Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
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Walford's guide to reference material


98-3/4-170
Walford's guide to reference material . - 7. ed. - London : Library Association Publishing. - 26 cm. - (Auslfg. über K. G. Saur, München)
[4048]
Vol. 2. Social and historical sciences, philosophy and religion / ed. by Alan Day and Michael Walsh. - 1998. - XII, 1147 S. - ISBN 1-85604-223-5 : 498.00 (Saur)

Zwei Jahre auf Bd. 1 der 7. Aufl.[1] und vier Jahre auf Bd. 2 der Vorauflage[2] folgt im inzwischen stabilen Erscheinungsrhythmus die 7. Aufl. von Bd. 2 von Walford's guide to reference material, der immer noch zu den ganz wenigen Standardwerken seines Genres gehört, weshalb seit 1974 sukzessive alle Bände besprochen wurden, auch wenn mit jedem neuen Band die ärgerlichen Seiten mehr stören, da die Herausgeber offensichtlich nicht in der Lage sind, die bekannten Mängel abzustellen.

Bd. 2 behandelt die DK-Klassen 1 (Philosophie), 2 (Religion), 3 (Sozialwissenschaften einschließlich 65 business & management) sowie im zweiten Teil die DK-Klasse 9 (Geographie, Biographie, Geschichte). Die Bearbeitung, d.h. vor allem die Aktualisierung des ersten Teils wurde einem neuen Team anvertraut; verzeichnet sind jetzt 4315 Titel gegenüber 4150 in der 6. Aufl.; da jedoch lt. Vorwort rund 300 neue Titel hinzugekommen sind, ist die Fluktuation dank Streichung veralteter Titel[3] größer, als sich an diesen beiden Zahlen ablesen läßt. Der zweite Teil für die DK-Klasse 9 wurde wiederum von Alan Day bearbeitet und verzeichnet jetzt 3997 (gegenüber 4033) Titel bei ca. 670 neuen und 775 gestrichenen Eintragungen. Die Gesamtzahl ist von 8183 Titeln auf 8312 angestiegen, wobei diese Vermehrung überproportional die ersten DK-Klassen begünstigt.

Redaktionsschluß war Mitte 1997: bei fließendem Berichtsende wurden noch möglichst viele Titel mit Erscheinungsjahr 1996 und 1997 berücksichtigt. Daß die Ermittlung neuer Titel und Auflagen dank der Recherchen in Online-Bibliographien und -Katalogen einfacher geworden ist, erkennt das Vorwort an, doch müßte man auch die richtigen Datenbanken auswählen. Wenn es etwa um deutsche Titel geht, genügt eben nicht die Recherche in englischen und amerikanischen Datenbanken, da dort mit verzögerter Anzeige (wenn die Titel überhaupt aufgenommen werden) zu rechnen ist; deutsche Datenbanken oder gar das Online-Angebot von IFB (zumindest das englischsprachige Reference reviews Europe online) haben die Bearbeiter aber wohl nicht benutzt, wären dann doch die veralteten Angaben und die massiven Lücken nicht so bemerkenswert. Dazu Belege aus den Bereichen deutsche Geschichte und Philosophie.

Wenn man die 46 Eintragungen zur deutschen Geschichte (Nr. 7359 - 7405) prüft, so entfallen weit mehr als die Hälfte (27) allein auf die Weimarer Zeit und (vor allem) das Dritte Reich. Als Lexika zur deutschen Geschichte werden nur zwei englischsprachige angeboten, ein schmalbrüstiges Büchlein von 187 S. von 1978 (Nr. 7367) und ein Band aus der wenig qualitätvollen Reihe der European historical dictionaries von Scarecrow Press (Nr. 7368).[4] Dafür gefallen dem Herausgeber offensichtlich die Bände aus dem Chronik-Verlag, von denen er insgesamt 8 für die deutschsprachigen Länder verzeichnet. Für Deutschland findet sich der Chronik-Band für Berlin (Nr. 7363) im Abschnitt für die Geschichte Deutschlands allgemein, die Bände für Bayern, Bonn und das Ruhrgebiet (Nr. 7402 - 7404) dagegen im Abschnitt für die Bundesrepublik. Das Berlin-Handbuch (Nr. 4637) findet sich dagegen an ganz anderer Stelle, nämlich unter area-studies und es fehlt zudem im Schlagwortregister unter Berlin, wo außer der Nr. 7363 noch die Nr. 7619 nachgewiesen ist, unter der sich aber der Chronik-Band für die Schweiz verbirgt. Selbst des Deutschen nicht mächtige Benutzer hätten ein Anrecht darauf, die beiden laufenden Bibliographien zur deutschen Geschichte kennenzulernen:[5] beide fehlen, während das Gegenstück für die österreichische Geschichte verzeichnet ist (Nr. 7412): ob wohl deswegen, weil diese Bibliographie ursprünglich in den USA erschienen ist? Unter den Lexika zur österreichischen Geschichte finden sich wiederum nur zwei Bände aus dem Chronik-Verlag, nämlich für Österreich und für Wien, während die maßgeblichen Werke, das Österreich-Lexikon (1995) und das Historische Lexikon Wien (1992 - 1997) fehlen.[6]

Noch ein paar ärgerliche Lücken bei den Informationsmitteln zur Philosophie: wenn Walford's guide von den retrospektiven Bibliographien weder das Handbuch zur Geschichte der Philosophie noch den neuen Grundriss der Geschichte der Philosophie[7] berücksichtigt, kann man ihn nicht mehr ernst nehmen. Auch die für einige große Philosophen - deren Liste endlich ergänzt werden müßte, da z.B. Heidegger immer noch nicht zu Walford's Weihen gelangt ist - verzeichneten Informationsmittel sind weder aktuell noch berücksichtigen sie absolut unerläßliche Werke.[8]

Schlampigkeiten und Fehler bei den Titelaufnahmen sind ein unausrottbares Übel bei Walford's guide. Beispiele wie in früheren Rezensionen seien dem Leser erspart. Daß die Bearbeiter zuweilen vor der Titelmasse kapitulieren, zeigen auch Doppeleintragungen wie die für den British biographical index unter Nr. 5818 und 5838, ohne daß der Bearbeiter es gemerkt hätte, so unterschiedlich sind die Annotationen.

Fazit wie stets: neben dem zuverlässigeren aber titelärmeren Guide to reference books der ALA unverzichtbar, wenngleich wegen der Mängel bei der Titelauswahl, der unzureichenden Aktualität und der unzuverlässigen Verzeichnung ein fortdauerndes Ärgernis.

Klaus Schreiber


[1]
Vol. 1. Science and technology / ed. by Marilyn Mullay and Priscilla Schlicke. - 1996. - XII, 967 S. - ISBN 1-85604-165-4 : DM 398.00 (Saur). - Rez.: IFB 97-1/2-003. (zurück)
[2]
Vol. 2. Social and historical sciences, philosophy and religion / ed. by Alan Day and Joan M. Harvey. - 1994. - XII, 1156 S. - ISBN 1-85604-044-5 : œ 130.00 (LA), DM 398.00 (Saur). - Rez.: IFB 95-2-161. (zurück)
[3]
Als nicht nur veraltet, sondern als schon damals untauglich sollte das World directory of administrative libraries (1974) endlich begraben werden (Nr. 3347). Dafür ist das World directory of parliamentary libraries (Nr. 3208) immer noch mit der völlig überholten Aufl. von 1985 zitiert, obwohl es bereits vier neuere Auflagen gibt und das Adreßbuch inzwischen einen Begleitband bekommen hat (vgl. IFB 96-4-408 und 94-2-203). (zurück)
[4]
Historical dictionary of Germany (1995). - Rez.: IFB 95-3-470. (zurück)
[5]
IFB 97-3/4-404 - 405. (zurück)
[6]
Vgl. IFB 97-3/4-411 und 95-2-290 sowie weiter unten 98-3/4-326. (zurück)
[7]
Vgl. zuletzt IFB 98-1/2-068 bzw. 98-1/2-071. (zurück)
[8]
Nur einige wenige Beispiele mit Hinweisen auf die Fundstellen in IFB: Bei Augustinus fehlt das maßgebliche Augustinus-Lexikon ebenso wie die Computerdatei des Corpus Augustinianum Gissense (IFB 96-4-442 - 443). - Für Rousseau wird nur das inferiore Rousseau dictionary (Nr. 46) geboten, nicht dagegen das Dictionnaire de Jean-Jacques Rousseau (IFB 97-1/2-155); auch Personalbibliographien (IFB 96-2/3-256 - 257) fehlen. - Bei Sartre fehlt die bereits 1993 erschienene Bibliographie für die Berichtszeit 1980 - 1992 (IFB 96-2/3-258). (zurück)

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