteren Quellen erschienen sind bzw. in solchen, die auf den ersten Blick keine Beziehung zu Heine erkennen lassen.

Die gerade angesprochene feine Klassifizierung der Titel in der Heine-Bibliographie übersteigt natürlich die Möglichkeiten eines bibliographischen Einzelkämpfers. Während sich der Abschnitt für die allgemeinen Titel, der dem für die Einzelwerke vorangeht, bei allen Autoren mit insgesamt wenig Titeln ganz unproblematisch benutzen läßt, gilt das nicht für die Personalbibliographien der titelreichen Autoren wie den vorstehend genannten. Bei Heine sind das immerhin 57 S. mit ca. 1700 Titeln, die lediglich im Verfasseralphabet angeboten werden. Diese betreffen fast ausnahmslos die mit einleitendem > markierten Monographien und Aufsätze, unter denen die ca. 40 mit = markierten Bibliographien und Literaturberichte untergehen; es wäre praktischer gewesen, diese zu den anderen mit = markierten Bibliographien an den Anfang des Artikels zu rücken. Ferner muß man wissen oder den Benutzungshinweisen entnehmen, daß sich hinter einleitendem - nur "anonyme oder lexikonartige Eintragungen" verbergen, so daß dementsprechend der von Volkmar Hansen gezeichnete Heine-Artikel in Killys Literaturlexikon nicht hier am Anfang, sondern unter seinem Verfasser im Teil für die allgemeine Literatur verzeichnet ist. Die Probleme der nicht weiter rubrizierten Titelfülle im Teil für die allgemeine Literatur bestehen (von seltenen Fällen wie Goethe: Faust abgesehen) nicht für die Literatur zu den Einzelwerken, da diese in der Regel von überschaubarem Umfang ist.

Auf Besonderheiten der Verzeichnung sei noch einmal präzisierend hingewiesen: Aufsätze und sonstige unselbständige Beiträge werden grundsätzlich nicht mit ihrem Titel aufgeführt, sondern mit einer durch Kursivsatz abgesetzten inhaltlichen Zusammenfassung zitiert, die häufig einer extrem verknappten Annotation gleichkommt, was nicht nur bei vagen Titeln in gängigen Sprachen nützlich ist, sondern bei Titeln in entlegenen Sprachen eine unschätzbare Hilfe bedeutet; die Sprache, in der der Aufsatz verfaßt ist, wird, von deutschen Titeln abgesehen, jeweils durch ein Kürzel in eckigen Klammern angegeben.

Gegenstand dieser Bibliographie sind Autoren und anonyme Literaturdenkmäler, über die in den Jahren 1945 - 1990 Sekundärliteratur erschienen ist; dieses Kriterium gilt auch dann als erfüllt, wenn der Autor nur im Kosch oder z.B. im Verfasserlexikon mit einem Artikel vertreten ist oder im Deutschen biographischen Archiv vorkommt. Auf der ersten Seite von Bd. 11 (S. 7) sind allein 4 Autoren nur dank Kosch vertreten, drei weitere mit Fundstellen nur im Kosch sowie im DBA und/oder in Rambaldos vorläufigem Register zum Goedeke. Man kann dieses Verfahren, wie es der Rezensent von Bd. 1 tat, für überflüssig halten oder es der nicht erklärten Absicht von Heiner Schmidt zuschreiben, mit seiner Bibliographie zugleich einen Schlüssel zu den wichtigen Autorenlexika und Bibliographien zu bieten, wodurch dieses Verfahren eine durchaus positive Wertung erfahren kann. Deshalb sei auch angeregt, Neuerscheinungen solcher Werke[1] auszuwerten, sobald sie zur Verfügung stehen und nach Abschluß des Alphabets einen Nachtrag vorzusehen, der die Fundstellen für die Autoren früherer Alphabetabschnitte nachtrüge. Dieser Nachtrag hätte womöglich im letzten Band Platz, falls dieser mit dem Buchstaben Z nicht das Bandsoll von 512 S. erfüllen sollte. Unabhängig davon wäre zu überlegen, nach Abschluß der gedruckten Ausgabe, deren Text in digitaler (und hoffentlich in detailliert aufbereiteter) Form bereits vorliegt, eine CD-ROM-Ausgabe vorzulegen, die die gewünschten Nachträge auch gleich an der richtigen Stelle einfügen könnte.

Klaus Schreiber


[1]
Zu denken ist u.a. an die weiteren Ergänzungsbände zum Kosch (IFB 94-3/4-434), an das Deutsche Schriftstellerlexikon (IFB 95-3-397 und 98-3/4-236), an das weiter oben (IFB 98-3/4-235) besprochene neue, endgültige Register zum Goedeke oder an das Fundbuch der Gedichtinterpretationen (IFB 97-3/4-316), das sinnvoll den jetzt häufig zitierten Schlepper ergänzen könnte. (zurück)

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